Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Franz Grundheber hält Meisterklasse, IOCO Aktuell, 15.02.2018
Franz Grundheber hält MEISTERKLASSE im Januar 2018
Nachwuchssänger des Opernstudios der Oper am Rhein gefördert
Von Susanne Resperger
Franz Grundheber ist ein seit Jahrzehnten international hoch angesehener Opernsänger, Bariton, welchem für seine außergewöhnlichen Leistungen sowohl von der Wiener Staatsoper als auch der Hamburgischen Staatsoper der Titel Kammersänger verliehen wurde.
Vor Jahren hatte Franz Grundheber bereits eine Meisterklasse für Mitglieder des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein in der Oper Düsseldorf gegeben. 2017 hat Prof. Christoph Meyer, Intendant der Rheinoper, Franz Grundheber erneut für eine solche Meisterklasse gewinnen können, für die Zeit 10.1.-13.1.2018 im Maxhaus. Gekoppelt mit einem Auftritt von Grundheber als Peter Besenbinder in einer Hänsel und Gretel – Vorstellung der Rheinoper am 14.1.2018. Die Schüler der Meisterklasse, Mitglieder des Opernstudios der Oper am Rhein, waren Beniamin Pop, Peter Aisher, Maria Bioko, Sebastià Persi, Dimitra Kotidou.
Die Meisterklasse verlief im Maxhaus insgesamt lehrreich wie harmonisch; der Abschluss am 13.1.2018 wurde jedoch durch Besucher ruppig gestört. Geplant war, dass Franz Grundheber auch am Abschlussabend der Meisterklasse mit seinen Schülern an Feinheiten "arbeitet". Auch das Publikum sollte erkennen, wie Franz Grundheber mit seinen Schülern arbeitet und was er ihnen für diesen Beruf mit auf den Weg geben möchte. Es sollte veranschaulicht werden, wie Schüler sich weiterentwickeln können und seine Empfehlungen in der Praxis umsetzen. Der Verlauf des Abends und seine Ziele wurden zu Beginn entsprechend kommuniziert. Auch der Bühnenaufbau lies diese Absicht erkennen; auf der linken Seite der kleinen Bühne stand ein Flügel, auf der rechten Seite ein Ohrensessel und ein Mikrofon.
Dennoch kam es im Laufe des Abends zu einem ungewohnten Eklat. Zunächst wurde am Klavier Ville Enckelmann (Musikalischer Leiter des Opernstudios der Oper am Rhein) begrüßt und von Franz Grundheber für seine großartigen Leistungen in der vorangegangenen Arbeitswoche umfänglich gewürdigt. Dann betraten die Nachwuchssänger das Podium.
Der Abend begann mit Liedern von Robert Schumann und Johannes Brahms. Der Tenor Peter Aisher sang „Im wunderschönen Monat Mai“. Der Bariton Beniamin Pop sang Johannes Brahms „Von ewiger Liebe“. Wie angekündigt unterbrach Franz Grundheber, wie zuvor angekündigt, um den jungen Künstlern zu erklären, was sie an der jeweiligen Stelle verbessern könnten. Auch für Zuhörer ist es lehrreich, mehr über die intimen Zusammenhänge von Wort und Musik zu erfahren, welche Betonung oder Tonlänge eine bestimmte Wirkung erzielen kann, wie man Interpretationen nutzen kann, ohne direkt in die Musik einzugreifen. Unendlich bedeutende Facetten, welche aber die Umsetzung der Musik vielschichtiger, lebendiger werden lassen, welche die Seele der Dichtung zu klingen bringen. Auch erklärte Grundheber, wie Sänger das Publikum mit Blicken einbeziehen und die Wirkung seiner eigenen Persönlichkeit verstärken könne.
Störende Besucher - Wunderbare Stimmen
Leider steigerte in dieser Phase der Veranstaltung im hinteren Teil des Saales Unruhe, bis Besucher schließlich rüde und unfreundlich riefen, „man möge doch aufhören ständig zu unterbrechen. Man sei zu einem Konzert gekommen und wolle nur zuhören.“ Franz Grundheber erklärte beruhigend, „die Veranstaltung sei nicht als reines Konzert, sondern als Meisterklasse geplant gewesen. Wenn man dies jedoch wünsche, so werde er nicht mehr unterbrechen.“ Grundheber gab den Störenfrieden nach, nicht beleidigt oder verärgert; "es sei vollkommen in Ordnung, wenn das Publikum ein reines Konzert hören wolle".
