Düsseldorf, Kunstpalast - Klavierfestival Ruhr, Gerhard Oppitz & Richard Strauss, IOCO Kritik, 14.05.2014

Düsseldorf, Kunstpalast - Klavierfestival Ruhr, Gerhard Oppitz & Richard Strauss, IOCO Kritik, 14.05.2014
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Klavier-Festival Ruhr 2014

Museum Kunstpalast

Klavierabend mit Gerhard Oppitz Raritäten von Richard Strauss zum 150. Geburtstag

Klavierfestival Ruhr 2014 /Zum Auftakt des Strauss-Schwerpunkts des diesjährigen Klavier-Festivals Ruhr spielte Gerhard Oppitz gestern in Düsseldorf © KFR/Frank Mohn
Klavierfestival Ruhr 2014 /Zum Auftakt des Strauss-Schwerpunkts des diesjährigen Klavier-Festivals Ruhr spielte Gerhard Oppitz gestern in Düsseldorf © KFR/Frank Mohn

Es war ein Abend mit Repertoire-Raritäten, alle aus der Feder von Richard Strauss (1864 - 1949), dem man 2014 zum 150. Geburtstag huldigt. Es wäre schön gewesen, wenn ein größeres Publikumsinteresse für dieses Konzert vorhanden gewesen wäre. Es waren viele Plätze frei und das bei der ohnehin nicht sehr großen Platzkapazität des Robert Schumann-Saales im Kunstpalast. Schade!

Das Liedschaffen von Richard Strauss ist sehr umfangreich. Viele Preziosen sind darunter. Fünf seiner schönsten Lieder (Heimkehr – Ständchen – Freundliche Vision – Ständchen – Winterweihe) arrangierte der große Pianist und Komponist Walter Gieseking für Klavier Solo. Er spielte sie bei seinen Konzertabenden als Zugaben. Diese Transkriptionen wurden erst nach Giesekings Tod entdeckt.

An diesem Abend im Düsseldorfer Robert Schumann-Saal spielte sie Gerhard Oppitz kompetent und in einer großen Ausgewogenheit. Die Melodie der Singstimme in den Liedern war immer erkennbar und wurde nicht durch umrankende “dazukomponierte“ Musik zugedeckt. Die Stücke klangen sehr gut und Oppitz spielte sie mit sichtbarer Freude.

Ein erstaunlich großartiges Stück ist die H-Moll Sonate des jungen Richard Strauss. Der damals erst 16-jährige komponierte sie 1880. Es ist legitim, von einem meisterlichen Werk zu sprechen. Dieses rasante Opus lässt den späteren Strauss schon ahnen, seine Meisterschaft des Instrumentierens und die Opulenz der unerschöpflichen musikalischen Einfälle.

Gerhard Oppitz spielte das Werk mit markantem Zugriff, präzise in den Läufen und der musikalischen Gestaltung. Oppitz gelang es auch sehr gut, den dramatischen Impuls, der sich durch das ganze Stück zieht, herauszuheben.

Nach der Pause erfreute die Begegnung mit einer weiteren Rarität aus dem Schaffen von Richard Strauss. Das Melodrama Enoch Arden, op.38 entstand 1897. Es ist sozusagen ein Dankeschön an Erich von Possart, den neuen Intendanten des Münchner Hoftheaters. Er hatte Strauss wieder an das Haus gebunden, das dieser nach Querelen mit der vorherigen Direktion verlassen hatte.

Das Melodram für Klavier und einen Rezitator ist auf eine Ballade des Engländers Lord Alfred Tennyson komponiert. Ort der Handlung ist ein englisches Hafenstädtchen.

Klavierfestival Ruhr 2014 / Das Melodram "Enoch Arden" führten Gerhard Oppitz und Friedrich von Thun gestern im Robert-Schumann-Saal auf © KFR/Frank Mohn
Klavierfestival Ruhr 2014 / Das Melodram "Enoch Arden" führten Gerhard Oppitz und Friedrich von Thun gestern im Robert-Schumann-Saal auf © KFR/Frank Mohn

Der Fischer Enoch Arden geht mit seinem Boot auf Fahrt. Seine Frau Annie und die Kinder bleiben zurück. Enoch hofft durch Erlöse dieser Handelsfahrt die Familie besser ernähren zu können. Doch es kommt anders. Enoch erleidet Schiffbruch und rettet sich auf eine verlassene Insel. Nach langen Jahren wird er zu Hause für tot erklärt. Noch zögerlich heiratet Annie den besten Freund Enochs, der sie immer schon verehrte. Aber die Zeit des Glücks ist nur kurz für Annie und ihre Familie. Enoch wird gerettet und kommt nach langen Jahren zurück in die Heimat. Er sieht das neue Glück seiner Frau von weitem, verzichtet auf sie, die er immer noch liebt und stirbt an gebrochenem Herzen.

Klavierfestival Ruhr 2014 / Gerhard Oppitz und Friedrich von Thun gestern beim Klavier-Festival Ruhr © KFR/Frank Mohn
Klavierfestival Ruhr 2014 / Gerhard Oppitz und Friedrich von Thun gestern beim Klavier-Festival Ruhr © KFR/Frank Mohn

Diese melodramatische Ballade schreit geradezu nach musikalischer Untermalung. Strauss erkannte die Möglichkeiten der Dichtung und ging zu Werke. Doch er hält sich in der Untermalung sehr zurück und gibt der Sprache den Vortritt. Die Uraufführung war 1897 mit Strauss am Klavier und Possart als Rezitator.

Auch Gerhard Oppitz hielt sich an diesem Abend in Düsseldorf sehr zurück. Der Rezitator Friedrich von Thun sprach die Texte sehr präzise, aber seine leicht verhangene, weiche Stimme war nicht immer gut zu verstehen. Eine Spur Überschwang hätte seiner sonst tadellosen Deklamation zuträglich gewesen.

Freundlich war der Beifall, insbesondere für Thun, der durch seine mediale Präsenz einem breiten Publikum bekannt ist.

IOCO / UGK / 14.05.2014

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