Berlin, Friedrichstadt-Palast, VIVID Grand Show - Die Androidin R’eye; IOCO Kritik, 07.03.2019
VIVID Grand Show - Eine Liebeserklärung an das Leben
Eine Wanderung durch die vielfältigen Perspektiven des Lebens. Wie ist die Welt: bunt und vielschichtig und voller Erlebnisse.
von Daniela Zimmermann
Intendant Dr. Bernd Schmidt hatte für die Gestaltung der VIVID Grand Show erstmals in einhundert Jahren eine Frau, Krista Monson, an den Friedrichstadt-Palast geholt. Krista Monson hatte zuvor in Las Vegas vierzehn Jahre für den Cirque du Soleil viele Konzerte und Shows inszeniert. An ihrer Seite wirkte Oliver Hoppmann, Kreativdirektor des Friedrichstadt-Palast, der größten Theaterbühne der Welt. Die musikalische Gestaltung oblag Dave Kochanski, Arne Schumann und Josef Bach. So entstand mit VIVID Grand Show für zwölf Millionen Euro ein hinreißendes Feuerwerk der Sinne.
VIVID Grand Show - Friedrichstadt-Palast Berlin youtube Video des Friedrichstadt-Palast Berlin [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]
Die Story der Show: Die junge und hübsche Frau, R’eye kommt irgendwie ihrem Vater, Jimmy Slonina, abhanden und wird in eine Androidin, halb Mensch halb Machine, transformiert. Sie funktioniert dort in den Strukturen der Androiden, vorgegeben von Androidonna, Königin der Androiden, (Glaceia Henderson), der in ihrer binären Welt nichts entgeht, auch nicht der Freiheitsdrang von R’eye. Ein Entertainer (Andreas Bieber) und ein Guru (Mehmet Yilmaz) zeigen R’eye in dieser parallelen Welt neue Wege der Freiheit und Vielfalt. Ein Glamour Girl (Sarah Manesse), ist die lebenserfahrene Frau, die sich bewusst und flexibel den Risiken des Lebens stellt und zum Vorbild für R’eye wird.
In vielen Episoden der VIVID Grand Show erlebt der Besucher, wie sich R’eye aus dem reglementierten und vorbestimmten Verhaltenskorsett der Androiden löst, und zu einem Neubeginn, in ein eigenes selbstbestimmtes Leben zurück findet. Sie erlebt eine fantastische Traumwelt, in der sie Erfahrungen für ihr zukünftiges Leben sammelt. Zu wunderbaren Happy End der VIVID Grand Show findet schließlich der Vater seine erwachsen gewordene Tochter wieder.
1.900 Zuschauer im Friedrichstadt-Palast begleiten R’eye auf einer atemraubenden Lebensreise. Hundert Künstler gestalten dies Festival der Sinne auf der Bühne. Glamouröse Kostüme (Stefano Canulli), hinreißend kreative Kopfbedeckungen (Philip Treacy), abwechslungsreiche Bühnenbilder voll explodierender Fantasie (Michael Cotton) erzeugen vom Beginn der Show bis zu ihrem Happy End packende Faszination, Spannung und Begeisterung.
Die Show beginnt mit einer stark choreographierten Roboterarmee, welche von metallisch klirrender Musik und dem Soulgesang von Androidonna, Königin der Androiden. Die rieisge, weite Bühne ist bis in die entferntesten Ecken gestaltend ausgefüllt und ausgeleuchtet. Überhaupt die Beleuchtung: Sie allein ist schon ein Kunstwerk in dem raffinierte Lichteinsätze beständig und mit kompletten Lasershows konkurrieren; Chris Moylan.
Großer Auftritt für die girlsline: 32 Tänzerinnen schwingen 64 Beine. Laszive in schwarzen Latex gekleidet und ovalen, stetig changierenden Neo-Leuchtkörpern auf den Köpfen. Auch hier überzeugt Präzision, Perfektion und Strahlkraft der Darbietung. Fesselnd dazu Musik und Gesang.
Schön und liebreich die Szenen im Dschungel: Eidechsen und Frösche biegen und wiegen sich auf hohen Stängeln. Und in Stiefmütterchen Kostümen tanzen Blumen ein zauberhaftes Ballett. Riesige, bunte Schmetterlinge mit acht Meter weiten Flügeln, beleben dieses Bild. Eine fantasievolle, visuelle Wunderwelt. R‘eye, die Androidin, sieht, nimm wahr: So schön ist die Welt.
Interessant und aufregend die Boden- und Luft-Akrobatik der Darsteller, wenn sie in adynamischen Bewegungschoreographien und ästhetischen Showelementen die Zuschauer bannen. Zwei Angels sind Mutmacher für R‘eye, sich wieder in die Freiheit zu wagen. Doch ihre Erfahrungsreise zeigt noch viele Facetten: Tänzer in Derwisch Gewändern mit weiten Röcken und nackten Oberkörpern fesseln mit Tanz, Musik und arabischen Gesang, verkörpern Leidenschaft. Die Farben des Lebens stellt Mehmet Ylmaz vor, der auf der Bühne ein Farbenspiel mit Formen und Figuren indiziert. Es folgen mächtige, die Bühne füllende, Doppelräder aus Stahl, von den vier wheel Artisten, The Navas Troupe, akrobatisch bewegt.
Im Funhouse, einem richtigen Puff, lädt der Entertainer ein zum wilden Sex. Auch diese Erfahrung gehört zu R‘eye, Erwachsen werden, wie die tiefen Abgründe des Lebens, welche R’eye in der Hölle vorgeführt werden. Hier wird martialisch getanzt, und gefallene Engel tanzen auf Scheren neben loderndem Feuer. Die Lebensreise von R‘eye geht weiter; Glamour Girl zeigt ihr, von einem zauberhaften Ballett untermalt, ihre eigenen Stärken
All diese unterschiedlichen Erlebnisse katapultieren R’eye zurück an den Ursprung, die junge Frau findet wieder zu sich selbst, zurück zu ihrem Vater, in irdisch neues Leben. R’eye hat erfahren: So schön ist die Welt.
Augen, Sinne, alles Leben im Besucher wurde von der artistisch, musikalisch, choreographisch spektakulären VIVID Grand Show im Friedrichstadt-Palast beständig hingerissen. Mit großem Beifall feierten denn die Besucher auch zwangsläufig zum Ende der Vorstellung Inszenierung und Künstler.
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