Bayreuth, Markgräfliches Opernhaus, GLUCK FESTSPIELE 9.- 18.5.2024, IOCO Aktuell

GLUCK FESTSPIELE - Bayreuth: finden vom 09.05. bis 18.05.2024 statt. Intendant Michael Hofstetter stellt die Frage nach dem Verhältnis von Mächtigen zur Menschlichkeit. Und er trifft damit einen Nerv, denn diese Thema ist auch heutzutage aktuell und virulent .....

Bayreuth, Markgräfliches Opernhaus, GLUCK FESTSPIELE 9.- 18.5.2024, IOCO Aktuell
Markgräfliches Opernhaus Bayreuth bei Abend © Bayerische Schlösserverwaltung

 von Ljerka Oreskovic Herrmann

Für die Gluck Festspiele 2024, die vom 09.05. bis 18.05.2024 stattfinden, stellt der Geschäftsführende Intendant Michael Hofstetter die Frage nach dem Verhältnis von Mächtigen zur Menschlichkeit. Und er trifft damit einen Nerv, denn diese Thema ist auch heutzutage aktuell und virulent und kein abstraktes Gedankenspiel. In der Oper wurde neben Liebe, Eifersucht, Hass oder Rache seit der Entstehung dieser Kunstform immer wieder die Beziehung von Macht und Humanität verhandelt. Für eine tiefergehende und künstlerische Auseinandersetzung, die die verschiedenen Aspekte der menschliche Psyche ausleuchtet, hat Hofstetter daher einen Opernstoff gewählt, der dies auf besonders eindringliche Weise thematisiert: La clemenza di Tito.

Die musikalische Auseinandersetzung und auch künstlerische Reibung findet in einer Präsentation von unterschiedlichen Versionen statt, denn zwei (neben zahlreichen anderen) Komponisten haben sich Pietro Metastasios Libretto angenommen: Der Namensgeber der Festspiele, Christoph Willibald Gluck, und Wolfgang Amadeus Mozart, wobei der letztere wohl an der von Caterino Mazzolà bearbeiteten Version mitwirkte. Glucks Oper wurde 1752 in Neapel, Mozarts Opera seria 1791 anlässlich der Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen im Gräflich Nostistzschen Theater in Prag uraufgeführt. (Mozart bemühte sich vergeblich, die Festmusik zur Kaiserkrönung Leopold II. 1790 in Frankfurt komponieren zu dürfen). Es liegen fast vier Jahrzehnte zwischen den beiden Kompositionen, unterschiedliche musikalische Behandlung des Textes und entsprechende Weiterentwicklung ergeben sich zwangsläufig und ist der eine – künstlerische – Aspekt, der andere aber, eine gesellschaftspolitische Entwicklung, die immense Auswirkungen oder vielmehr Erschütterungen nach sich zog: die französische Revolution von 1789. Sie brachte nicht nur Königreiche ins Wanken. Die zentrale und bis heute relevante Frage nach Ausübung der Macht, in welchen Händen sie liegen soll, was sie letztendlich darf, und nicht zuletzt, ob Mächtige zu Milde und Humanität (gerade gegenüber eigenen Familien-mitgliedern wie Titus in La clemenza di Tito) fähig sind, betraf nicht die damaligen Revolutionäre in Frankreich allein. Europas Welt war im Umbruch und die musikalische Gegenüberstellung, ohnehin eine spannende, mit einer Fragestellung zu verknüpfen, die die beiden Komponisten unter völlig anderen künstlerischen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgestalteten, macht den besonderen Reiz des diesjährigen Festivals aus. Während noch unter Gluck Kastraten letzte Erfolge feiern konnten, war Ende des 18. Jahrhunderts ihre Gesangskunst nicht mehr gefragt; Opernsängerinnen traten in sogenannten Hosenrollen an ihre Stelle. Michael Hofstetter geht einen anderen Weg und lässt die Partie des Sesto erstmals seit Caffarelli, der Kastrat hatte in der Uraufführung die Partie gesungen, von einem männlichen Sopran singen: ein spannendes und neues Hörerlebnis!

Der Opernreformer Gluck, der mit Georg Friedrich Händel in London musizierte, schlägt die Brücke zu Mozart und verweist auf kommende Komponistengenerationen. Seine Suche nach den „letzten Seins-Themen des Menschen“ – so Intendant Hofstetter – rückt nicht nur sein Werk in den Fokus einer größeren Öffentlichkeit – ein Verdienst der Gluck Festspiele –, sondern zeigt, welche bedeutsame Rolle er in der Entwicklungsgeschichte der Oper spielte. Glucks Suche nach „Wahrhaftigkeit des Ausdrucks“ mündet nicht zuletzt in der Auslotung der menschlichen Psyche und all ihren Facetten und den sich daraus ergebenden Folgen.

