Dortmund, ein Hauskonzert mit Liedern von Gustav Mahler, IOCO

Dortmund, ein Hauskonzert mit Liedern von Gustav Mahler, IOCO
Anne Schuldt (links) und Karsten Scholz (Mitte), Foto: Horst Kolod

Von Uli Rehwald und Iris Flender

Das Erlebnis eines kleinen Hauskonzertes in Dortmund (am 02.02.2025)

Ein Freund stellt auf einmal die Frage: „Hättet ihr vielleicht Lust auf ein Hauskonzert am Sonntagvormittag in Dortmund?“

„Ach, diese Hauskonzerte gibt es doch schon fast nicht mehr. Die sind doch so gut wie ausgestorben. Und wir sind lange auf keinem mehr gewesen“. Warum eigentlich nicht. Also auf nach Dortmund. Es müssen ja nicht immer nur die etablierten Häuser sein.

Heute wagen sich zwei Künstler an dieses Format des kleinen Hauskonzerts.

  • Die Opern- und Konzert-Sängerin Anne Schuldt, Mezzosopran. Sie ist schon mit den großen Wagner-Rollen (Venus, Brangäne, Fricka) in verschiedenen Opernhäusern aufgetreten.
  • Der Konzertpianist Karsten Scholz, Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe. Aktuell studiert Karsten Scholz gerade alle Rollen bei dem Ring des Nibelungen an der Dortmunder Oper als Korrepetitor ein. Und trotzdem findet er Zeit für unser heutiges kleines Hauskonzert.
Anne Schuldt (rechts) und Karsten Scholz (links), Foto: Horst Kolod

Tatsächlich ist der Eintritt frei und ein anschließendes Buffet vorgesehen. Die Besucher werden lediglich gebeten, einen Beitrag zum Buffet mitzubringen.

Eine unaufgeregte Wohnstraße, keine Villengegend, das wird bestimmt entspannt heute. Unsere Häppchen für das Buffet haben wir in einem kleinen Korb dabei. Der Empfang an der Tür ist sehr warmherzig, den Garderobeständer darf man eigenhändig behängen, und direkt wird ein Begrüßungsgetränk angeboten. Es geht ins Wohnzimmer und man fühlt sich willkommen. Hier sind wir richtig. Knapp 30 Personen sind zusammengekommen, leger und freundlich, man kommt gut ins Gespräch. Tisch und Sofa sind zur Seite gerückt, 4 Stuhlreihen gruppieren sich um einen Flügel, der den Löwenanteil des Raums beansprucht - es wird eng im Wohnzimmer.

Konzertpianist Karsten Scholz , Foto: Horst Kolod

Wir hören heute ein Programm, was nun gar nichts mit einem kleinen, semiprofessionellen Hauskonzert zu tun hat: Knapp 20 Lieder von Alexander v. Zemlimsky, Alma Schindler-Mahler und Gustav Mahler. Am bekanntesten aus diesem Programm sind die Mahler-Lieder aus des Knaben Wunderhorn.

Wie kommt es rüber? Natürlich ist die Stimme von Anne Schuldt viel zu groß für ein Wohnzimmer. Es ist ein Erlebnis, in der 2. Reihe zu sitzen, vielleicht 3 Meter von der Sängerin entfernt. Wir hören sie heute nämlich nicht aus der Entfernung vom Sitz im Opernhaus, sondern ganz direkt. Die Schallwellen sind im Forte körperlich spürbar, man vibriert fast mit. Ihre feinen Legato-Bögen sind zum Dahinschmelzen in den vielleicht 50 Quadrdatmetern. Und es gelingt ihr, alle sowohl in die emotionalen Tiefen der Lieder über Nacht und Traum (v. Zemlimsky) mitzunehmen als auch in die heiteren Anteile aus des Knaben Wunderhorn. Das Klavierspiel ist genauso nah und unmittelbar. Die Feinheiten des Miteinanders der beiden Künstler ist eben nur in diesem Wohnzimmerformat mit zu erleben.

Anne Schuldt (rechts) und Karsten Scholz (links) beim Schluss-Applaus, Foto: Horst Kolod

Nach einer Stunde ist das Programm beendet, das Publikum dankt mit freundlichem, anhaltendem Applaus.

Nach dem Programm ergeben sich in diesem kleinen Rahmen ganz selbstverständlich gute Gespräche zwischen Künstlern und Publikum. Am Ende stehen alle mit Sektgläsern in der Hand da, balancieren Teller mit Grünkernfrikadellen und Blätterteig-Schnecken, reden über Mahler, Kunst und Kultur. Es ist zwar nur ein winziges Stückchen Kultur, was heute zu erleben war. Aber alle merken: Das Format Hauskonzert hat wie ein kleines Enkelkind der ganz großen Kunst auch seine Berechtigung. Es fällt fast schwer, wieder zu gehen.

 Alle bedanken sich sehr herzlich für die Gelegenheit der Teilnahme. Und das Beste ist: Es sind weitere Hauskonzerte geplant (28.6. um 18 Uhr oder 29.6. um 11:30 Uhr / Infos über info@kuenstleragenturgruenberg.de oder www.kuenstleragenturgruenberg.de).

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