Chemnitz, Theater Chemnitz, Premiere: Turandot 24.09.2016
Premiere Turandot 24.09.2016 Dramma lirico von Giacomo Puccini
Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni Finale ergänzt von Franco Alfano (Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
Musikalische Leitung: Felix Bender Inszenierung, Bühne und Kostüme: Hinrich Horstkotte Chor: Stefan Bilz
In den Hauptpartien: Jee Hye Han / Morenique Fadayomi (Turandot), Jeffrey Hartman (Calaf), Maraike Schröter (Liù), Magnus Piontek / Andreas Hörl (Timur) Eröffnung der Opernsaison 2016/2017
Als Auftakt der Opernsaison 2016/2017 bringt die Oper Chemnitz am 24. September Puccinis „Turandot“ mit dem kompletten Finale von Franco Alfano heraus. Mit dieser Produktion kehrt Hinrich Horstkotte nach Chemnitz zurück. Hier waren bereits seine Inszenierungen von Verdis „Maskenball“ und Mozarts „Idomeneo“ im Opernhaus sowie von „Don Giovanni“ als Figurentheaterproduktion zu sehen. Außerdem war er als Bühnen- und Kostümbildner bei Werken wie „Cendrillon“, „Der Rosenkavalier“ und „Das Mädchen aus dem goldenen Westen“ beteiligt. In den letzten Jahren inszenierte er u. a. in Dortmund, Saarbrücken, Dessau, Wien, Luxemburg und Taipeh/Taiwan. Der Inhalt der Oper
Prinzessin Turandot hat geschworen, das Eheversprechen nur einem Mann zu geben, der drei Rätsel lösen kann. Wem das nicht gelingt, dem wird der Kopf abgeschlagen. Entsprechend hoch ist die Todesrate bei Hofe. Mit diesem radikalen Vorgehen will die schöne chinesische Prinzessin den Tod ihrer Ahnin rächen, die einst Selbstmord beging, um dem männlichen Joch zu entfliehen. Doch die Freier lassen sich nicht abschrecken: Einer nach dem anderen stellt sich der grausamen Tortur. Auch Prinz Calaf entbrennt für die unnahbare Schöne. Kann er die geforderten drei richtigen Antworten geben und den eisernen Ring um Turandots Herz lösen?
Der Komponist Giacomo Puccini wurde 1858 im italienischen Lucca geboren. Entsprechend der Familientradition sollte er Kirchenmusiker werden, doch sein Interesse galt der Opernbühne. Giuseppe Verdis Werke faszinierten ihn. Im Alter von 18 Jahren wanderte er sogar zu Fuß von Lucca nach Pisa, um sich eine Aufführung der „Aida“ anzusehen, ein Ereignis, dass ihm nach eigener Aussage „die musikalische Pforte zur Oper“ öffnete. Er betrat nun ein Terrain, auf dem er sein Leben lang erfolgreich wandeln sollte: „Manon Lescaut“, „La Bohème“, „Tosca“, „Madama Butterfly“ sind nur einige seiner Erfolgswerke. Puccini lebte und litt mit seinen Opernfiguren mit wie kaum ein anderer Komponist, lässt sie intimste psychologische Stimmungen ausdrücken. Wohl deshalb geht den Zuschauern die Musik so nahe. Puccini, der oft seelische Probleme hatte, die ihn sehr zurückgezogen leben ließen, konnte seine Empfindungen, seine Emotionen, seine Vorstellungen vom Glück und von der Liebe in seinen Werken in einer Weise ausleben, die ihm im Leben nie gegeben war. Mit „Turandot“ griff er erstmalig auf ein Märchensujet zurück. Mit großer Leidenschaft widmete sich Puccini der Komposition, doch noch bevor er die Partitur zum Abschluss bringen konnte, erlag er seinem schweren Kehlkopfleiden.
Das Sujet Der Name Turandot stammt ursprünglich aus dem Persischen und taucht schon im 12. Jahrhundert in der Romanze „Die sieben Schönheiten“ des persischen Dichters Nezami auf. Auch die orientalische Märchensammlung 1001 Tag, die Anfang des 18. Jahrhunderts in Frankreich Bekanntheit errang, enthält eine Geschichte von einer Prinzessin namens Turandocht, die jeden Freier köpfen lässt, der ihre Rätsel nicht lösen kann. Carlo Gozzi bearbeitete den Stoff einige Jahre später für die Commedia dell‘arte, Friedrich Schiller schrieb diese Fassung 1802 für die deutsche Bühne um.
