Bayreuth, Bayreuther Festspiele, Eitle Prominenz - dubioser Kartenverkauf - fröhliche Kultur-Profiteure, IOCO Aktuell,

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Aktuell

Bayreuther Festspiele

84% der  Premierenkarten in "Familien"- Kanälen

Jeder kennt das Ritual: An jedem 25. Juli ist auf den Grünen Hügel in Bayreuth Auftrieb der Prominenz. Das Event hat kultische Züge.  Fernsehen, Radio, Klatschpressen, Blitzlichtgewitter. Bundeskanzlerin, Gottschalk, Minister, Hedonisten, lange Schleppen, schwarze Fräcke füllen den Medienhype: Ein Laufsteg von Eitelkeiten. Der Kontrast: Otto Normalverbraucher darbt 10 Jahre für eine Karte der Bayreuther Festspiele. Ist stolz wie Bolle, einmal im Abglanz der Medienprominenz stehen zu dürfen.  Dieses Promispektakel, Bayreuther Festspiele genannt, wird durch Millionen an Subventionen erst möglich.

Irgend etwas ist passiert! Warteten Mitarbeiter des Bundesrechnungshof frustriert auf eine Karte ?  Wir wissen es nicht; aber, der Bundesrechnungshof recherchierte intensiv den Kartenverkauf in Bayreuth und stellte in seinem noch vertraulichen Bericht überraschendes fest.

Bayreuth Festspielhaus © Lothar Spurzem
Bayreuth Festspielhaus © Lothar Spurzem

Von den 55.000  zum Verkauf stehenden Karten landen nur 22.000 (40%)  im freien Verkauf. 33.000 (60%) Karten zweigte vorab die Bayreuth-Familie ab:  Sponsoren, Lobbyisten, Politiker, Vereine, Spezies.  Für Premierenkarten ist die Schieflage noch schräger: 84% aller Premierenkarten  gelangen nicht in den freien Verkauf.  Am 25. Juli, dem ersten Tag der Festspiele, dürfte der Anteil der frei verkauften Karten gegen null tendieren: Eine öffentlich finanzierte Veranstaltung für Prominente, Politiker, Lobbyisten.  Naiv, eher dumm, wer noch versucht,  eine Karte für die Bayreuther Festspiele offiziell, sozusagen am Schalter, zu erwerben. Freundesvereine, Stipendiaten, junge Künstler, Orchestermusiker, Ehrengäste, die Bayreuth Familie eben.....alle haben sich zuvor bereits bedient.  Diese Praktiken der Kartenvergabe kollidieren, so nun der Bundesrechnungshof in seinem vertraulichen Bericht, mit den Vorgaben für öffentliche Subventionen. Und Bayreuth erhält viele Subventionen: Millionen, viele Millionen.  Otto Normalverbraucher, mit 22.000 Karten pro Jahr und 10 Jahren Wartezeit abgespeist, ist trauriger Verlierer im Kartenklüngel von Bayreuth.

Auf Internet - Kartenbörsen findet man die geklüngelten Karten wieder:  Laut einer IOCO - Recherche  wurden  für die Premiere Tannhäuser am 25.7.2011 im Parkett eine Karte für € 3.000 (regulär etwa € 280), im  Balkon  Karten für € 1.500/Karte angeboten. Parsifal am 28.7.2011 gibt es billiger: Ab € 600/Karte.  Karten werden im Internet zum etwa zehnfachen des offiziellen Bayreuther Preises angeboten. Die anbietende Agentur garantiert diese Karten ausdrücklich.  Die Festspielleitung in Bayreuth dagegen reagiert tief betroffen: Über den Schwarzmarkt draussen, nicht über die Klüngelprozesse drinnen. "Die Festspielleitung bekämpft solches Geschäftsgebaren (heißt: Schwarzmarkt) kompromisslos" tönt es martialisch in den Geschäftsbedingungen. Über die Bekämpfung von Subventionsmißbrauch steht nichts in den Festspielunterlagen. Freundschaftliche Kartenüberlassung sind anscheinend Teil eines familiären Selbstverständnisses in Bayreuth.  Bayreuther Festspiele: Ein Elysium eher für Profiteure, Promis und  Bundesbedienteste als für ein paar verlorene, gealterte Musikfreunde.

Der Bericht des Bundesrechnungshofes liegt noch unter Verschluss in Berlin bei den Ausschüssen. Ziemlich vertraulich,  aber eben nicht ganz.

IOCO / Viktor Jarosch / 24.06.2011

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