Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Liederabend - Christianne Stotijn, IOCO Kritik,26.10.2014

Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Liederabend - Christianne Stotijn, IOCO Kritik,26.10.2014

Konzerthaus Dortmund

Konzerthaus Dortmund / Christianne Stotijn © Marco Borggreve
Konzerthaus Dortmund / Christianne Stotijn © Marco Borggreve

Liederabend  26.10.2014:

Christianne Stotijn, Mezzosopran - Joseph Breinl, Piano

Nun schon zum zweiten Mal konnte man die niederländische Mezzosopranistin Christianne Stotijn im Dortmunder Konzerthaus erleben. Erstmals war sie im Frühjahr 2011 in der Reihe “Junge Wilde“ zu Gast. Zusammen mit ihrem Klavierpartner Joseph Breinl überraschte sie heute mit einem äußerst interessanten Programm.

Der Abend begann mit einer Auswahl von Gesängen aus den “Zigeunerliedern“ von Johannes Brahms. Dieser Zyklus von elf Liedern entstand 1887 und fußt auf Texten ungarischer Volksweisen. Acht Lieder richtete Brahms für eine Solo-Stimme mit Klavier ein. Vorwiegend Mezzosoprane nehmen sich dieser effektvollen Gesänge an, so auch Christianne Stotijn.

Stärker als in den populären Liebesliederwalzern mit lediglich nachempfundenem magyarischem Einschlag, wird bei diesen Liedern der ungarische Grundton getroffen. Auch findet Brahms hier Töne herzhaften Humors, wie auch feuriger Impulsivität. Christianne Stotijn kann das wunderbar umsetzen, stimmlich wie auch gestisch. Die Stimme spricht an in allen Lagen.

Nach den Brahms-Liedern folgten vier Songs aus den “Cabaret Songs“ von William Bolcom, die der 1938 geborene Amerikaner in den 1970er Jahren geschaffen hat. Witzige, manchmal freche und rhythmisch prägnante Nummern, die an diesem Abend von der Sängerin mit Humor, mimischer Beredsamkeit und mit leichter Stimme serviert wurden.

Konzerthaus Dortmund / Christianne Stotijn © Marco Borggreve
Konzerthaus Dortmund / Christianne Stotijn © Marco Borggreve

Nach der Pause ging es “spanisch“ weiter. Zu den schönsten Zeugnissen spanischen Liedschaffens gehören die “Sieben populären spanischen Volkslieder“ von Manuel de Falla. Sie sind durch ihren musikalischen Duktus, ihre Sprache und der musikalischen Vielfalt, auch ein Vehikel für ausdrucksstarke dunkle Frauenstimmen. Sei es Jean Madaira, Marina del Gabarain oder Viktoria De Los Angeles, alle reüssierten damit, wie auch an diesem Abend Christianne Stotijn, wenngleich man sich manche Passagen in der tiefen Lage etwas “brustiger“ gewünscht hätte. Die Lieder halten es aus.

Nun erfreute Stotijn’s kongenialer Partner am Klavier, Joseph Breinl, mit einem zauberhaften Klavierstück aus dem Zyklus “Chants d`Espagne“ von Isaac Albeniz. Die meisten der Klavierstücke des Komponisten sind kleine Kunstwerke, in Form, Melodie und außerordentlicher Eleganz. Der Pianist wusste die Attribute des Stücks sehr nuanciert umzusetzen.

Das war auch gleichzeitig ein nahtloser Übergang zu der letzten Liedergruppe des Konzertabends.

Nicht sehr häufig sind Werke des katalanischen Komponisten Xavier Montsalvatge zu finden. Der 2002 neunzigjährig verstorbene Komponist ist in unseren Breiten leider zu wenig bekannt geworden. Das ist schade, da er eine sehr farbige Musik geschrieben hat, die nahezu alle Gattungen abdeckt.

Vor zwei Jahren war in Düsseldorf seine hübsche Oper Der gestiefelte Kater zu sehen.

Und nun sang Christianne Stotijn seinen herausragenden Lieder-Zyklus “Cinco canciones negras“, aus dem Jahr 1945. Vor drei Jahren gestaltete ihn hier auch Maesha Brueggergosman. Diese Liedergruppe ist eine Verbeugung an Kuba, dem Auswanderungsland vieler Katalanen und Ursprungsland des Habanera-Tanzes. Gleichzeitig waren diese Lieder auch der Durchbruch Montsalvatges als Komponist. Ihr Inhalt sind Momentaufnahmen täglichen Geschehens.

Christianne Stotijn sang sie mit viel Ausdruck und einer unglaublichen Vielfalt an Farben und mit ausgezeichneter Textverständlichkeit. Joseph Breinl am Flügel begleitete empfindsam.

Die wenigen Besucher (zirka 250!!) dieses Liederabends zeigten sich begeistert und erklatschten sich eine Zugabe: Ein russisch gesungenes Lied von Tschaikowsky.

IOCO / UGK / 26.10.2014

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