Entstehung der Oper Puccini kannte sowohl Schillers Bühnenstück als auch Gozzis Werk und war glücklich, als nach einer lang andauernden und zermürbenden Sujet-Suche Renato Simoni, einer seiner Librettisten, das Märchen von Turandot vorschlug. Ende des Jahres 1920 begann er auf der Grundlage des ersten Libretto-Entwurfs mit der Komposition. Wie immer gestaltete sich die endgültige Ausformung des Librettos schwierig. Besonders um das Schlussduett zwischen Turandot und Calaf rang Puccini mit seinen Librettisten: „Das Duett! Alle Entschiedenheit, alle Schönheit, alle lebendige Theatralik liegt hier.“ Es war ihm wichtig, die Liebe zu zeigen, die Calaf in Turandot weckt. Endlich, im Herbst 1924, gab es eine Fassung, mit der Puccini zufrieden war, die ihm aus dem Herzen sprach.
Nur noch dieses Schlussduett musste instrumentiert werden, aber dazu kam es nicht mehr. Am 29. November 1924 erlag Puccini einem Kehlkopfleiden. Knapp anderthalb Jahre später fand die Uraufführung von „Turandot“ in der Mailänder Scala unter der Leitung von Arturo Toscanini statt. Gespielt wurde das Werk unvollendet – so wie Puccini es hinterlassen hatte. Erst bei der zweiten Vorstellung kam der Schluss der Oper hinzu, von Franco Alfano auf Bitten des Verlegers Ricordi und des italienischen Ministerpräsidenten anhand von Puccinis Skizzen vollendet. Allerdings hatte Arturo Toscanini für die Aufführung Kürzungen an Alfanos Version vorgenommen. Erst in den 1980er Jahren gelangte die vollständige Version auf die Bühne. Sie ist auch Grundlage für die Chemnitzer Produktion.
Die Musik Dem Zeitgeschmack folgend setzte Puccini in seiner „Turandot“ musikalisch die schon in „Madama Butterfly“ erprobte Hinwendung zum Exotischen fort. Ausführlich hatte er sich mit chinesischer Musik beschäftigt und reicherte die Orchesterbesetzung durch eine ganze Reihe verschiedener Schlaginstrumente an, die seiner Klangfantasie Raum gaben. Intensiv nahm Puccini auch die musikalischen Entwicklungen seiner Zeit zur Kenntnis – Strawinskys „Le Sacre du printemps“, Strauss‘ „Salome“ und „Elektra“, Schönbergs „Pierrot lunaire“, die Kompositionen Bartóks, Debussys und Mascagnis – und schrieb eine Musik, die einmalig für ihn war, beginnend von den lyrisch-fragilen Momenten der Sklavin Liù bis hin zu den dramatischen Ausbrüchen der Titelpartie.
Das InszenierungsteamFelix Bender (Musikalische Leitung) stammt aus Halle (Saale) und studierte Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar bei Gunter Kahlert, Nicolás Pasquet und Anthony Bramall. Von 2010 bis 2013 war er als 2. Kapellmeister am Nationaltheater Weimar beschäftigt, danach kam er als 1. Kapellmeister an die Theater Chemnitz. Gastspiele führten ihn in jüngster Zeit u. a. zum Konzerthausorchester Berlin, zum Philharmonischen Orchester Ulm, zum Sinfonieorchester Wuppertal, zur Württembergischen Philharmonie Reutlingen und zur Anhaltischen Philharmonie Dessau. Felix Bender wurde 2011 in die Förderung des „Dirigentenforums“ aufgenommen. Außerdem ist er Stipendiat der Künstlerliste „Maestros von morgen“. Sein dirigentisches Können untermauerte er mit Fortbildungen bei Pavel Baleff, John Carewe, Christian Ehwald, Peter Gülke, Kristjan Järvi, Johannes Kalitzke, Christian Kluttig, Marc Piollet und Johannes Schlaefli. In der Spielzeit 2016/2017 übernimmt er die Position des kommissarischen Generalmusikdirektors an den Theatern Chemnitz.
