Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Arienabend - Jonas Kaufmann, IOCO Kritik, 22.04.2015
Arienabend Jonas Kaufmann, Tenor Münchner Rundfunkorchester, Jochen Rieder 17.04.2015
Er ist ohne Zweifel der Darling-Tenor der internationalen Musikszene. Jonas Kaufmann ist derzeit wieder mal in aller Munde. Vor gut zwei Wochen war er noch bei den Salzburger Osterfestspielen zu erleben. Er sang den Turiddu in Mascagnis “Cavalleria rusticana“ und den Canio in Leoncavallos “I Pagliacci“. Die Fernsehübertragung lockte viele Zuschauer an den Bildschirm.
Nun erlebt man ihn live in acht deutschen Städten (von BMW und MünchenMusik gesponsert), wo er Stücke aus seinem neuen Album “Du bist die Welt für mich“, mit Operettenarien und Filmschlagern für seine große Fan-Gemeinde singen wird. (Lesen Sie die IOCO-Kritik über die neue CD von Sony Classical ). [Von Jonas Kaufmann wurden verschiedene Aufnahmen bei der Sony Classical veröffentlicht.]
Der Dortmunder Abend wurde vom Publikum im ausverkauften Konzerthaus euphorisch gefeiert. Das sah zum Tournee-Beginn vor zwei Tagen in der Kölner Philharmonie ganz anders aus, wie Ohrenzeugen, die dabei waren, berichteten.
Man sprach von heftigen Unmutsäußerungen, Fehden und Tumulten im Saal. Es gab technische und akustische Probleme. Auf manchen Plätzen war kaum etwas zu hören. Einige nahmen wohl auch an, dass Kaufmann nur mit Mikrofon singen würde.
Anders hier in Dortmund. Kaufmanns Fan-Gemeinde brach nach dem Konzert bald den Saal ab. Vorangegangen war ein Statement des Sängers, der mit einfachen Worten das Vorhandensein des in der Mitte der Bühne platzierten Mikrofons erklärte und warum es gelegentlich zum Einsatz kommen würde.
Damit das Auditorium gleich richtig eingestimmt war, wurde im ersten Teil des Konzerts die Werkabfolge geändert. Es ging gleich richtig zur Sache mit dem schmissigen, in die Beine gehenden Walzer aus “Giuditta“ von Franz Léhar, vom Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Jochen Rieder ebenso schmissig dargeboten.
Vokal prächtig und gefühlvoll im Ausdruck war Kaufmanns Adoration an Wien mit der Arie “Grüß mir mein Wien“ aus Kalmans Evergreen “Gräfin Mariza“. Traumschön schmachtend ging es weiter mit “Du bist die Welt für mich“, aus Richard Taubers “Der singende Traum“.
Auch Kaufmanns nächste Nummer wurde begeistert aufgenommen, viele weibliche Fans atmeten schwer, als er behauptete “Gern hab ich die Frau`n geküsst“ (aus Léhars “Paganini“).
Weniger Freude hatte man an der Melodienfolge aus Franz Léhars Operette “Die lustige Witwe“, die zwischen den zwei letzten Gesangsnummern gegeben wurde. Die Münchener Musiker unter der Leitung von Jochen Rieder spielten das Potpourri mehr routiniert als motiviert.
Der erste Teil des Abends ging zu Ende mit dem Schlager “Ein Lied geht um die Welt“ von Hans Mey, mit dem Kaufmann an Joseph Schmidt erinnerte, der dieses Lied in den 1930er Jahren zu einem Rundfunk-Hit machte.
Im zweiten Teil des Abends erklangen Werke von Robert Stolz, Franz Léhar und Mischa Spoliansky. Kaufmann sang mit Schmelz und dezenter Mikrofon-Unterstützung wunderbar schmachtend “Schatz ich bitt` Dich, komm heut Nacht“ aus “ Frasquita“ von Léhar. Zwischen den Gesangsstücken spielte das Orchester unter Jochen Rieder den Walzer aus Léhars “Graf von Luxembourg“ und den Marsch aus “Frühlingsparade“ von Robert Stolz.
Gesanglicher Höhepunkt des zweiten Teils und auch das offizielle Finale, war das Lied des Sou-Chong “Dein ist mein ganzes Herz“ aus Léhars “Land des Lächelns“. Jonas Kaufmann sang es mit Emphase und Herzblut. Sein strahlender Tenor glänzte in allen Facetten.
Der Saal war in Aufruhr, der Beifall wollte nicht enden. Natürlich gab es Zugaben. Darunter noch einmal sein Auftrittslied “Freunde das Leben ist lebenswert“. Das war ein großer Abend!
IOCO / UGK / 22.04.2015
---| IOCO Kritik Konzerthaus Dortmund |---