Düsseldorf, Tonhalle Düsseldorf, 7. Sternzeichen-Konzert - Okko Kamu, IOCO Kritik, 06.02.2015
7. Sternzeichen-Konzert
Chor des Städtischen Musikvereins - Düsseldorfer Symphoniker, Okko Kamu, 06.02.2015
Das siebente Sternzeichen-Konzert brachte eine erneute Begegnung mit dem finnischen Dirigenten Okko Kamu. Der Maestro stand schon einmal am Pult der Düsseldorfer Symphoniker. 1982 dirigierte er hier, unter anderem die
5. Sinfonie seines Landsmanns Jean Sibelius, die auch auf dem Programm des aktuellen Konzerts stand.
Ein älterer Konzertbesucher, dem Schreiber dieser Zeilen gut bekannt, meinte, den Sibelius damals hätte Kamu in langsamerem Tempo spielen lassen als heute. Finale Feststellung des Ohrenzeugen von damals: “Die älteren Herren haben es heutzutage immer eilig.“ Dem ist nichts weiter zuzufügen.
Die 5. Sinfonie von Sibelius war sein Schmerzenskind. Er brauchte vier Jahre und schuf mehrere Fassungen, bis er zufrieden war. Das Werk in seiner jetzigen Fassung erklang zum ersten Mal 1919.
Die schwer errungene optimistische Grundhaltung kommt besonders im einleitenden 1. Satz zur Geltung, der zwei Sätze (Moderato und Scherzo) vereint. Kamu und das Orchester musizierten mit Delikatesse. Die Chemie zwischen dem Maestro und dem Orchester scheint zu stimmen.
Der meist verhaltene Andante-Satz danach, bringt zuerst ein lyrisches Intermezzo, dessen liedhaftes Thema im Weiteren variiert wird. Okko Kamu und das Orchester verstehen es bei aller Poesie des Satzes, ihn mit drängender Energie und Spannung zu versehen.
Im finalen 3. Satz (Allegro molto) baut Sibelius gewaltige Steigerungen auf. Das hymnische Hörner-Thema ist das Fundament dafür. Kamus Tempo ist moderat, drängend aber nicht hetzend. Der heroische Grundton der Musik kam gut heraus. Das Orchester ließ farbigste Klangintensität hören. Instrumentale Details, die gemeinhin untergehen, erhielten bei aller drängenden Energie, betontes Gewicht.
Vor diesem Sibelius gab es für die Düsseldorfer Symphoniker eine Erstaufführung. Sie spielten unter Kamus Leitung die sinfonische Ballade “Der Wojewode, op. 78“ von Peter Tschaikowsky. Das Musikstück fußt auf einem Gedicht des polnischen Schriftstellers Adam Mickiewicz, eine Sex and Crime-Story, die Tschaikowsky in eine effektvolle, dramatische Musik kleidete.
Interessant ist, dass in diesem Stück, zum ersten Mal in einem Werk des Komponisten eine Celesta erklang. Ein Instrument, das wie ein Klavier gespielt wird, aber Glockenspiel-Töne produziert. (Richard Strauss hat es häufig eingesetzt) Okko Kamu und das Orchester spielten den Beginn des Stücks und das Finale rasant im Tempo. Sehr schön geriet der elegische Mittelteil. Echte Lyrik durchwehte den Streicherklang.
Im ersten Teil des Konzerts (Tschaikowsky und Sibelius gab es nach der Pause) waren Werke von Johannes Brahms zu hören.
Kamu und das Orchester begannen mit der “Akademischen Fest-Ouvertüre“, dem “Dankeschön“ des Komponisten, für die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Breslauer Universität. Es ist ein schönes, immer wieder gern gehörtes Werk, gespickt mit Zitaten bekannter Studentenlieder. Das Orchester spielte präzise, genoss die federnde Rhythmik, war aber gelegentlich etwas laut, besonders in dem festlich rauschenden Abschluss.
Danach folgten zwei Chorwerke. Der fabelhaft durchsichtig klingende Chor des Städtischen Musikvereins und das Orchester führten zunächst das Stück “Nänie, für vierstimmigen Chor und Orchester, op.82“ auf. Brahms komponierte es im Angedenken an den Tod des Freundes Anselm Feuerbach.
Es ist ein sehr elegisches, auch vielfach etwas dürres Werk mit einem Text von Friedrich Schiller “Auch das Schöne muss sterben“. Chor und Orchester klangen sehr gut.
Das zweite Chorwerk “Schicksalslied“, auf einen Text aus Hölderlins Roman “Hyperion“ hat wesentlich mehr Substanz, textlich wie auch musikalisch. Auch hier war der Chor sehr gefordert. Besonders homogen waren die Frauen-Stimmen.
Es war ein schöner, interessanter Konzertabend und wurde vom Publikum mit herzlichem Beifall bedacht.
IOCO / UGK / 06.02.2015
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