Bielefeld, Theater Bielefeld, Aida - Giuseppe Verdi, 04.02.2020
AIDA - Giuseppe Verdi
Verbotene Liebe in Zeiten des Krieges
Vorstellungen 4.2.; 8.3.; 17.3.; 31.3.; 10.4.2020
Verbotene Liebe in Zeiten des Krieges, so ließe sich die Handlung von Giuseppe Verdis Aida knapp zusammenfassen. Genauer gesagt, ist damit die Ausgangssituation umrissen, denn mit welcher Meisterschaft es der große Italiener vermag, infolgedessen seine Hauptfiguren in ausweglose Situationen zu bringen und sie dennoch mit Liebe und Mut auszustatten, ist schlichtweg atemberaubend. Besonders, was das musikalische Gefühlsbarometer angeht, versteht sich. Nicht umsonst zählt Verdis drittletzte Oper zu den populärsten überhaupt. Ausgelöst durch die Umstände der Uraufführung und die Wünsche des Auftraggebers – kein Geringerer als der Khedive (Vizekönig) von Ägypten trat 1870 an Verdi heran, um eine Oper »im ägyptischen Stil« zu bestellen – war Aida von jeher mit dem Pomp einer einschlägigen Ausstattung behaftet; kaum eine andere Oper weckt wohl bei vielen Opernlieb- haber*innen so konkrete Bilder wie diese. Gleichwohl pulsiert im Schatten der großen Chorszenen ein auf den Punkt gebrachtes Kammerspiel, an dem nur wenige Figuren beteiligt sind – doch für die geht es um das große Ganze: die äthiopische Prinzessin fristet – incognito – ein Leben als Sklavin am feindlichen Hof des ägyptischen Pharaos.
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Ihre heimliche Liebe gilt Radames, dem erfolgreichen Hoffnungsträger des ägyptischen Militärs, auf den auch Prinzessin Amneris ein Auge geworfen hat. Ausgerechnet er wird ausgesandt, um Äthiopiens Truppen unter dem Befehl von Aidas Vater Amonasro zu bekämpfen. Zu Aidas Entsetzen gelingt den Ägyptern der Sieg; zugleich ist sie froh, dass Radames überlebt hat. Als sie unter den Gefangenen auch ihren Vater erblickt, ahnt sie allerdings nicht, dass der sie seinerseits zum Instrument machen will, um den so verhassten wie überlegenen Feind doch noch zu besiegen. Aida droht, zwischen der Liebe zu Radames und zu ihrem Vater zermalmt zu werden.
Ebendiese Angst und Ausweglosigkeit, die sich bei Aida in einer Todessehnsucht Luft macht, ist das Epizentrum, um das sich für Regisseurin Nadja Loschky und ihr Team (Ulrich Leitner, Bühne; Irina Spreckelmeyer, Kostüme) Verdis Musikdrama dreht. Sie erzählen Aidas Schicksal stets aus ihrer Perspektive und folgen dabei zugleich einer inneren wie der äußeren Handlung, ganz wie es dieses packende Musikdrama nachdrücklich einfordert. In der Titelrolle der AIDA ist die britische Sängerin Elizabeth Llewellyn zu Gast, als Radames ist Arthur Shen zu erleben. Aus dem Bielefelder Ensemble stehen ihnen mit Katja Starke (Amneris), Moon-Soo Park (Ramphis), Evgueniy Alexiev (Amonasro) und Yoshiaki Kimura (die Stimme des Königs) bewährte Hauptfigurendarsteller*innen gegenüber. Aida ist zugleich eine dankbare Aufgabe für den Bielefelder Opernchor und den Extrachor (Ltg. Hagen Enke) sowie selbstredend für die Bielefelder Philharmoniker. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von GMD Alexander Kalajdzic.
