Dresden, Lingnerschloss, Konzert - Giuseppe-Sinopoli-Akademie der Sächsischen Staatskapelle,IOCO

Im Lingnerschloss von Dresden lässt sich kaum ein schöneres Zusammenspiel denken, das  Musizieren von jungen hochbegabten, engagierten Musikerinnen und Musikern und diesem Dresdner architektonischen Juwel,

Dresden, Lingnerschloss, Konzert - Giuseppe-Sinopoli-Akademie der Sächsischen Staatskapelle,IOCO
LINGNERSCHLOSS bei Dresden @ wikimedia commons / Toni Klemm

von Bernd Runge

12. Mai 2024: Kammerkonzert der Giuseppe-Sinopoli-Akademie der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Nach dem erfolgreichen Auftritt der Giuseppe-Sinopoli-Akademie im Februar 2024 waren die Besucher am Sonntag ins Lingnerschloss eingeladen.

In Dresden lässt sich kaum ein schöneres Zusammenspiel denken, das  Musizieren von jungen hochbegabten, engagierten Musikerinnen und Musikern und diesem Dresdner architektonischen Juwel, diesem Schloss oben am Elbhang in Dresden – Loschwitz, mit einer herrlichen Aussicht, eingebettet in eine wunderbare Natur, offen für jedermann.

Auch dieses Konzert der Orchesterakademie weckte das Interesse der zahlreich erschienenen Gäste durch eine interessante Vielseitigkeit der  Programmgestal-tung. Neben Mozart und Rossini standen Werke von Nelhýbel, Perruchon und Cras auf dem Programm, Komponisten die auch Musikkennern kaum geläufig sein dürften.

Eröffnet wurde die Matinee mit dem Oboenquartett F – Dur KV 370 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791).

Giuseppe-Sinopoli-Akademie im Lignerschloss bei Dresden @ Oliver Killig

Mozarts einziges kammermusikalisches Werk für Oboe entstand in München im Winter 1780 / 81 für den ihm freundschaftlich verbundenen Friedrich Ramm, den Solo – Oboisten der weithin berühmten Mannheimer Hofkapelle. Der Mannheimer Hof musste 1778, samt Kapelle, infolge der bayerisch – pfälzischen Thronfolge nach München umziehen. Mozart hielt sich in München auf und arbeitete im Auftrag des Kurfürsten an seiner Oper Idomeneo. Quasi nebenbei schrieb er das Oboenquartett für seinen Freund Ramm. Die Absicht war, mit diesemWerk sowohl die hohe Virtuosität und die klangliche Schönheit des Spiels seines Freundes als auch die instrumententechnischen Verbesserungen jener Zeit zu zeigen. Als musikalischen Spaß schrieb Mozart in den virtuosen dritten Satz einen kurzen Abschnitt, Viervierteltakt des Soloinstruments gegen Sechsachteltakt der Streicher, wenn man will, ein Vorgriff auf die in der Gegenwartsmusik häufig angewendete Polyrhythmik.

Estelle Akta – Oboe, Franziska Stemmer – Violine, Zheng Yang – Viola, Andrei Mikriukov – Violoncello sorgten mit ihrer Interpretation für einen gelungenen Auftakt, eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen dynamisch, in Artikulation und Zusammenspiel fein abgestimmten Streichern und einer dem virtuosen Anspruch gerecht werdenden Estelle Akta.

Zweites Werk des Konzertes: Duetto per Violoncello e Contrabasso von Gioacchino Rossini (1792 – 1868). Rossini, den meisten nur bekannt als Komponist von seinen Bühnenwerken, allerdings oft nur von deren Ouvertüren, schrieb auch eine Vielzahl von Kammermusiken. Dazu gehören Streichquartette, sechs Bläserquartette und die Streichersonaten. Diese komponierte er bereits im Alter von zwölf Jahren.

Giuseppe-Sinopoli-Akademie im Lignerschloss bei Dresden @ Oliver Killig

1824, anlässlich einer Reise nach London, dort winkten fürstliche Honorare für die Teilnahme an Soireen, Unterricht und Kompositionen, schrieb er das Duo für Violoncello und Kontrabass für den Bankier und Amateurcellisten David Salomons. Dessen größter Wunsch war es, einmal mit dem zu seiner Zeit berühmtesten Kontrabassisten Domenico Dragonetti, auch „Il Drago“ oder „Paganini des Kontrabasses“ genannt, zu spielen. Es entstand ein Werk, das beiden Spielern gnadenlos alles abverlangt. Violoncello und Kontrabass werden zu gleichwertigen Partnern, lebendig virtuos und gesanglich. Oft schimmert der Opernkomponist Rossini hervor.

Sebastian Mirow – Violoncello und Ión López Leal – Kontrabass waren hervorragend aufeinander eingestimmt. Sie gestalteten das Werk mit großer Spielfreude und Bravour.