Pater Anselm Grün, Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach und Autor zahlreicher spiritueller Bücher, wird dazu die Eröffnungsrede unter dem Titel Die Menschlichkeit der Mächtigen im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth halten.

Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Festivals sind:

Christoph Willibald Gluck - La clemenza di Tito

Eröffnung der Gluck Festspiele 2024 - Eröffnungsrede "Die Menschlichkeit der Mächtigen" von Pater Anselm Grün – Donnerstag, 09.05.2024, 19:30 Uhr, Markgräfliches Opernhaus Bayreuth

Besetzung

Barockorchester der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach

Michael Hofstetter, Musikalische Leitung - Aco Biščević (Titus), Bruno de Sá (Sesto), Vanessa Waldhart (Vitellia), Robyn Allegra Parton (Servilia), Hannah-Theres Weigl (Publio), Maria Hegele (Annio)

GLUCK Festspiele Bayreuth hier Bruno de Sá ©Warner Classics photographer Laure Bernard

 Valer Sabadus: Händel & Gluck

 Freitag, 10.05.2024, 19:30 Uhr, Markgräfliches Opernhaus Bayreuth

 Valer Sabadus, Barockorchester der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach, Michael Hofstetter, Musikalische Leitung

 Time stands still - Nachtkonzert

 Mit Werken von John Dowland, Sigismondo d‘India, Claudio Monteverdi, Francesco Rasi, Robert Johnson, Maurice Greene und William Boyce

 Freitag, 10.05.2024, 22:00 Uhr, Schlosskirche Bayreuth

 Besetzung

Hannah-Theres Weigl (Sopran), Aco Biščević (Tenor), Stephan Rath (Laute), Bastian Uhlig (Cembalo)

Wolfgang Amadeus Mozart: La Clemenza di Tito

Kooperation mit dem J.K. Tyl Theater Pilsen, Samstag,  11.05.2024, 19:30 Uhr, Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, Freitag,  17.05.2024, 19:30 Uhr, Stadttheater Fürth

 Besetzung

Michael Hofstetter, Musikalische Leitung, Rocc, Regie und Bühne, Belinda Radulović, Kostüme, Kai Fischer, Licht, Jakub Zicha, Chor sowie Chor und Orchester des J.K. Tyl Theatre Pilsen

Khanyiso Gwenxane (Titus), Francesca Lombardi Mazzulli (Vitellia), Vero Miller (Sesto), Veronika Hajnová (Annio), Yukiko Kinjo (Servillia), Jakub Hliněnský (Publio)

Time stands still - Kammermusikkonzert

 Mit Werken von John Dowland, Sigismondo d‘India, Claudio Monteverdi, Francesco Rasi, Robert Johnson, Maurice Greene und William Boyce

 Sonntag, 12.05.2024, 17:00 Uhr, Grafschaftskirche Castell

 Besetzung

Evelina Liubenko (Sopran), Aco Biščević (Tenor), Bastian Uhlig (Cembalo) und Susanne Herre (Laute)

 Time stands still – Kammermusikkonzert

Mit Werken von John Dowland, Sigismondo d‘India, Claudio Monteverdi, Francesco Rasi, Robert Johnson, Maurice Greene, William Boyce

Sonntag, 12.05.2024, 20:00 Uhr, Dorfmühle Lehrberg

 Besetzung

Evelina Liubenko (Sopran), Aco Biščević (Tenor), Bastian Uhlig (Cembalo), Susanne Herre (Laute)

 Time stands still - Nachtkonzert

Mit Werken von John Dowland, Sigismondo d‘India, Claudio Monteverdi, Francesco Rasi, Robert Johnson, Maurice Greene und William Boyce

 Freitag, 17.05.2024, 22:30 Uhr, Stadttheater Fürth

 Besetzung

Aco Biščević (Tenor), Stephan Rath (Laute)

 Samuel Mariño: Mozart & Gluck

 Samstag, 18.05.2024, 19:00 Uhr, Historischer Rathaussaal Nürnberg

 Besetzung

Samuel Mariño, Barockorchester der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach, Michael Hofstetter (Musikalische Leitung)