Musikalische Leitung Alexander Kalajdzic Inszenierung Nadja Loschky Bühne Ulrich Leitner Kostüme Irina Spreckelmeyer Choreinstudierung Hagen Enke Dramaturgie Jón Philipp von Linden
Mit: Evgueniy Alexiev / Kjell Brutscheidt / Yoshiaki Kimura / Elizabeth Llewellyn / Diana Marie Müller / Lena Paetsch / Moon Soo Park / Steffen Seithel / Elena Schneider / Arthur Shen / Katja Starke / Bielefelder Opernchor / Extrachor des Theaters Bielefeld / Bielefelder Philharmoniker
AIDA: Karten www.theater-bielefeld.de / T. 0521 51-5454
MUSIKALISCHE LEITUNG - Alexander Kalajdzic, geboren in Zagreb, Kroatien, begann seine musikalische Ausbildung mit sechs Jahren und gab ab dem achten Lebensjahr regelmäßig Konzerte als Pianist. Er gewann mehrere Preise bei Bundeswettbewerben und setzte anschließend sein Studium an der Musikhochschule in Wien fort, wo er die Dirigierklasse von Karl Österreicher mit Auszeichnung absolvierte. Darüber hinaus studierte er Klavier, Viola und Korrepetition. Schon während des Studiums dirigierte er Symphoniekonzerte mit den Zagreber Philharmonikern sowie dem Orchester des Kroatischen Rundfunks. Sein beruflicher Weg führte ihn nach Krefeld-Mönchengladbach, wo er als Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung erste Theatererfahrungen sammelte. Danach war er als Kapellmeister in München, als erster Dirigent des Nationaltheaters Weimar und von 2008 bis 2010 als 1. Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim tätig, wo er sich ein großes Repertoire erarbeiten konnte. Er gastierte u. a. in den USA, Mexiko, Südafrika, Italien, Frankreich, in der Schweiz und in Tschechien. Alexander Kalajdzic ist sowohl in der Oper als auch im Konzertbereich gefragt. Sein Repertoire reicht vom frühen Barock bis zur Moderne, wobei sein besonderes Interesse der französischen Musik gilt. So führte er fast das gesamte Orchesterwerk von Ravel und Debussy mehrmals auf. Auch war er lange Zeit als Liedbegleiter und Kammermusiker aktiv und hatte bis vor kurzem einen Lehrstuhl für Orchestererziehung in Zagreb inne. Alexander Kalajdzic leitet als GMD seit Spielzeitbeginn 2010/11 die musikalischen Geschicke des Theaters Bielefeld und der Bielefelder Philharmoniker.
INSZENIERUNG
Nadja Loschky studierte Musiktheaterregie an der HfM Hanns Eisler in Berlin. Parallel zu ihrem Studium assistierte sie Hans Neuenfels und arbeitete als freie Regisseurin an den Städtischen Bühnen Osnabrück. An diesem Theater entstanden in den folgenden Jahren unter ihrer Regie auch erste Inszenierungen im Bereich Kinder- und Jugendtheater. 2006 wurde ihre Interpretation von Frieds Monooper Das Tagebuch der Anne Frank zum Theatertreffen der Jugend nach Berlin eingeladen. Es folgten weitere Engagements, unter anderem am Staatstheater Kassel. Im Anschluss an ihre praktische Diplomprüfung 2009 inszenierte Nadja Loschky Verdis La Traviata und Rossinis Der Barbier von Sevilla an den Städtischen Bühnen Osnabrück, sowie Faust von Charles Gounod am Staatstheater Kassel. 2011 debütierte sie mit der Uraufführung der Familienoper Mikropolis von Christian Jost an der Komischen Oper Berlin.
