Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Premiere Don Carlo, IOCO Kritik, 13.02.2016

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Premiere Don Carlo, IOCO Kritik, 13.02.2016
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Deutsche Oper am Rhein

Deutsche Oper am Rhein / Ramona Zaharia (Eboli), Gianluca Terranova (Don Carlo), Olesya Golovneva (Elisabetta di Valois) FOTO © Hans Jörg Michel
Deutsche Oper am Rhein / Ramona Zaharia (Eboli), Gianluca Terranova (Don Carlo), Olesya Golovneva (Elisabetta di Valois) FOTO © Hans Jörg Michel

Don Carlo von Giuseppe Verdi

Vor gut 15 Jahren gab es die letzte Don Carlo–Inszenierung an der Deutschen Oper am Rhein. John Fiore dirigierte und Christof Loy inszenierte.

Für die aktuelle Inszenierung, die am vergangenen Samstag im Düsseldorfer Opernhaus Premiere hatte, wurde der flämische Regisseur Guy Joosten betraut. Es ist seine dritte Arbeit für die DOR, nach Frau ohne Schatten (2008) und Les Dialogues des Carmelites (2010). Wieder, wie bei seinen vorherigen Produktionen für die DOR, besticht seine Handwerklichkeit, die Detailverliebtheit, weniger seine Personenführung, die ziemlich statisch ausfiel.

Für die Sänger ist das natürlich von Vorteil, sie können sich ganz aufs Singen konzentrieren, zumal sein Ensemble fast ausschließlich aus jungen Leuten bestand, die größtenteils ihre Partien zum ersten Mal sangen.

Joosten erzählt die Geschichte des unglücklichen spanischen Infanten und seiner aussichtslosen Liebe zu Elisabetta, seiner Stiefmutter, schnörkellos und nachvollziehbar. Aber insgesamt gesehen bleibt seine Inszenierung zu harmlos. Der Sprengstoff, der in der hochpolitischen Geschichte steckt, kommt nicht zum Ausbruch.

Sein Bühnenbildner Alfons Flores schuf ihm einen Einheitsraum aus wabenartigen Wänden, die in verschiedenen Farben, der Situation entsprechend, ausgeleuchtet wurden (Licht: Manfred Voss).  Sehr schön geraten sind die Kostüme, die Eva Krämer im Stil des Spanien unter Philipp II geschaffen hat.

Deutsche Oper am Rhein / Olesya Golovneva (Elisabetta di Valois) FOTO © Hans Jörg Michel
Deutsche Oper am Rhein / Olesya Golovneva (Elisabetta di Valois) FOTO © Hans Jörg Michel

Wie schon erwähnt, waren größtenteils junge Sänger auf der Bühne, die ihre Partien stimmlich aufs Beste bewältigten. Darstellerisch wurden sie weniger gefordert. Traumfaft schön sang die Russin Olesya Golovneva die Elisabetta und sie klang so überwältigend jung, wie sie selber ist. Sie war in ihrem zurückhaltenden Spiel sehr glaubwürdig.

Der italienische Tenor Gianluca Terranova ließ seine Prachtstimme strömen. Klangfarbe, Wärme und eine gleichbleibende, schöne Tonproduktion gaben dem Titelhelden Don Carlo (vom Regisseur als Psychopathen gezeichnet) Gewicht.

Der Finne Laimonas Pautienius war vokal, wie auch im Spiel, ein edler Posa, den er mit Intensität gestaltete. Sein gut klingender Bariton hat zwar nicht die große Durchschlagskraft für diese Partie, konnte aber mit vielen Farbschattierungen in der Stimme überzeugen.  Der junge rumänische Bass Adrian Sampetrean war mit dem Filippo betraut, den er auch durchaus glaubhaft spielte. Vokal braucht seine angenehm tönende Stimme noch etwas Reife und noch mehr Volumen für diese Rolle.

Deutsche Oper am Rhein / Ramona Zaharia (Eboli), Anna Tsartsidze (Tebaldo), Damenchor FOTO © Hans Jörg Michel
Deutsche Oper am Rhein / Ramona Zaharia (Eboli), Anna Tsartsidze (Tebaldo), Damenchor FOTO © Hans Jörg Michel

Die Principessa Eboli verkörperte die Rumänin Ramona Zaharia. Sie hat einen jugendlich klangschönen Mezzosopran, sehr ausgeprägt in der hohen Tessitura, den sie aber vielfach zu auftrumpfend einsetzte. Noch ist die Rolle für sie eine vokale Grenzpartie. Im Spiel war sie sehr agil.

Die Unbeugsamkeit und unnachgiebige Härte des Großinquisitors kamen bei Sami Luttinen markant in Spiel und Stimme zum Ausdruck. Gut bis ausreichend waren die vielen Nebenrollen besetzt. Ausgezeichnet klangen die Chöre, wie immer von Gerhard Michalski vorzüglich einstudiert.

Die Düsseldorfer Symphoniker waren hörbar in Höchstform. Kein Wunder bei der vibrierenden Intensität des ukrainischen Gastdirigenten Andriy Yurkevych, der Verdis glühende Musik “con espressivo“ aufblühen ließ. Ihre lyrische Feinheit, wie auch die glutvolle Dramatik, traf er traumhaft gut. Yurkevych setzte auf größtmögliche Durchsichtigkeit. Lärmorgien blieben aus. Ganz ausgezeichnet auch sein Kontakt zu den Sängern auf der Bühne. Er vermittelte ihnen höchste Sicherheit.

Das Premierenpublikum im nahezu ausverkauften Haus jubelte lautstark. Aber die Missfallenskundgebungen für das Regieteam waren massiv und nicht zu überhören.

IOCO / UGK / 13.02.2016

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