Auch der anwesende Intendant der Deutschen Oper am Rhein, Prof. Christoph Meyer, griff mit sehr berührenden und emotionalen Worte ein: „Es ist sehr schade, dass man einem so großen Künstler nicht zuhören wolle und nicht erfahren möchte, wie er seine Arbeit macht und was die jungen Künstler eine Woche lang genossen hatten.“ Meyer betonte, wie stolz die Rheinoper sei, eine solche Persönlichkeit (NB Herrn Grundheber) bekommen zu haben, welcher mit den jungen Leuten des Hauses arbeitet und so viel verändern konnte; dass alle hier an einem solchen Abend teilnehmen dürfen und in diesem Rahmen den Beruf eines Sängers erklärt zu bekommen, wäre ein Privileg. Es sei bedauerlich, daß Störenfriede eine Änderung des Verlauf der Meisterklasse "erzwangen"
Der Großteil des Publikums reagierte sehr enttäuscht und verärgert über die Störenfriede. Die folgenden Lieder von Maria Bioko und Sebastià Persi gingen in der emotionalen Stimmung zwar ein wenig unter, wurden aber nicht mehr unterbrochen. Franz Grundheber blieb zwar am Podium sitzen, beschränkte sich aber nur noch auf ein herzliches Applaudieren der vortragenden Künstler.
Die Vorgänge wurden in der Pause heftig diskutiert. Doch Franz Grundheber ging nicht mehr auf die Bühne. Im zweiten Teil gab es das Lied des Harlekin aus der Oper Ariadne auf Naxos von Richard Strauss (Sebastià Peris) und die Szene des Octavian "Wie du warst" aus dem Rosenkavalier (Maria Boiko). Beide mit wunderbar schönen Stimmen.
Alle Künstler hatten bisher ausgezeichnet gesungen; es war ein Genuss die herrlichen, jungen und angenehmen Stimmen zu hören. Doch war es dann Dimitra Kotidou, welche mit der Arie der Königin der Nacht („Oh zittre nicht“) das Publikum in Staunen versetzte und die Stimmung im Saal auffällig anheizte. Ihre großartige, lebendige Darbietung beflügelte den eher schüchtern wirkenden Peter Aisher bei seiner Arie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ (beides aus Mozarts Zauberflöte).
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war dann die Arie des Blondchens „Durch Zärtlichkeit“ aus Mozarts Entführung aus dem Serail, aus welcher Dimitra Kotidou ein wahres Kabinettstück machte. Wer hier genau hinsah und beobachtete, konnte ganz genau die Handschrift des Lehrers erkennen. Sie hatte diese Arie mit großer Ambition und Leidenschaft umgesetzt. Viele kleine Gesten und Blicke. Man spürte, wie Franz Grundheber all dies erklärt auch den Besucher vermitteln hätte können , vor allem wenn man seine Einstellung zur Rollengestaltung kennt.
Franz Grundhebers lange Erfahrung, wie man eine Rolle, eine Partie glaubhaft und ausdrucksvoll gestalten könne, ließ sich immer wieder deutlich erkennen. Doch durch die Rufe hinterer Reihen nahm der Abschlussabend des Meisterklasse einen unerwarteten Verlauf, wurde die Harmonie gestört. Vielen Besuchern blieb so Grundhebers Sichtweise zur Gestaltung des Liedausdrucks leider verborgen.
Die Schüler der Meisterklasse jedoch gehen ihren küntlerischen Weg auf den Bühnen der Musiktheater, inspiriert von dem reichen Informationsschatz Franz Grundhebers. Schöne Stimmen hatten sie allemal schon vor dieser Meisterklasse. Nun aber können sie, bereichert von Ratschlägen, dem „Knowhow“ des großen Franz Grundhebers, dem Publikum in ihren Theatern Glück und Geheimnisse der Musik noch besser näherbringen.
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