Im Jahr 2012 entstanden Inszenierungen von Brittens A Midsummer Night's Dream am Staatstheater Kassel, Mozarts Entführung aus dem Serail am Theater Heidelberg sowie der Familienoper Die Schatzinsel (Frank Schwemmer) am Opernhaus Zürich, denen 2013 Verdis Simon Boccanegra am Theater Aachen und Händels Alcina am Luzerner Theater folgten. 2014 führte sie Mozarts Così fan tutte erneut ans Theater Heidelberg und mit Madama Butterfly inszenierte sie am Theater Bielefeld ihre erste Puccini-Oper. Für diese Produktion wurde sie 2015 mit dem Götz-Friedrich-Preis ausgezeichnet. Im selben Jahr arbeitete sie erneut am Opernhaus Zürich und brachte Christian Josts Rote Laterne zur Uraufführung. Anschließend inszenierte sie Boieldieus selten gespielte Oper La dame blanche am Oldenburgischen Staatstheater und Mozarts Le nozze di Figaro am Theater Heidelberg. 2016 präsentierte sie sich erneut am Luzerner Theater, diesmal mit einer Interpretation von Bellinis Oper Norma. Für ihre im gleichen Jahr entstandene Produktion Death in Venice von Benjamin Britten am Theater Bielefeld erhielt sie im Jahresheft der Fachzeitschrift »Opernwelt« eine Nominierung in der Kategorie »Beste Regie«. Zu Beginn der Spielzeit 2016/17 inszenierte sie Verdis Macbeth am Oldenburgischen Staatstheater, dem Zingarellis Giulietta e Romeo am Barocktheater Schwetzingen folgte. Mit Monteverdi L’incoronazione di Poppea kam es im Frühjahr 2017 zu einer weiteren Arbeit am Theater Bielefeld, 2018 gab sie ihr Regiedebüt an der Oper Graz mit Ariane et Barbe-Bleue von Paul Dukas. In derselben Spielzeit wurde Nadja Loschky Hausregisseurin am Theater Bielefeld, wo sie Rihms Jakob Lenz inszenierte und dort im Anschluss die Spielzeit 2018/2019 mit Verdis La Traviata eröffnete. Im Frühjahr 2019 debütiert sie an der Oper Köln mit Dvoraks Märchenoper Rusalka und im Juni desselben Jahres war ihre Interpretation von Offenbachs Orpheus in der Unterwelt am Theater Bielefeld zu sehen. Neben ihrer Regietätigkeit ist sie projektbezogen auch als Dozentin an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« sowie der »UDK« Berlin tätig. Nadja Loschky hat ab der Spielzeit 2019/20 die künstlerische Leitung des Musiktheaters am Theater Bielefeld übernommen.
BÜHNE - Geboren 1976 im österreichischen Linz, studierte Ulrich Leitner nach Abschluss einer Tischlerlehre Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und Szenenbild an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in PotsdamBabelsberg. 2003 erhielt er den Talentförderpreis durch die Landeskulturdirektion Oberösterreich. Seit 2001 ist er als freischaffender Bühnen- und Kostümbildner tätig, u. a. am Schauspiel Essen, Oper Köln, Theater Dortmund, Staatstheater Braunschweig, Theater Münster, Theater St. Gallen, Vereinigte Bühnen Krefeld und Mönchengladbach, Hebbel am Ufer Berlin, Theater Bremen, Theater Heidelberg und dem Saarländischen Staatstheater mit Regisseur*innen wie Johannes von Matuschka, Martin Schulze, Thomas Ladwig und Philipp Löhle. Von 2016 bis 2018 arbeitete er als Ausstattungsleiter am Landestheater Schwaben, wo er u. a. für die Ausstattung der vielbeachteten Uraufführung von Nebel im August in der Regie von Kathrin Mädler verantwortlich zeichnete. Mit Regisseurin Nadja Loschky arbeitet er nach Le Nozze di Figaro am Theater Heidelberg regelmäßig als Bühnenbildner zusammen. Aida ist nach Death in Venice und Jakob Lenz seine dritte Arbeit für das Theater Bielefeld.
KOSTÜME - Irina Spreckelmeyer absolvierte ihr Bachelorstudium im Fach Kostümbild bei Prof. Maren Christensen an der Hochschule Hannover. An der Universität der Künste Berlin setzte sie 2016 ihr Master-Studium bei Florence von Gerkan fort. Gemeinsam mit Regisseur Andreas Kriegenburg und der Kostümbildnerin Andrea Schraad war sie seit 2013 für die Produktionen Sklaven am Deutschen Theater Berlin und Così fan tutte an der Semperoper Dresden verantwortlich sowie für Don Juan kommt aus dem Krieg bei den Salzburger Festspielen, María de Buenos Aires am Theater Bremen, Die Frau ohne Schatten an der Hamburgischen Staatsoper und Der Spieler am Residenztheater in München. 2017 entwarf sie am Schauspiel Frankfurt die Kostüme für Andreas Kriegenburgs Inszenierung von Drei Tage auf dem Land. Seit 2017 arbeitet sie regelmäßig mit Regisseurin Nadja Loschky zusammen.
