Paavo Järvi dirigiert Beethoven, Hindemith und Sibelius.
Naturmystik und Weltschmerz am 13. April 2013
Paavo Järvi hat jüngst mit einem gefeierten Beethoven-Zyklus für Aufsehen gesorgt – ein guter Grund, sein aktuelles Berliner Gastspiel mit Beethovens Erster zu eröffnen. Als Solist in Paul Hindemiths dunkel gefärbtem Violinkonzert ist Ausnahmegeiger Frank Peter Zimmermann zu erleben.
BeethovensErste Symphonie beginnt mit einem dissonanten Septimklang, der den Hörer nicht mehr, wie es die Tradition verlangte, über die Grundtonart des Werkes informiert, sondern den Ausgangspunkt eines harmonischen Vexierspiels bildet. Einen derart spannungsreichen Beginn hatte es in einem symphonischen Werk bis dahin noch nicht gegeben, und es scheint, als habe der Komponist mit diesem ersten Takt deutlich machen wollen, dass zu Beginn des neuen Jahrhunderts (das Werk wurde am 2. April 1800 uraufgeführt) die Karten der Gattung neu gemischt würden.
Für seine langgezogenen lyrischen Melodielinien ist wiederum Paul Hindemiths Violinkonzert berühmt, das Frank Peter Zimmermann auf seiner Stradivari interpretiert. Entstanden ist das bisweilen melancholische Züge annehmende Werk, in dem sich der lichte Gesang der Solovioline vom dunkel timbrierten Umfeld immer wieder betörend abhebt, im Sommer 1939 – kurz, bevor Hindemith in die USA emigrierte.
Rund 24 Jahre früher komponierte Jean Sibelius seine Fünfte Symphonie, deren bis heute ungebrochene Popularität seit ihrer Uraufführung am 8. Dezember 1915 besteht. »Sah' heute zehn vor elf 16 Schwäne. Eines der größten Erlebnisse meines Lebens!«, schrieb Sibelius während der Entstehung des Werks. »Ihr Ruf gehört dem gleichen Holzbläsertyp an wie der von Kranichen, aber ohne Tremolo. […] Ein leiser Refrain, der klingt wie das Weinen eines kleinen Kindes. Naturmystik und Weltschmerz! Das Finalthema der Fünften Symphonie: Legato in den Trompeten!!«
Berliner Philharmoniker
Paavo Järvi Dirigent
Frank Peter Zimmermann Violine
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 1 C-Dur op. 21
Paul Hindemith: Konzert für Violine und Orchester
Jean Sibelius: Symphonie Nr. 5 Es-Dur op. 82
In der Pause: Paavo Järvi im Gespräch mit Sarah Willis