Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Saisoneröffnung: Mit der Sächsischen Staatskapelle, IOCO Kritik, 10.09.2014

Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Saisoneröffnung: Mit der Sächsischen Staatskapelle, IOCO Kritik, 10.09.2014

Konzerthaus Dortmund

Konzerthaus Dortmund / Kremer und Thielemann © Matthias Creutziger
Konzerthaus Dortmund / Kremer und Thielemann © Matthias Creutziger
Glanzvolle Saisoneröffnung des Konzerthaus Dormund

Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann und Gidon Kremer, Violine

Das Saison-Eröffnungskonzert am vergangenen Mittwoch im Dortmunder Konzerthaus war ein glanzvoller und hoch befriedigender Auftakt in die neue Spielzeit. Die Sächsische Staatskapelle Dresden unter ihrem neuen Chefdirigenten (seit Beginn der Spielzeit 12/13) Christian Thielemann am Pult und dem unvergleichlichen Geiger Gidon Kremer als Solisten, bereiteten dem Publikum Hörerlebnisse, die schwerlich zu überbieten sind.

Konzerthausintendant Benedikt Stampa hielt eine kurze launige Ansprache und dann begann der Abend mit dem “Konzert für Violine und Orchester Nr. 2“ von Sofia Gubaidulina (geb. 1931), das 2007 entstand und Anne-Sophie Mutter gewidmet ist. Gubaidulinas 1. Violinkonzert von 1980 ist GidonKremer gewidmet.

Die Komponistin, in der Tartarischen Republik geboren, wurde am Konservatorium von Kasan ausgebildet in Komposition und Klavier. Sie setzte ihre Studien in Moskau fort bei einem Assistenten von Dmitri Schostakowitsch. Schon früh, 1962, wurde sie von der Partei wegen ihres eigenwilligen Stiles öffentlich kritisiert. Schostakowitsch, obwohl er der Prüfungskommission vorstand, sprach ihr Mut zu und wünschte ihr, sie “möchte auf ihrem falschen Weg weiterkomponieren“. Die Komponistin folgte dem Rat. Seit 1963 lebte sie in Moskau und aktuell seit einiger Zeit in Norddeutschland.

Das zu hörende 2. Violinkonzert ist ein großflächiges Werk, das auch eine große Orchesterbesetzung braucht. Außergewöhnlich ist der Einsatz von Cembalo und Klavier (konträr aufgestellt). Eine Besonderheit ist die Streicherbesetzung, die nur Celli, Bratschen und neun Kontrabässe vorsieht. Es gibt keine Violinen, nur die Solo-Geige.

Der Solopart des Konzertes ist sehr gefällig, hat gut dosierte melodische Inseln und verlangt von der, oder dem Solisten aber technische Finessen. Gidon Kremer spielte seinen Part souverän und entlockte seinem Instrument einen runden, warmen Ton. Das Orchester unter Thielemann begleitete höchst aufmerksam und wusste darüber hinaus mit dem Klangteppich, der feinste  Gespinste, wie auch eruptive Klangballungen aufweist, das Publikum zu fesseln.

Nach diesem ungefähr halbstündigen Violinkonzert und der Pause ging es weiter mit der “Sinfonie Nr. 9 in D-Moll“ von Anton Bruckner. Für viele Besucher wurde diese Wiedergabe zum Höhepunkt des Abends. Das monumentale Werk  ist ein Fragment geblieben, das der Komponist “dem lieben Gott“ gewidmet hat. Noch bis zu seinem Tod 1896 arbeitete Bruckner am Schlusssatz des Werkes. Er konnte es nicht fertig stellen. Das dreisätzige Fragment wurde 1903 erstaufgeführt.

Dieses großartige Werk, quasi das Testament seines Schöpfers, löst bei den Hörern Emotionen, Leidenschaften und Tröstungen aus. Die Klangeruptionen, die Christian Thielemann mit der glänzenden Dresdner Staatskapelle auslöste, waren gewaltig.

Thielemann versteht es mit untrüglichem Instinkt, die epische Breite dieser Sinfonie und ihre weit gespannten Formstrukturen so schlüssig und organisch zu entwickeln, dass der Fluss, der aus einem stabilen Grundtempo rekrutiert, ohne Brüche den sinfonischen Atem gewährleistet. Es gab keine Weihezelebrierungen sondern beglückendes, strömendes Fließen.

Das Publikum im total ausverkauften Haus dankte es ihm und dem außerordentlichen Orchester, sowie dem wunderbaren Solisten Gidon Kremer mit frenetischem Beifall.

IOCO / UGK / 10.09.2014

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