Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, The Rake's Progress von Igor Stravinsky, IOCO Kritik, 23.05.2012

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, The Rake's Progress von Igor Stravinsky, IOCO Kritik, 23.05.2012
Kritik

Deutsche Oper am Rhein

 The Rake`s Progress von Igor Stravinsky

Aus dem Leben eines Wüstlings

Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel

Selten hat der Schreiber dieser Zeilen so beglückt, zufriedengestellt und in einer heiteren Stimmung einen Musentempel verlassen. Das geschah am Mittwoch zu später Stunde im Düsseldorfer Haus der Deutschen Oper am Rhein.

Das Werk, das diese Gefühle auslöste, war Igor StrawinskysThe Rake`s Progress“, die letzte Blüte in Strawinskys neoklassizistischer Periode und seine einzigartige Huldigung an Mozart. Die Oper wurde 1951 in Venedig unter der Stabführung des Komponisten uraufgeführt (mit Robert Rounseville, Ottokar Kraus und Elisabeth Schwarzkopf). Es wurde ein Welterfolg, auch in Deutschland, trotz des etwas plakativen Titels “Aus dem Leben eines Wüstlings“.

Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel
Deutsche Oper am Rhein / RAKES PROGRESS © Hans Joerg Michel

Die Geschichte, die Strawinsky und seine beiden Librettisten Chester Kallman und H. W. Auden erzählen, ist inspiriert von Hogarths KupferstichenA Rakes Progress“. Tom Rakewell ist ein behüteter Luftikus, der auf dem Land in den Tag hinein lebt, seine Anne von Herzen liebt und von einem Teufel namens Nick Shadow verführt wird zu einem Himmel auf Erden mit Macht, Reichtum und schönem Leben im fernen London. Dieser Shadow ist aber nicht so selbstlos wie es zunächst scheint. Nach einem Jahr fordert er seinen Lohn, Toms Seele.

Der Regisseurin Sabine Hartmannshenn gelingt es ganz hervorragend, diese Story in ausdrucksstarke Bilder umzusetzen, spannend, skurril und mit einer straffen, ausgefeilten Personenführung. Diese bewirkte, dem ganz wunderbaren Ensemble pralles Leben einzuhauchen.

Mit phantasievollen Einfällen, vom stilvollen Oldtimer bis zum Panorama Londons auf dem Hintergrundprospekt per Film, erfreute das Bühnenbild von Dieter Richter. So auch die üppigen, einfallsreichen Kostüme, die Susana Mendoza entworfen hatte.

Die Aufführung beeindruckte außerdem durch äußerste musikalische Geschlossenheit.

GMD Axel Kober leitete die Düsseldorfer Symphoniker präzise in den Einsätzen, ausgewogen in den Tempi und mit viel Fingerspitzengefühl für Strawinskys farbige Orchesterpalette. Außerdem ist Kober ein Meister in der Sängerbegleitung, man spürte es außerordentlich bei den ariosen Teilen.

Das Orchester war in Bestform. Der Chor klang makellos, von Christoph Kurig einstudiert. Auch die Komparserie hatte einen guten Tag und zeigte sich agiler als sonst.

Die Sänger, vokal und in ihrer darstellerischen Präsenz waren einfach nur großartig.

Matthias Klink sang den unglücklichen Helden Tom Rakewell mit schlankem tenoralem Strahl. Seine Darstellung berührte ebenso wie die fein differenzierte musikalische Auslegung der Rolle. Sein Gegenspieler Nick Shadow hatte in Bo Skovhus einen idealen Vertreter. Er war ein facettenreicher, gefährlich leiser, aber auch auftrumpfender Verführer. Sein in allen Lagen brillant klingender Bariton und seine musikalische Intelligenz konnte er auch in dieser schillernden Rolle souverän vermitteln. Annett Fritsch charakterisierte anrührend sensibel die Anne Trulove, Toms treue Freundin, deren Rolle sie auch stimmlich mit Bravour bewältigte. Die Türkenbaba war Susan McLean, monströs ausgepolstert, ein “wüstes Gefild“, dabei stimmlich glorios und mit einer ausgeprägten Vis comica.

Warme Bass-Töne verströmte Sami Luttinen als Annes Vater. Kernig und vorzüglich deklamierend war Bruce Rankin als Sellem. Prall und drall präsentierte sich Bonita Hyman als Mother Goose. Ihr saftiger Kontraalt erreichte mühelos Bass-Regionen.

Riesenjubel ließ nach drei Stunden Spieldauer das Haus erzittern. Das Publikum war begeistert.

IOCO / UGK / 23.05.2012

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