Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Death in Venice von Benjamin Britten, IOCO Kritik, 18.06.2014
Death in Venice von Benjamin Britten Premiere am 14.06.2014, Vorstellung vom 18.06.2014
Mit Benjamin Brittens letzter Oper Death in Venice beendete die Deutsche Oper am Rhein ihren Britten-Zyklus. Nach The Turn of the Screw, Billy Budd, Peter Grimes und ”Noahs Fludde”, war dies 1973 entstandene Werk der krönende Abschluss dieser Reihe.
Das auf der berühmten Novelle Der Tod in Venedig von Thomas Mann basierende Opus Brittens, wurde nach seiner Uraufführung 1973 im englischen Aldeburgh, Brittens Heimat, von vielen Bühnen nachgespielt. So auch in Düsseldorf in der Spielzeit 1974/75 in der Realisation durch das Team Wendel/Reinhardt/Walter. Nun nach 40 Jahren Abstinenz war eine Neuinszenierung mehr als überfällig.
Das Werk ist nicht so häufig auf den Spielplänen zu finden, wie die anderen Opern Brittens. Es ist ein schönes, elegisches Stück, aber durch seine aktionsarme Handlung schwer zu realisieren.
Es ist die Geschichte des alternden Dichters Gustav von Aschenbach, der sich in einer Schaffenskrise befindet und der hofft, in Venedig Ablenkung und neue Inspiration zu finden. Dort in Venedig findet er in dem Knaben Tadzio die Vollendung, die er zeit seines Lebens vergebens gesucht hatte.
Seine Passion zu Tadzio lässt ihn nicht mehr los. Er stirbt am Strand, noch vor seiner geplanten Abreise aus der choleraverseuchten Stadt, den Namen Tadzio auf den Lippen.
Die Handlung der Oper ist in siebzehn Szenen aufgeteilt. Beginnend mit dem Münchner Vorspiel und endend mit dem “Tod in Venedig“.
Wie schon bei allen anderen Britten-Opern in dem Zyklus (außer “Noahs Flut“) hatte man wieder Immo Karaman und sein Team für die Inszenierung verpflichtet. Karamans Neigung zu perfekt abspulender Aktion ist hier, bei diesem Werk von besonderer Wichtigkeit und es gelang ihm glänzend, die Szenen zu bebildern.
Sein Ausstatter Kaspar Zwimpfer schuf ihm ein Einheitsbühnenbild, eine elegante Hotelhalle, stilistisch in die Zeit des beginnenden 20sten Jahrhunderts gelegt. Sehr praktisch darin erwies sich der versenkbare und wenn nötig hochfahrende Aufzug. Lido, Strand und venezianisches Ambiente sind nicht vorhanden.
Wieder faszinierte Karamans überragende Personenführung, wie er Chor, Solisten und Statisterie unter einen Hut bekommt. Sein Partner Fabian Posca sorgt mit seiner Choreographie für einen reibungslosen Ablauf. Die stilistisch “reinen“ Kostüme dazu entwarf Nicola Reichert.
Von den fast vier Dutzend Rollen, die der Besetzungszettel angibt, sind zwei nur Hauptrollen, drei kleinere gibt es, alle anderen sind Kleinstrollen.
Die Oper steht und fällt mit der Besetzung des Dichters Gustav von Aschenbach. Britten hat die Partie, wie bei vielen seiner anderen Werke, für seinen Lebenspartner, den Tenor Peter Pears geschrieben. Eine schwere Rolle ist es, vokal weniger, aber darstellerisch ungemein fordernd und kräftezehrend, da er auf der Bühne immer präsent ist.
Hier in Düsseldorf hatte man mit Raymond Very einen Singschauspieler, der allen Anforderungen gerecht wurde. Er wusste vokal, in Mimik und Spiel absolut zu überzeugen. Mit vorzüglicher Deklamation und stimmlich bestens disponiert, wurde er zum Mittelpunkt der Aufführung.
Ein enormes Pensum hatte der Bariton Peter Savidge zu bewältigen. Ihm waren gleich sieben Rollen anvertraut (Reisender, Geck, alter Gondoliere, Hotelmanager, Friseur, Führer der Straßensänger, Stimme des Dionysos), die er alle mit großer Flexibilität gestaltete.
Klangvoll sang der Countertenor Yosemeh Adjei die Partie des Apoll. Mit prächtiger, gut klingender Stimme erfreute Torben Jürgens (Junger Mann, Priester, Clerk im englischen Reisebüro). Tadzio und sein Spielkamerad Jaschiu sind stumme Rollen und wurden von Jarod Rödel und Nikolai Petrak, beide Eleven der Staatlichen Ballettschule Berlin, getanzt. Prächtige Leistungen bei allen anderen Partien.
Die Düsseldorfer Symphoniker, inzwischen in Sachen Britten schon Spezialisten, zeigten prächtige Spiellaune. Der Dirigent Konrad Beikircher war ein enormer “Antreiber“, dem es durch höchste Aufmerksamkeit gelang, den großen Apparat zusammen zu halten und der es verstand, die Spannung bis zum Ende zu halten.
Enthusiastischer Beifall seitens des Publikums im nicht sehr gut besuchten Haus, bei dieser 2. Vorstellung des Werkes. IOCO / UGK / 18.06.2014
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