Dortmund, Opernhaus Dortmund, DIE FLEDERMAUS - Johann Strauss, IOCO
von Alla Perchikova
Die Operette „Die Fledermaus“, die vierte in der Reihe von Johann Strauss Sohn, wurde praktisch das erste bedeutende Werk dieses Genres, während „Die lustigen Weiber von Wien“, „Indigo“ und „Karneval in Rom“ sich als wenig lebensfähig erwiesen.
Die Fledermaus wurde zum Vorbild für die gesamte nachfolgende Wiener Schule.
Der Handlung liegt ein tatsächliches Ereignis zugrunde, das sich in Paris ereignete. Diese Pariser Anekdote erwies sich als leicht übertragbar auf österreichischen Boden. Die Librettisten änderte in dem Stück von Meilhac und Halévy lediglich die Namen.
Strauss bereicherte die Traditionen des österreichischen Theater- und Komödiengenres. Die Entwicklung des Genres stand unter dem Einfluss der Pariser Operette, mit der Offenbach die Wiener in den 1860er Jahren bekannt machte. Eng verbunden mit nationalen Traditionen der komödiantischen Bühnenwerke wurde eine ganz besondere Variante der Operette geschaffen, die später als Wiener Operette bezeichnet wird. An dieser Stelle sollten neben Johann Strauss sollten die Namen von Franz von Suppé, Ferenc Lehár und Emmerich Káhlmán genannt wurden.
Im Vergleich zu den Werken Offenbachs ist die Wiener Operette thematisch viel weniger zeitkritisch. Strauss verzichtet auf jegliche Satire und Parodie und komponiert ein rein unterhaltsames, tänzerisches Bühnenwerk, das den Traditionen der italienischen Opera Buffa nahesteht. Die allgemeine Atmosphäre ist lyrischer, und alle Charaktere sind in einem freundlichen, humorvollen Licht gezeichnet.
Dank Strauss wurde die Operette, wie es Káhlmán ausdrückte, zu einer „leichten, lebensfrohen, geistreichen, elegant gekleideten und klangvoll strahlenden musikalischen Komödie“.
Die Musik der Operette ist geprägt von leuchtender Farbigkeit und unerschöpflicher melodischer Einfallsreichweite, und der Wienerwalzer geht wie ein roter Faden durch das ganze Werk. Das tänzerische Element durchzieht konsequent alle Nummern der Partitur, beginnend mit der Ouvertüre, in der die Hauptthemen der Operette mit unvergleichlicher Leichtigkeit vereint worden sind. Das ist tatsächlich der Geist und Charakter des Tanzes, der die Handlung so mit dynamischer Bewegung erfüllt und ein Gefühl von Festlichkeit und romantischer Gefühlssteigerung vermittelt. Neben der Ouvertüre stechen die Terzette des ersten und dritten Aktes hervor, ebenso wie die opernhaft ausgedehnten Finale des ersten und des zweiten Aktes- insbesondere das letztere ist ein wahrer Apotheose des Walzers, in dem alles von ansteckender Fröhlichkeit und einer lebensbejahenden Begeisterung durchdrungen ist.
Die österreichische Premiere von Die Fledermaus fand 1874 statt, und die alle Beteiligten erwarteten alles- nur nicht die absolute Gleichgültigkeit, mit der das Publikum die Operette aufnahm. Die Zuschauer reagierten, mit Schweigen, und die Kritik bezeichnete das Werk als ein „Potpourri aus Polka Motiven“ und eine „Banalität“, woraufhin die Inszenierung schnell in Vergessenheit geriet. Eine positive Kritik gab es lediglich in einer einzigen Zeitung. Die Operette wurde 17mal aufgeführt und anschließend aus dem Spielplan genommen - doch auch das ist völlig unbeachtet geblieben.