BESETZUNG
Aida Elizabeth Llewellyn, Radames Arthur Shen, Amneris Katja Starke, Amonasro Evgueniy Alexiev, Ramphis Moon Soo Park, Sprecher des Königs Yoshiaki Kimura, Die Hände des Königs Kjell Brutscheidt, Yoshiaki Kimura, Lena Paetsch, Die Gestalt des Königs Steffen Seithel, Tempelsängerin Elena Schneider, Ein Bote Vladimir Lortkipianidze, Vision Aidas Diana Marie Müller
Bekannt für ihre lebendigen Porträts der Puccini-Heroinen und für ihre volle, charakteristische Stimme, hat sich Elizabeth Llewellyn seit ihrem Debüt als Mimì (La Bohème) vor weniger als zehn Jahren rasch einen Namen als international herausragende Darstellerin und Sängerin gemacht. In London geboren, studierte sie am Royal Northern College of Music und dem National Opera Studio, unterstützt von der Peter Moores Foundation. Spezialisiert auf das italienische Repertoire, umfasst ihr Repertoire Cio-Cio San (Madame Butterfly), Magda (La Rondine), Giorgetta (Il tabarro), Tosca, Suor Angelica, Aida, Luisa Miller und Amelia (Simon Boccanegra), für die Elizabeth Llewellyn als Sängerin des Jahres 2013 in der Zeitschrift Opernwelt nominiert wurde. 2014 gab sie ihr Wagner-Debüt als Elsa in Lohengrin in Magdeburg, worüber das Opera Magazine schrieb: »Mit geradezu perfekter Diktion modulierte sie ihr stets leicht rauchiges Timbre von der verträumten Aussichtslosigkeit der ersten Szenen zu einem ungewöhnlich kraftvollen, konfrontierenden Ton. Ihre Stimme trägt sie in die entlegensten Winkel, sogar in Pianissimo-Passagen, und sie scheint sogar, während sie ihre Stimme am stärksten verströmt, noch Kraftreserven zu haben.« Die aktuelle Spielzeit hält aufregende Engagements für sie bereit, u. a. die Titelrollen von Puccinis Manon Lescaut (ihre siebte Puccini-Rolle) und Verdis Luisa Miller sowie ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Oper als Bess in Porgy and Bess. Auf dem Konzertpodium ist Elizabeth ebenfalls eine gefragte Sopranistin. Kürzlich sang sie Beethovens Missa Solemnis mit Sir Mark Elder, Mahlers achte Symphonie mit Esa-Pekka Salonen, Elgars Caractacus und Vaughan Williams A Sea Symphony mit Martyn Brabbins sowie ein Live-Konzert mit Strauss’ Vier letzten Liedern auf BBC Radio 3 mit Donald Runnicles und dem BBC Scottish Symphony Orchestra. In der aktuellen Saison singt Elizabeth abermals die Missa Solemnis mit dem BBC Symphony Orchestra und die neunte Symphonie mit dem North Carolina Symphony Orchestra.
Arthur Shen ist in Bryn Mawr, Pennsylvania geboren und wuchs in Walnut Creek, Kalifornien auf. Zunächst studierte der Tenor Informatik an der University of California at Berkeley und war 10 Jahren lang in der Branche tätig, zuletzt als VizePräsident einer Digitalmarketingfirma in New York. Von 2007 bis 2017 war Arthur Shen fest als Gesangssolist am Staatstheater Braunschweig engagiert. Dort hat er in über 300 Vorstellungen in über 30 verschiedenen Hauptpartien gesungen, u. a. Rodolfo in La Bohème, Cavaradossi in Tosca, Alfredo in La Traviata, Gustav in Maskenball, Edgardo in Lucia di Lammermoor und Des Grieux in Manon Lescaut (Puccini). Zusätzlich zu seinen Auftritten am Staatstheater Braunschweig, gastierte Arthur Shen u. a. an der Semperoper Dresden, der Komischen Oper Berlin, der San Diego Opera, beim Utah Festival Opera sowie am Staatstheater Stuttgart. Neben seiner Operntätigkeit ist Arthur Shen als Konzertsolist gefragt. Er sang mit der Deutschen Radio Philharmonie, der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz, den Nürnberger Symphoniker, den Göttingen Symphoniker, dem Orchestra of St. Luke’s (New York) sowie dem Staatsorchester Braunschweig. Zu seinem Konzertrepertoire zählt Verdis Requiem, Puccinis Messa di Gloria, Rossinis Stabat Mater, Mozarts Requiem, Beethovens Sinfonie 9, Mendelssohns Paulus, Bruckners Te Deum und Händels Messias.
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