Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Brahms Requiem, IOCO Kritik, 23.11.2014
Ein Deutsches Requiem von Johannes Brahms Chor und Bamberger Symphoniker unter Herbert Blomstedt Ruth Ziesak, Sopran – Detlef Roth, Bariton
Nach 2004 mit der Frankfurter Singakademie und 2009 mit dem WDR-Chor war das “Deutsche Requiem“ von Brahms nun zum dritten Mal im Konzerthaus zu hören. Diesmal war es mit den Bamberger Symphonikern und deren großartigem Chor zu erleben. Am Pult stand der Doyen der alten Dirigenten-Garde, Herbert Blomstedt.
Der US-Schwede Blomstedt ist kein Unbekannter mehr im Dortmund. Er war hier schon einige Male zu erleben mit verschiedenen Ensembles.
Blomstedt studierte in Stockholm und Uppsala, danach - mit Schwerpunkt Dirigieren - an der New Yorker Juilliard School. Außerdem hatte er Assistenzen bei Igor Markevitch in Salzburg und Leonard Bernstein in Tanglewood. Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Sieben Jahre stand er am Pult des Gewandhauses in Leipzig. Es gibt kaum ein Spitzenorchester auf dem Globus, mit dem er nicht gearbeitet hätte.
1985 wurde er Music Director des renommierten San Francisco Symphony Orchestra, dem er 10 Jahre bis 1995 vorstand.
Seit 2006 ist Blomstedt Ehrendirigent der Bamberger Symphoniker, mit denen ihn eine längere Zusammenarbeit verbindet und mit denen er nun in Dortmund das Brahms-Requiem aufführte.
Brahms arbeitete einige Jahre an seinem Requiem. Er verwendete nicht die lateinischen Texte der traditionellen Totenmesse, sondern vertonte selbst zusammengestellte Texte aus der Lutherbibel. Nach Aufführungen einzelner Sätze wurde es in seiner vollständigen, siebensätzigen Form, am 18. Februar 1869 im Gewandhaus Leipzig unter Carl Reinicke uraufgeführt.
Heute ist es auf den Spielplänen der Konzertstätten weltweit nicht mehr wegzudenken. Jetzt erfuhr es am Totensonntag eine ergreifende Aufführung im Dortmunder Konzerthaus.
Der Chor der Bamberger Symphoniker ist einfach großartig, hervorragend in Klang, Singkultur und Flexibilität. Außerdem lies das ungefähr hundertköpfige Ensemble, einstudiert von Rolf Beck, sprachlich nichts zu wünschen übrig.
Das Orchester spielte unter Blomstedts souveräner Leitung dort, wo es in den Vordergrund treten darf, berückend schön, so im ungemein expressiv und intensiv ausgesungenen vierten Satz, der auch chorisch zu einem Höhepunkt des Konzerts wurde. Ein glänzendes Detail war auch das wichtige Pauken – Ostinato am Schluss des zweiten Satzes, das unheimlich prägnant heraus kam, wie auch der wichtige Harfenpart.
Die Sopranistin Ruth Ziesak war, zumindest was die Makellosigkeit der Ansätze und der Phrasierung angeht, wie auch in der klangvollen Höhenlage der Stimme, eine gute Wahl. Wenngleich ihr nicht immer verinnerlichter Ausdruck zu Gebote stand.
Die beiden Bariton-Soli sang Detlef Roth mit kräftiger höhensicherer Stimme, bei exzellenter musikalischer und textlicher Gestaltung.
Die wunderbare Wiedergabe wurde vom Publikum herzlich gefeiert.
IOCO / UGK / 23.11.2014
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