Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Klavierfestival Ruhr 2014 - Beethoven-Gipfel II - Andras Schiff, IOCO Kritik, 16.06.2014
Klavier-Festival Ruhr 2014
Robert Schumann-Saal
Beethoven-Gipfel II mit András Schiff
Großes Verständnis für die Fussball-Freaks hatten die Verantwortlichen im Kunstpalast Düsseldorf. Man hatte im Konzert-Foyer des Robert Schumann-Saales einen Monitor installiert. Somit konnten die Interessierten den frühen Sieg der deutschen Mannschaft gegen Portugal erleben, um sich dann, völlig entspannt, dem Konzertgenuss hinzugeben.
Das diesjährige Klavier-Festival hat einige Themen-Reihen. Unter anderem die drei letzten Klaviersonaten, der 32 Sonaten Beethovens, von drei verschiedenen Pianisten in drei Konzerten präsentieren zu lassen. Nach Krystian Zimmerman am 3. Juni in Wuppertal, spielte nun hier in Düsseldorf András Schiff die drei Stücke. Es folgt noch Igor Levit am 30. Juni in Mülheim.
András Schiff ist einer der ganz großen Klavierspieler unserer Tage. Einen breiten Raum in seinem Repertoire nimmt dabei das Klavierwerk Beethovens ein. Insbesondere liegen ihm die 32 Klaviersonaten am Herzen.
Schiff ist nun schon zum 13. Mal Gast des Klavierfestivals, also ein lieber “Bekannter“, mit dem man immer wieder gern zusammentrifft. So auch am Montag. Immer wieder fasziniert sein schlichtes, auf Anhieb überrumpelndes Auftreten, sowie seine hohe Musikalität. Er versteht sein Handwerk. Es ist das Fundament, mit dem er uns zur Freude mitteilt, dass er die Musik liebt, die er spielt. Das ist seine Aussage, Musik vermitteln und kein oberflächiges Virtuosentum.
Schiff kam 1953 in Budapest zur Welt. Schon als Kind begann seine Ausbildung. Sein Studium absolvierte er an der Franz Liszt-Akademie in Budapest, unter anderem bei György Kurtág und später bei George Malcolm in London. Er gehört heute zu den ganz Großen und ist international mit Preisen und Ehrungen überhäuft worden.
Seit 2004 hat Schiff in 20 Städten den kompletten Zyklus sämtlicher Klaviersonaten Ludwig van Beethovens in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Er spielte hier am Montag die drei letzten Sonaten des Komponisten ohne Pause hintereinander. Das machte Sinn. Keine Störung, nicht einmal ein Husten unterbrach seine Konzentration und die der Zuhörer.
Diese drei letzten Sonaten Beethovens haben es in sich, was Spieltechnik und Tempo (es existieren kaum Metronomangaben) anbelangt und geben vielfach Rätsel auf. Schiffs Tempo gab auf jeden Fall keine Rätsel auf. Es strömte alles in einer makellosen Balance des Spiels. Es gab da keine Äußerlichkeiten und aufgesetzte Effekte in Klang und Diktion.
Das Publikum zeigte sich begeistert nach diesem ungefähr einstündigen Konzert und spendete lang anhaltenden Beifall und lautstarke Bravi. Schiff bedankte sich mit dem “Präludium und Fuge in C-Dur“ aus dem “Wohltemperierten Klavier“ von Bach und mit einem zauberhaften Impromptu von Franz Schubert.
IOCO / UGK / 16.06.2014
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