 Es folgte das Trio for Brass von Václav Nelhýbel (1919 – 1996). Nelhýbel wurde in der Tschechoslowakei geboren. Er studierte in Prag Komposition, Dirigieren und Musikwissenschaft, ging 1942 in die Schweiz und setzte in Fribourg seine Studien fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Komponist und Dirigent beim Schweizer Radio und unterrichtete in Fribourg. Von 1950 bis 1957, dem Jahr seiner Übersiedlung in die USA war er Musikdirektor bei Radio Free Europe in München. In den USA, er bekam 1962 die US – amerikanische Staatsbürgerschaft, lehrte er an verschiedenen Schulen. Vier Universitäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Bis zu seinem Tod war er „Composer in Residence“ an der Universität Scranton. Nelhýbel veröffentlichte rund 400 Werke, viele davon für Bläser in unterschiedlichsten Besetzungen, oft für Studienzwecke gedacht, drei Ballette, drei Opern und eine Symphonie.

Das Trio for Brass, 1965 komponiert, ist eine faszinierende Komposition in drei Sätzen. Einem lebhaften ersten Satz mit einem markanten Thema folgen ein langsamer melodischer zweiter Satz und ein lebhaft virtuoser Abschluss. Die Musik beweist die immense Kenntnis der spieltechnischen Möglichkeiten der Blechblasinstrumente.

Aljoscha Schlesier – Trompete, Daniel Wassermann – Horn und Theodor Hentges - Posaune wurden den Anforderungen des Werks voll gerecht und sorgten für seine differenzierte klangvolle Darstellung.

Giuseppe-Sinopoli-Akademie im Lignerschloss bei Dresden @ Oliver Killig

Die zweite Konzerthälfte begann mit Cinq Danses Dogoriennes pour 5 Timbales, 3 Temple-blocks et Violoncelle von Ếtienne Perruchon (1958 – 2019). Perruchon war ein sehr vielseitiger Komponist, der neben mehrfach ausge –zeichneten Film – und Schauspielmusiken, auch Chansons und symphonische Musik schrieb. Die imaginäre Sprache einer fiktiven Ethnie wurde zu einem wichtigen Thema seines Schaffens. Zu dieser „Dogora“ – Gruppe gehören auch die im Jahr 2000 veröffentlichten Tänze. Die instrumentale Kombination von 5 Pauken, 3 Temple-blocks und Violoncello verleiht dem Stück eine einzigartige Klanglichkeit. Das Werk, gewidmet Adrien Perruchon, damals Solo – Paukist des Orchestre Philharmonique de Radio France, heute Chefdirigent des Orchestre Lamoureux, ist für Interpreten eine aufregende Herausforderung bezüglich rhythmischer und klanglicher Vielfalt.

Huon Bourne Blue an den Pauken und die Cellistin Dawoon Kim, die schon ein Kapell – Probejahr absolviert, boten eine perfekte, hervorragend korres-pondierende, alle Möglichkeiten des Stückes ausreizende Leistung. Ein Höhe -punkt des musikalischen Vormittags!

Als Konzertausklang stand das Quintette pour Harpe, Flûte, Violon, Alto et Violoncelle von Jean Cras (1879 – 1932) auf dem Programm. Der Vater, Chefarzt der französischen Marine und die Mutter, beide leidenschaftliche Musikliebhaber, weckten früh in Jean Cras das Interesse für Musik, bereits im Alter von dreizehn Jahren trug er seine erste Komposition vor. Mit dem siebzehnten Lebensjahr begann der zweite Karriereweg, er ging auf die Marineschule, erfand einen allgemein für die Navigation genutzten Winkelmesser, war Kommandeur eines Torpedobootes im Ersten Weltkrieg und beendete seine Laufbahn als Konteradmiral. All das hinderte Cras nicht, Musik und Komponieren weiterhin intensiv zu betreiben. Er lernte den Komponisten Henri Duparc kennen, der zu einem freundschaftlichen Helfer und Berater wurde. Cras komponierte eine Oper, Chor – und Orchesterwerke. Besonders die Kammermusik bekam ein besonderes Gewicht. Das Quintett, 1928 veröffentlicht, ist ein charmantes, gefälliges Werk, das eine sensible  Klanglichkeit mit ungewöhnlicher Instrumentation verbindet. Dabei sind Einflüsse von Debussy und Franck unüberhörbar.

Margot Gélie – Harfe, Marta Cabañero Filguera – Flöte, Michail Kanatidis - Violine, Anna Helgert – Viola und Sebastian Mirow – Violoncello sorgten für den stimmungsvollen, sorgfältig differenzierten Ausklang dieser Matinee.

Großer, herzlicher Applaus für die Mitglieder der Akademie und Dank für diesen anregenden Sonntagvormittag!

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Hamburg, Staatsoper, DER FREISCHÜTZ - C. M. von Weber, IOCO

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17. 11.  Premiere   Als zweite Premiere der Spielzeit 2024-25 stand an der Hamburgischen Staatsoper Carl Maria von Webers „Freischütz“ auf dem Programm, diese romantische deutsche Oper, welche Natürliches mit Übernatürlichem verbindet und welche so einige Opern-Hits aus dem Wunschkonzert beinhaltet. Die Erwartungen waren hoch, doch nach der sensationellen Saison-Eröffnungspremiere „Trionfi“

By Wolfgang Schmitt