Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Philadelphia Orchestra - Yannick Nézet-Séguin - Lisa Batiashvil IOCO Kritik, 28.05.2015
Philadelphia Orchestra, Yannick Nézet-Séguin Lisa Batiashvili, Violine 28.05.2015
“The Philadelphia Orchestra“, eines der der großen amerikanischen Sinfonieorchester, zu den “Big Five“ gehörend, neben Boston, Chicago, Cleveland und New York, wurde im Jahre 1900 gegründet. Es entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem der renommiertesten Klangkörper der USA. Wesentlich geformt wurde es von Leopold Stokowski, der ihm von 1912 bis 1938 als Principal Conductor vorstand, sowie von Eugene Ormandy, seinem Nachfolger in der Position.
Das Ensemble ist berühmt für seinen unverwechselbaren Klang, dem präzisen Miteinander der Gruppen und der Vielfalt des Repertoires. Als achter Künstlerischer Leiter seit der Gründung steht dem Orchester seit 2012 der junge kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin vor. Dieser ist in der laufenden und der kommenden Spielzeit Exklusivkünstler des Dortmunder Konzerthauses.
Im Rahmen der Europa-Tournee 2015 gastierte nun das “Philadelphia“ an zwei Tagen im Konzerthaus Dortmund. Am ersten Abend (27.5.) standen Werke von Brahms, Beethoven und Richard Strauss auf dem Programm. Das zweite Konzert, hier besprochen, galt Dmitri Schostakowitsch und Peter Iljitsch Tschaikowsky.
Den Beginn machte das “Konzert für Violine und Orchester Nr.1 in a-moll“ von Schostakowitsch aus dem Jahre 1948. Solistin war die außerordentliche, in allen Konzertsälen gefeierte georgische Geigerin, Lisa Batiashvili. Schostakowitschs Violinkonzert wurde erst im Oktober 1955 in St. Petersburg von David Oistrach uraufgeführt. Es ist heute, trotz der enormen technischen Finessen, ein häufig gespieltes Werk geworden. Vorausgesetzt, man hat den richtigen Interpreten dafür, wie an diesem Abend.
Lisa Batiashvili spielte auf ihrer unwahrscheinlich klangvollen Guarneri-Geige. Der wunderschöne Klang des Instruments kam schon sehr eindrucksvoll im 1. Satz mit seinem breiten melodischen Fluss zur Geltung, fabelhaft eingebettet in die orchestrale Begleitung. In der Mitte des Scherzos (2. Satz) mit dem fast humorvollen folkloristischen Tanz, geriet das perfekte Miteinander von Sologeige, Orchester und Dirigent zu einem Hörerlebnis ersten Grades.
Die Gefühlswärme des 3. Satzes kam bei der Solistin, wie auch im Orchester wunderbar zum Ausdruck. Hier konnten die exzellenten tiefen Streicher des Orchesters in der Passacaglia ihren erstklassigen Rang demonstrieren. Die große Kadenz, die in den finalen Satz überleitet, wurde von Batiashvili mit atemberaubender Virtuosität gespielt. Die Rasanz dieses Satzes, in dem sich Fröhlichkeit und Freude in burlesker Ausgelassenheit verbinden, wussten der charismatische Dirigent und das großartige Orchester rauschhaft wiederzugeben. Das Publikum feierte die Solistin mit frenetischem Beifall und das zu Recht.
Nach der Pause stand Peter Iljitsch Tschaikowsky mit seiner “Sinfonie Nr. 5 in e-moll, op. 64“ auf dem Programm. Bei deren Wiedergabe entfesselten die amerikanischen Musiker unter ihrem fabelhaften Chef ein grandioses orchestrales Feuerwerk.
Alle vier Sätze der Sinfonie haben eine kolossale Spannkraft in Ausdruck und Dynamik. Nezet-Séguins Virtuosität der Orchesterbeherrschung rutschte nie zum Selbstzweck ab. Die Schlagzeugeffekte der Allegro-Teile wirkten nie aufgesetzt und wunderbar geriet der lyrisch durchwehte Streicherklang im Andante des 2. Satzes. Das majestätische Finale war ein einziger Klangrausch.
Das begeisterte Publikum feierte das Orchester, sowie seinen großartigen sympathischen Dirigenten, mit “standing ovations“.
IOCO / UGK / 28.05.201501
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