Einige Monate später erfuhr der erstaune Direktor, dass die erneut überarbeitete Operette mit großem Erfolg in Berlin aufgeführt worden war. Und er nahm daraufhin die Fledermaus wieder in den Spielplan auf. Diesmal fand sie Anklang, und die Kritiken fielen wohlwollend aus. Doch all das war nichts im Vergleich zu dem großen Triumph, den die Fledermaus zwanzig Jahre später in einer Inszenierung der Wiener Staatsoper erwartete.
Seitdem gilt das Werk als eines der beliebtesten der Welt. Sie wurde etwa zwanzig Mal verfilmt, ganz zu schweigen von den zahllosen Aufführungen rund um die Welt.
Der Regisseur und Kostümbildner Hinrich Horstkotte hat mit Präzision und Eleganz seine Ideen in die Struktur der Dortmunder Inszenierung eingebracht, die sehr harmonisch mit der Konzeption des Komponisten übereinstimmt. Die Kostüme spiegeln die originale Epoche des Wiener Bürgertums wieder, jedes Element ist schön und elegant: die Farbauswahl, raffinierte und stilvolle Details- genau das, was das Publikum erwartet hat.
Das Bühnenbild von Martin Dolnik verdient besondere Beachtung: filigran gemacht, nicht minimalistisch, aber zum Glück auch nicht überladen. Die Farben sind großartig abgestimmt, die Szenografie ist farbenfroh, vielschichtig, unterstreicht das Geschehen und lässt uns auf die Musik, Handlung und Darsteller konzentrieren.
Fritz Steinbacher als Eisenstein und Tanja Christine Kuhn in der Rolle der Rosalinde ergänzen sich prächtig, sowohl stimmlich als auch schauspielerisch. Beide sind selbstsicher, stark und gleichzeitig ironisch.
Die Darstellerin der Rolle der Adele, Sooyeon Lee war an den Premierenabend noch nicht ganz von einer Erkältung erholt, aber das war nur leicht bemerkbar, die Sängerin war zwar gesanglich vorsichtig, hat aber wunderbar gespielt und uns eine charmante Adele präsentiert.
Doktor Falke wurde verkörpert von Daegyun Jeong und hat allen absolut überzeugt, sein Gesang und Bühnenpräsenz waren sehr eindrucksvoll und charismatisch.
Sungho Kim war ein toller Alfred, seine warme und markante Stimme und große Spielfreude hat einen hohe Grad an Charme und macht ihn sehr beliebt bei Publikum.
Prinz Orlofsky wurde von David DQ Lee gesungen und gespielt, eine gar nicht so leichte Aufgabe in einem sehr auffallenden und voluminösen Kostüm.
Den Gefängnisdirektor Frank hat KS. Morgan Moody präsentiert, seine schöne, saftige, ausgeglichene Stimme und eine starke Bühnenpräsenz wurden von Publikum zurecht gefeiert.
Frosch, Gefängnisaufseher, gespielt von Steffen Schortie Scheumann hat die Zuschauer ständig zum Lachen gebracht.
Der Opernchor des Theaters, der von Fabio Mancini einstudiert wurde, hat ein perfektes Bild gezeichnet, der Klang war saftig und harmonisch.
Ein weiterer Pluspunkt der Produktion ist das hervorragende Orchester unter der Leitung von Maestro Motonori Kobayashi, das in den Walzermelodien von Strauss sein volles Potenzial entfalten konnte.
Begeisternd war auch die makellose Darbietung des Balletts, die Choreografie von Ivan Keim war sehr lustig, verspielt und hat eine wunderbare festliche Atmosphäre geschaffen.
Das Ensemble der Künstler schien von der Atmosphäre der Operette durchdrungen: es herrschte eine Stimmung von Freiheit, Leichtigkeit und Witzigkeit.
Die Fledermaus in der neuen Produktion des Opernhaus Dortmund ist ein zweifelloser und eindeutiger Erfolg: es ist lustig, spritzig, humor- und eindrucksvoll. Die Zuschauer verließen die Aufführung glücklich, erfüllt von positiven Emotionen und voll guter Laune und haben am Ende Künstler, Musiker und das Regieteam mit Standing Ovations gefeiert.
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