Hinrich Horstkotte (Inszenierung, Bühne und Kostüme)Der gebürtige Berliner war zunächst Marionettenspieler, bevor er von 1992 bis 1998 Bühnen- und Kostümbild sowie Dramaturgie an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte. Schon während des Studiums begann er, als freischaffender Bühnenbildner und Regisseur zu arbeiten. Als Bühnen- und Kostümbildner war er für die Biennale für Neue Musik München, das Musiktheater Görlitz, die Opernhäuser in Chemnitz, Detmold, Nürnberg und für die Ludwigsburger Schloßfestspiele tätig. In über 60 Produktionen für Oper, Schauspiel und Puppentheater hat er, überwiegend in eigener Ausstattung, Regie geführt. So inszenierte an u. a. in Berlin (Staatsoper), Chemnitz, Dessau, Dortmund, Saarbrücken, Rheinsberg, am Nanfong-Theatre in Taipeh, an der Volksoper Wien sowie am Salzburger Marionettentheater. Besonders gern widmet er sich der Barockoper und hat hier am Grand Théâtre Luxembourg, beim NDR in Hamburg, beim Berliner Zeitfenster-Festival, bei den Musikfestspielen Potsdam und den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik inszeniert. In den Hauptpartien
Jee Hye Han (Turandot)Die koreanische Sopranistin gehört zu den interessantesten Sängerinnen ihrer Generation. Im Alter von nur 28 Jahren sang sie ihre erste Turandot an der Budapester Staatsoper. 2009 gewann sie den 2. Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb Feruccio Tagliavini, den 2. Preis beim hochdotierten Dong Ah Wettbewerb in Seoul und den Publikumspreis beim Hans-Gabor-Belvedere-Gesangswettbewerb. 2010 folgte der 1. Preis beim Concours International d‘Opéra de Marseille. Nach ihrem erfolgreichen Debüt an der Volksoper Wien in der Titelpartie von Puccinis „Madama Butterfly“ 2011 kehrte sie 2014 als Turandot zurück. Zu ihrem Konzertrepertoire gehören die Sopran-Partien in Beethovens 9. Sinfonie, Verdis Requiem, Mahlers 8. Sinfonie, Dvo?áks Requiem und Bachs Matthäuspassion.
Morenike Fadayomi (Turandot)wurde in London geboren und wuchs dort sowie in Lagos (Nigeria) und Glarus (Schweiz) auf. Nach einer Tanzausbildung bei der Colombo Dance Factory in Zürich nahm sie Klassischen Gesangsunterricht bei Ursula Preier-Raunacher in Wien. Ihr erstes Engagement führte sie ans Stadttheater Basel. Seit 1997 ist sie Solistin an der Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf. Zu ihrem umfangreichen Repertoire gehören Aida, Micaëla, Carmen, Mimi, Liù, Donna Elvira, Norma, Abigaille, Lady Macbeth, Katarina, Katja Kabanova, Rusalka, Emilia Marty, Martha („Tiefland“), Marietta („Die tote Stadt“), Kaiserin („Frau ohne Schatten“), Salome und Senta. Große Erfolge feierte sie wiederholt in der Partie der Bess in Gershwins „Porgy and Bess“. Gastengagements führten sie u. a. zu den Bregenzer Festspielen, in die New Yorker Carnegie Hall, an die Komische Oper Berlin, die Volksoper Wien, die Semperoper Dresden sowie an die Opernhäuser in Bologna, Parma, Rom, Amsterdam und Strasbourg. An der Oper Chemnitz singt sie erstmals die Partie der Turandot.
Jeffrey Hartman (Calaf)wurde in Anderson (Indiana/USA) geboren. Er ist Preisträger mehrerer renommierter Wettbewerbe. 2013 war er in Hong Kong sowie in Costa Rica als Canio in „I Pagliacci“ und Turridu in „Cavalleria rusticana“ zu erleben, in Hong Kong auch als Herzog in „Rigoletto“. Weiterhin gehören Partien wie Pinkerton, Rodolfo, Edgardo, Faust, Malcolm, Ismaele und Alfredo zu seinem Repertoire. 2015 coverte er an der Lyric Opera of Chicago die Partie des Cavaradossi in „Tosca“. Anschließend debütierte er als Bacchus in „Ariadne auf Naxos“ an der Seattle Opera. Mahlers „Lied von der Erde“ sang er mit dem Seattle Youth Symphony Orchestra und dem Chamber Philharmonia Orchestra New York und dem Ensemble Vista Lirica. Zu seinem Konzertrepertoire gehören außerdem u. a. die Tenorpartien in „Elias“, „Die Schöpfung, „Carmina burana“, Beethovens 9. Sinfonie und Brittens „Les Illuminations“. An der Oper Chemnitz wird er sein europäisches Debüt als Calaf in „Turandot“ geben.
