Dresden, Staatsoperette Dresden, Die verkaufte Braut, IOCO Kritik, 15.05.2014
Die verkaufte Braut von Bédrich Smetana Premiere am 02.05.2014 – Besuchte Vorstellung am 15.05.2014
Unter den gut ein halb Dutzend Opern des böhmischen Meisters Bédrich Smetana (1824-1884) ist Die verkaufte Braut nach wie vor ein Publikumsrenner. Die anderen Werke, so gut sie auch sind, fristen ein Schattendasein. Smetana starb 1884 völlig taub und umnachtet in Prag.
Sein Meister- und Erfolgswerk wurde am 30. Mai 1866 in einer zweiaktigen Fassung in Prag uraufgeführt. War das Stück zunächst ziemlich erfolglos, änderte sich das nach einer Umarbeitung. Einige Musiknummern kamen hinzu. Aus zwei wurden drei Akte. Die endgültige Fassung erfolgte 1871 in St.Petersburg. Das Libretto schrieb Karel Sabina in tschechischer Sprache. Es gibt einige deutsche Textfassungen u.a. von Max Kalbeck und von Richard Batka. Die Staatsoperette verwendete für ihre Neuproduktion die Fassung von Batka,
Andreas Schüller, der neue musikalische Leiter der Staatsoperette, gab ein flottes Tempo vor. Das Vorspiel war der reinste Geschwindmarsch. Aber auch in den Ensembles und in den Arien ging es flott voran. Selten nur wurde den Sängern eine Fermate gegönnt. Es war die flotteste “Verkaufte Braut“, die der Schreiber dieser Zeilen in seinem langen Rezensenten-Leben gehört hat. Der Chor und auch die Solisten hielten wacker mit.
Aber dieses angezogene Tempo hatte auch einen Vorteil. Es kompensierte den gelegentlichen Leerlauf in den beiden ersten Akten. Erst im Zirkusbild des dritten Akts kam Stimmung auf. Da ging es voll zur Sache. Solisten, Chor und Tänzer wetteiferten mit überbordender Spielfreude die dort sehr schönen Einfälle der Regie umzusetzen.
Nicht, dass die Regiearbeit von Arne Böge ein Reinfall gewesen wäre, beileibe nicht. Seine Personenführung war ausgezeichnet. Aber es fehlte der Schwung in den ersten beiden Akten. Der “Spaß an der Freud“, den man im dritten Akt an den Tag legte, wäre in den ersten beiden Akten auch gut zu vermitteln gewesen.
Die Ausstattung von Hendrik Scheel gefiel in ihrer Buntheit. Besonders die Kostüme erfreuten. Auch die Choreografie, die Radek Stopka erarbeitet hatte, zeigte Klasse. Stopka konnte mit den üppig vorhandenen Tänzen in dieser Oper doch viel anfangen. Die Ballettmitglieder sowie der Chor und Extrachor, die von Thomas Runge einstudiert wurden, gaben ihr bestes.
Durchwegs gab es gute Leistungen bei den Solisten. Wenn Steffen Schantz als Hans (der seine Braut verkaufte) nicht gelegentlich seine bombige Höhe kraftstrotzend eingesetzt hätte, wäre er noch sympathischer gewesen. Seine Marie war Tatjana Gazdik (die verkaufte Braut) und gefiel durch einen gut sitzenden Sopran mit schöner, offener Höhe, wenngleich bei etwas steifem Spiel.
Frank Blees (der Heiratsvermittler) war ein überlegener und sympathisch schlitzohriger Bursche. Er brauchte nicht großspurig auftrumpfen, hatte er doch eh alle Fäden in der Hand. Sein klangvoller Bass-Bariton wurde souverän mit den Klippen dieser Basspartie fertig.
Andreas Sauerzapf als Wenzel der Stotterer (Sohn von Micha dem Grundbesitzer. Er soll Marie heiraten, macht sich aber mit Esmeralda, einer Zirkustänzerin vom Acker) wartet mit feinen Spieltenortönen auf, weis auch Kraft zu entwickeln und ist ein agiler Darsteller und höchst sympathisch.
Christian Grygas und Elke Krottmair (Maries Eltern), Herbert G. Adami und Carolin Masur (die Eltern von Hans) waren prächtige Typen und sangen tadellos, wie auch die Sänger all der weiteren kleineren Rollen. Die Dresdner lieben ihre Staatsoperette, was auch an diesem Abend beim reichlich gespendeten Beifall offenkundig wurde. IOCO / UGK / 15.05.2014
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