Bregenz, Bregenzer Festspiele, WIND - Traumreisen durch unbekannte Welten, IOCO Kritik, 27.08.2021
- Eine Traumreise durch unbekannte Welten -
von Daniela Zimmermann
Der heute in Berlin lebende Vorarlberger Komponist Alexander Moosbrugger, ausgebildeter, und leidenschaftlicher Organist mit weiteren Studien in Philosophie, Design und Architektur, gestaltete für die Bregenzer Festspiele das Werk Wind – eine Uraufführung über Traumwelten, Klänge, Sphären: eine Oper nach dem 1499 in Venedig gedruckten Buch Hypnerotomachia Poliphili, von Francesco Colonnas
Die Handlung: In »süßen Schlummer« verfällt ein Mann und wandelt fortan durch einen geheimnisvollen Wald voller wohlklingender Stimmen, erotischer Verführungen, hungriger Tiere und sonderbarer Pflanzen. In seinen Träumen gerät er in wundersame Gärten und verschlungene Bauten. Er wird Zeuge erstaunlicher Darbietungen wie eines Schachballetts und starker Winde. Schließlich trifft er auf die Frau, nach der er sich schon lang gesehnt hat: Hat Poliphilo seine Polia gefunden?
Die Aufführung, Inszenierung Leonora Scheib, fand in der Werkstattbühne der Bregenzer Festspiele statt. Mossbrugger liess dafür von der renommierten österreichischen Firma Rieger Orgelbau eine Orgel bauen. Rechts und links einer Aufführungsstraße, in der die Traumwelten dargestellt werden, sitzen 200 Besucher auf weißen Stufen, zwischen Orgelpfeifen auf 16 auf- und abfahrenden Pfeilern. Im Theaterraum, gestaltet von Flaka Haliti, dominiert die Farbe Weiß. Sieben Sänger-Schauspieler und das klassisch, musikalische Ensemble Quatuor Diotima, alle in weiße Toga gekleidet, ihre Spiel-Positionen ständig ändernd.
Die Handlung: WIND, eine Traumreise: Poliphili. Poliphilio (Hagen Matzeit) fällt in einen "süßen Schlummer" und wandelt fortan auf eine Traumreiser durch einen geheimnisvollen Wald voller wohlklingender Stimmen, erotischer Verführungen, hungriger Tiere und sonderbarer Pflanzen..Traumwelten erschließen sich ihm; immer auf der Suche nach seiner geliebten Polia (Hanna Herfurtner). Ihm begegnen Nymphen und andere Fabelwesen, fremde Schlösser und mysteriöse Gärten. Er findet Polia und reist mit ihr auf die Insel Kythera. Hier berichtet ihm Polia die Vorgeschichte, ihr Verlieben. Dann verschwindet sie, der Traum ist beendet.
Es wird mehr gesprochen als gesungen, in verschiedenen Sprachen: in Deutsch, Englisch, Latein, Italienisch; des Öfteren wird die Sprache auch verfremdet, versteht dann man nicht, das ist auch gewollt. In der Vorbesprechung wurde zum Verständnis ausgeführt, "nicht das Verstehen ist oft wichtig, sondern das sich Schweben lassen." Genau das, fällt oft schwer. Natürlich möchte man verstehen. Aber, man versteht sehr wenig und kann so der Aussage des Stücks, der Musik, der Handlung nur schwer folgen, und verliert darüber jede Spannung: Die langsamen Bewegungen der sieben Sänger und Sprecher sind wohl Traumwelt wohl angepasst. Die Requisiten mit Symbolwert, Blumenkohlköpfe: als was? Stangen als Speere, große Plastikteile vor den Gesichtern? Masken und Polias Angel. Alles zu getragen oder ermüdend. Ein antikes Gesicht als Fotokopie auf den Hinterköpfen wirkte auch nicht ermunternd. Die weißen Wände des weißen Raumes wurden zeitweise für schwer zu verstehende Projektionen benützt.
Gesungen wurde im Renaissance Stil, viel Rezitatives mit viel Vokaltechnik, ohne Einsatz größerer Gesangskünste. Nur zwei Gesangspartien gab es, einmal Polophili, eine verführerischen Arie, von dem Countertenor Hagen Matzeit wohl timbriert gesungen und von Hanna Herfurtner als Polio, die mit sicher kräftigem Sopran erfreute.
Ein Problem war leider die Orgelmusik der Oper Wind. Sie klang nur sphärisch, immer nur hoch und monoton. Mit Schweben oder sich Fallen lassen, war da leider gar nichts. Die vieltönige Kraft der Orgelmusik fehlte. Traum und Albtraum wechseln sich in dieser Traumgeschichte ab und natürlich waren die Dissonanzen in der Orgelmusik wahr zu nehmen, aber auch hier sehr einseitig. Die ganze Vielfalt der Orgel wurde vermisst. Im Computer sichtbar am Klavier auch dirigierend Michael Wendeberg, der das klassische Quartett ergänzte.
Diese Aufführungvon WIND zeigt große künstlerische Leistungen, mit so viel Engagement inszeniert, inclusive der eigens dafür gebauten Orgel. Das von Moosbrugger geschaffene Werk zeigt schon in dieser Uraufführung der Traumwelten interessante Ansätze; eine Überarbeitung könnte jedoch dem Werk weitaus größere Erfolge bringen.
---| IOCO Kritik Bregenzer Festspiele |---