Maraike Schröter (Liù)gehört seit 2013 zum Solistenensemble der Oper Chemnitz. Die in Berlin geborene Sopranistin studierte an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ bei Julia Varady und Brenda Mitchell. Außerdem arbeitete sie mit Christine Schäfer im Konzertexamen. Im Rahmen der Bayreuther Festspiele 2011 übernahm sie die Partie der Sieglinde in der Kinderoper „Der Ring des Nibelungen“. Anschließend war sie für zwei Jahre Ensemblemitglied im Opernstudio der Staatsoper Berlin. In dieser Zeit gab sie auch ihr Debüt an der Semperoper in Dresden. An der Oper Chemnitz war sie u. a. bereits als Donna Anna in „Don Giovanni“, Elisabeth in „Don Carlos“, Desdemona in „Otello“, Infantin in „Der Zwerg“, Eva in „Die Meistersinger von Nürnberg“ sowie als Angèle Didier in „Der Graf von Luxemburg“ zu erleben. Ihr Repertoire umfasst außerdem Partien wie Chrysothemis und Agathe.
Magnus Piontek (Timur)gehört mit Beginn der Spielzeit 2016/2017 zum Solistenensemble der Oper Chemnitz und wird hier als Timur debütieren. Er stammt aus Bonn und studierte Schulmusik und Dirigieren (bei Marcus Creed) in Köln sowie Gesang bei Rudolf Piernay in Mannheim. Von 2013 bis 2015 gehörte er zum Ensemble des Nationaltheaters Mannheim. Anschließend wechselte er an die Bühnen Gera/Altenburg, wo er als Sparafucile, Eremit sowie in der Titelpartie der Oper „Rübezahl und der Sackpfeifer von Neiße“ zu erleben war. An der Semperoper gastiert er als Marquis d’Obigny („La Traviata“) sowie als Saretzki („Eugen Onegin“). Neben seiner Operntätigkeit widmet er sich dem Oratorienrepertoire. Er arbeitete mit Dirigenten wie Dan Ettinger, Klaus Arp, Florian Helgath, Laurent Wagner, Gotthold Schwarz, Alois Seidlmeier, Johannes Kalitzke und Enno Poppe sowie mit verschiedenen renommierten Ensembles, darunter das Concerto Köln, das Ensemble Musikfabrik und das Göttinger Symphonie Orchester.
Andreas Hörl (Timur)debütierte schon früh in großen Partien, wie 2004 als Baron Ochs in Bremerhaven und 2005 als Landgraf in Minden. Festengagements führten ihn 2007 ans Opernhaus Zürich und anschließend ins Ensemble der Wiener Staatsoper. Seit 2014 ist Andreas Hörl freischaffend tätig. 2015 debütierte er bei den Bayreuther Festspielen als Fafner, 2016 an der Mailänder Scala in der Neuproduktion von „Wozzeck“. Sein vielfältiges Repertoire umfasst außerdem u. a. Sarastro, Osmin, Komtur, Basilio, Colline, König Heinrich, König Marke, Daland, Kaspar / Eremit, Ramphis / Il Re und Warlaam. Gastengagements führten ihn an die Bayerische Staatsoper, Wiener Staatsoper, Volksoper Wien, Oper Frankfurt, Komische Oper und Staatsoper Berlin, an das Opernhaus Zürich, Tiroler Landestheater Innsbruck, an die Theater Klagenfurt, Chemnitz und Dortmund, Gran Teatre del Liceu Barcelona, Teatro alla Scala Milano, Teatro Nacional de São Carlos Lissabon, zum MDR Sinfonieorchester Leipzig, Salzburger Festspiele und zu den Richard-Wagner Festspielen in Wels.
OpernfrühstückDas Opernfrühstück findet am 18. September 2016, 10.30 Uhr im Foyer des Opernhauses statt. Das Regieteam wird einen Einblick in die Premierenvorbereitungen geben, begleitet von musikalischen Beiträgen durch Solisten des Ensembles.
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