Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Premiere Der feurige Engel von Sergej Prokofjew, IOCO Kritik, 13.06.2015
Sergej Prokofjew - Der feurige EngelPremiere am 13.06.2015
Zum Ende der Spielzeit 2014/15 wartete die Deutsche Oper am Rhein mit einem absoluten Horrorstück auf. Prokofjews Der feurige Engel ist nicht unbedingt ein häufig gespieltes Repertoirestück. Die Anforderungen an alle Mitwirkenden sind enorm. Doch konnte man überzeugt nach der Premiere am vergangenen Sonnabend sagen, dass alle Anforderungen glänzend bewältigt wurden. Es wurde ein “Knaller“.
Prokofjews Oper, zu der er auch selber das Libretto schrieb, fußt auf dem historischen Roman von Walerie Brjussow. Die Uraufführung erfolgte 1954 konzertant in französischer Sprache bei der Radiodiffusion et Télevision in Paris. Die erste szenische Aufführung war 1955 am Teatro La Fenice in Venedig.
Es ist eine verrückte, mystische Story. Die weibliche Protagonistin Renata hatte als Kind die Erscheinung eines Engels, der verschwand, als sie zur Frau heranreifte. Seitdem wird sie von Dämonen heimgesucht. Rupprecht, ein Soldat, ist ihr verfallen. Gemeinsam begeben sie sich “auf die Suche nach dem himmlischen Phantom“, die vor der Inquisition und dem Feuer endet.
Immo Karaman ist an der Deutschen Oper am Rhein kein Unbekannter mehr. Er erarbeitete hier einen Britten-Zyklus und den “Zwerg“ von Zemlinsky. Er machte aus Prokofjews Werk mit seinen Obsessionen, Teufelswerk und Mystizismus, einen spannenden, aktionsgeladenen Mix.
Zusammen mit seinem Partner Fabian Posca (Kostüme und Choreographie) und Aida Leonor Guardia (Bühne) lässt er, aktionsgeladen und mit unglaublichen Einfällen, die Handlung mal im Kloster und mal in einer Irrenanstalt spielen. Die handelnden Personen folgten allen seinen Intentionen mit sichtbarer Spielfreude. Das prächtig singende und agierende Ensemble war eine der Säulen in dieser herausragenden, russisch gesungenen Produktion.
Von den Hauptdarstellern muss an erster Stelle die Sängerin der Renata genannt werden. Svetlana Sozdateleva hat einen äußerst flexiblen Zwischenfachsopran, den sie mit dramatischem Furor einzusetzen wusste. Doch sie konnte auch die Hysterie und Überspanntheit der Renata glänzend zum Ausdruck bringen. Zudem vermittelte sie in den wenigen “besinnlichen“ Passagen vokale Innigkeit und Wärme.
Nicht weniger eindrucksvoll war die Leistung des langjährigen Ensemblemitglieds Boris Statsenko, als Renata liebender Rupprecht. Der russische Bariton ist ein fabelhafter Gestalter, der sich in vielen Rollen an der DOR profiliert hat. Seine vokalen Ressourcen sind, wie auch an diesem Abend, unerschöpflich.
Auch der dritte “Russe“ im Ensemble konnte sich wieder einmal hervorragend profilieren. Sergej Khomov verkörperte den Doktor, sowie den Mephisto, vokal und darstellerisch eindrucksvoll.
Überzeugend war Susan McLean als Äbtissin des Nonnenklosters. Bizarr und mit dem Mut zur Hässlichkeit waren die Auftritte von Renée Morloc, die ihre Partie mit Orgeltönen ausstattete.
Auch in den kleinen Rollen erlebte man erstklassige Leistungen. Stellvertretend für alle sei der prächtige Schwarzbass von Jens Larsen genannt, der den Exorzisten mit profunder Stimme sang und der auch zuvor die stumme Rolle des Heinrich verkörpert hatte.
Aus dem Graben brodelte es. Die Düsseldorfer Symphoniker musizierten auf höchstem Niveau. Garant dafür war Wen-Pin Chien, einer der vielseitigsten Dirigenten der DOR, der alle Zügel fest in den Händen hielt und der für alle Beteiligten der sprichwörtliche “ Fels in der Brandung“ war. Zuverlässig wie immer war der Chor, von Christoph Kurig einstudiert.
Jubelnden Beifall für alle spendete das sichtlich animierte Premierenpublikum.
IOCO / UGK / 13.06.2015
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