Berlin, Berliner Philharmoniker, Dirigentenwechsel: Triumph der Haken und Ösen, IOCO Aktuell, 16.10.2015
Berliner Philharmoniker: Für Jahre gefangen im Führungsvakuum
Alles musikalische Geschehen der Berliner Philharmoniker wird seit dem Januar 2013 überlagert von der merkwürdigen Kündigung ihres jetzigen Chefdirigenten Simon Rattle zum Herbst 2018. Ungeachtet aller künstlerischer Auswirkungen sind bis 2021 die mit Rattles Kündigung verbundenen Haken und Ösen für Außenstehende kaum überschaubar. Kirill Petrenko, zurzeit GMD an der Bayerischen Staatsoper, wurde im Juni 2015 ab Herbst 2019 zum elften Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker bestellt. Doch was heißt dies genau? Im Folgenden der IOCO - Versuch einer Statusbeschreibung:
Die Berliner Philharmoniker sind eines der bedeutendsten Philharmonischen Orchester der Welt. Standort und ein stabiler Etat von €42 Mio. sind Treibmittel, welche Dirigenten und gute Orchestermusiker gern nach Berlin locken. So auch Simon Rattle und im Juni 2015 auch Kirill Petrenko.
Simon Rattle kündigte
im Januar 2013,nur wenige Monate nach Bestellung seiner in Berlin
bis 2018 dauerndenAmtszeit als Chefdirigent. Doch schon ab
Herbst 2017wird Rattle in London die Position Music Director des London Symphony Orchestra (LSO) antreten. Bei seiner Kürung in London, im März 2015, erklärte er stolz: „Es ist wie eine Heimkehr“. 2017 – 2018: Rattle ist dann Chef in London und Berlin?
Kirill Petrenko (s.O.) wurde
ab Herbst 2019zum Rattle Nachfolger bei den Berliner Philharmonikern bestellt. Für die Spielzeit 2018/19 haben die Philharmoniker folglich keinen Chefdirigent. Doch es gibt mehr Ungereimtheiten zum Beginn von Kirill Petrenko in Berlin. Komplexe Presseerklärungen der Bayerischen Staatsoper und der Berliner Philharmoniker machen deutlich, daß die Berliner Philharmoniker bis 2021 schwierige Zeiten vor sich haben:
- Am
13. Oktober 2015,erklärt die Bayerische Staatsoper per Pressemitteilung: „Staatsintendant Nikolaus Bachler und Generalmusikdirektor Kirill Petrenko nehmen das Vertragsangebot von Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle an und verlängern ihre laufenden Verträge an der Bayerischen Staatsoper
bis Ende August 2021. Aufgrund der Verpflichtung von Maestro Petrenko als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker wird er in seiner letzten
Spielzeit 2020/21als Gastdirigent der Bayerischen Staatsoper tätig sein. „Kirill Petrenko und ich sind vor Monaten übereingekommen, unsere Arbeit an der Bayerischen Staatsoper drei weitere Spielzeiten fortzusetzen. Wir haben noch viele Ideen und gemeinsame Projekte, auf die wir uns an diesem einzigartigen Haus zusammen mit allen Mitarbeitern freuen“, so Nikolaus Bachler. Kirill Petrenko dazu: „Ich fühle mich der Bayerischen Staatsoper, dem Staatsorchester und nicht zuletzt dem wunderbaren Münchner Publikum sehr verbunden. Mir persönlich ist es wichtig, in diesem Haus und mit diesem Orchester an einer kleinen, gemeinsamen Ära zu arbeiten.“
- Am 13. Oktober 2015 erklären die Berliner Philharmoniker per Pressemitteilung: „Kirill Petrenko wird mit der Saison 2019/20 sein Amt als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker antreten. Bereits in den
Saisons 2016/17 sowie 2017/18wird Kirill Petrenko bei den Berliner Philharmonikern als Gastdirigent präsent sein, 2018/19 wird er mehrere Konzertprogramme sowohl in Berlin als auch auf Tournee dirigieren. Mit Rücksicht auf seine Verpflichtungen an der Bayerischen Staatsoper in München wird Kirill Petrenko in seiner ersten Saison als Chefdirigent (IOCO: also 2019/20) zunächst eine verringerte Anzahl von Konzerten übernehmen.“
Die Berliner Philharmoniker: Ein Orchester von Weltruf, für Jahre im künstlerischem Führungsvakuum gefangen. Oder eifert man in Berlin tatsächlich den einzigartigen Wiener Philharmonikern nach, welche seit Jahrzehnten mit einem Orchesterkomittee und ohne Chefdirigent Musik machen? Dann mag Petrenko kommen wann er will, oder auch nicht!
IOCO / VJ / 16.10.2015
---| IOCO Aktuell Berliner Philharmoniker |---