2024 Classic Open Air - Frauenkirche

Auf dem Dresdner Neumarkt fand wieder das 2024 Classic Open Air statt. Seit Jahren lädt diese in unregelmäßigen Abständen stattfindende Veranstaltung zu Opernklängen unter freiem Himmel ein. In der der barocken Pracht des Neumarkts sorgte .......

2024 Classic Open Air - Frauenkirche
Neumarkt Dresden copyright Kristoffer Schetje

 

Umjubeltes Opern-Open-Air-Konzert an der Dresdener Frauenkirche

Barbara Krieger, Sotiris Charalampous, Jochen Kupfer, Marcus Merkel - glänzten in fulminanter Operngala

 

Auf dem Dresdner Neumarkt fand wieder das 2024 Classic Open Air statt. Seit Jahren lädt diese in unregelmäßigen Abständen stattfindende Veranstaltung zu Opernklängen unter freiem Himmel ein. In der der barocken Pracht des Neumarkts sorgte ein phänomenales Gesangstrio für Sternstunden des Operngesangs in einzigartiger Kulisse.

Jochen Kupfer, Barbara Krieger, Sotiris Charalampous copyright Kristoffer Schetje

Solisten des Opernkonzerts waren Barbara Krieger (Sopran), Sotiris Charalompous (Tenor) und Jochen Kupfer (Bariton) unter der Leitung von Marcus Merkel begleitet von der Jungen Philharmonie Berlin.

 Das 2022 von ihm gegründete Orchester zeichnete sich durchgehend durch Spielfreude, Wandlungsfähigkeit und immensen künstlerischen Elan aus.

Der Abend begann nach einem Grußwort des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer mit einer furios aufbrausenden Ouvertüre zu Verdis „La forza del destino“. Düster dramatisch im Ton und mit furioser Attacke wurde des Werkes gedacht, mit dem in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Dresden unter Fritz Busch und Meta Seinemeyer die deutsche Verdi-Renaissance eingeleitet wurde (Url: https://www.ioco.de/meta-seinemeyer-erinnerungen-an-die-deutsche-verdi-renaissance-ioco-personalie-04-12-2019/).

Anschließend betraten Barbara Krieger und Jochen Kupfer als Violetta und Vater Germont die Bühne. Mit dem Duett „Pura siccome un angelo“ aus La Traviata trugen sie mit dramatischer Attacke und belcanteskem Wohllaut den Konflikt und die Leiden der Geliebten des Sohnes und seines Vaters aus. Durch ihre gesangliche Eindringlichkeit und das packende Spiel begann der Abend spätestens dort durch Zusammenwirkung von Gesang, Orchesterspiel und dem Veranstaltungsort große Faszination zu entfalten.

Im anschließenden Duett „Das süße Lied verhallt“ aus Lohengrin gelang Barbara Krieger ein perfekter romantisch blühender Tonansatz. So wurden Einsamkeit und Zweifel Elsas an Lohengrin durch ihren beseelt anrührenden Vortrag ungemein plastischt vermittelt.. Sotiris Charalampous gab mit seinem Schwanenritter einen fulminanten Konzerteinstand. Er verband völlig natürlich lyrisch dramatische Attacke mit sinnlichem Schmelz. Heldische Italianita, sein großer stimmlicher Wohllaut und seine perfekte Textverständlichkeit machen ihn zu einer großen Hoffnung auch für diese Partie.

In Wolframs Erzählung „O du mein holder Abendstern“ zeigte Jochen Kupfer große Demut und stimmliche Pracht in seinem Gebet. Auf ihn folgte Sotiris Charalampous mit der Arie „E lucevan le stelle“ aus Tosca. Mit Inbrunst und Entrücktheit im Angesicht des nahenden Todes interpretierte er die Arie und trug gestalterisch alle Facetten zwischen Erinnerungen an die Liebe zu Tosca bis zur Todesfurcht eindrucksvoll vor. Anrührend, wie er mit strahlendem Ton und Träne in der Stimme dem Tod entgegensah.

Barbara Krieger copyright Kristoffer Schetje

Nach ihm tauchte Barbara Krieger in die Welt des Verismo ein. Mit „Sola perduta abbandonata“ aus Manon Lescaut verabschiedete sie sich herzzerweichend mit immenser Glut in Verzehrung nach ihrem Geliebten von der Welt.

 Mit diesem eindrucksvollen Portrait wurden die Besucher in die Pause entlassen.

Der zweite Teil Begann mit einem feurigen Intermezzo aus „Cavalleria Rusticana“ von Mascagni. Barbara Krieger prunkte dann in der Arie „Io son l’umile ancella“ aus Adriana Lecouvreur. Die Beschreibung der Sängerin als demütige Magd des Genies und Echo des menschlichen Dramas in Form des Hauchs der Stimme gelang ihr mit inwendigem Reichtum, stimmdramatischem Fluss und diamantenem Glanz. Vollendet auch die Steigerungen und das Espressivo.

Jochen Kupfer und Sotiris Charalampous sangen danach das Duett „Dio,che nell'alma infondere amor" aus Don Carlo mit glühender Leidenschaft und ungebremstem stimmlichen Aplomb.

Sotiris Charalampous copyright Kristoffer Schetje

Mit „Amor ti vieta“ bewies Sotiris Charalampous darauf seine immens gereifte Gestaltungs- und Gesangstechnik. Die dramatischen Höhepunkte der Arie kostete er so leidenschaftlich aus, dass den Zuhörern der Atem stockte.

Jochen Kupfer konnte bei „Scintille, diamant“ aus Les Contes d’Hoffmann mit viriler Pracht, sonorem Klang und leuchtenden Höhen überzeugen.

Barbara Krieger, Sotiris Charalampous copyright Kristoffer Schetje

Das Ende des Programms läuteten Ausschnitte aus Giacomo Puccinis Madame Butterfly ein.  Barbara Krieger begann mit einem sehnsuchtsvoll anrührenden Abschied mitUn bel di vedremo“.  Sotiris Charalampous schloss sich mit einem melodramatischen „Addio fiorito asil“ an und sagte so dem Blütenreich mit wohldosiertem Schmelz in der Stimme und einem meisterhaften Legato Adieu. Den offiziellen Teil beendeten Barbara Krieger und Sotiris Charalampous mit dem anrührenden gestalteten und vollendet gesungenen Duett „Vogliate mi bene“. Hier verschmolzen die Stimmen unter dem Sternenhimmel in magischer Weise, so dass sich die emotional aufwühlende melodische Pracht Puccinis in seltener Weise entfaltete.

Das Publikum raste vor Begeisterung und erklaschte sich einen Reigen an Zugaben.

Alle drei Künstler sangen vereint „Non ti scordar“ und konnten sich nach diesen stimmlichen Glanzleistungen wirklich sicher sein, dass dieser Abend unvergessen bleibt.

Barbara Krieger und Jochen Kupfer prunkten darauf mit „Lippen schweigen“ aus Die Lustige Witwe und glänzten mit einer Tanzeinlage. Nach neuerlichem frenetischem Jubel sangen Barbara Krieger und  Sotiris Charalampous  ein hinreißende „O soave fanciulla“ in dem sie die hohen Töne in den Sternenhimmel entsandten, als ob sie ein funkelndes Feuerwerk zünden wollten. Als das Publikum die Künstler im noch nicht ziehen ließ, traf das Los Sotiris Charalampous, der das Publikum mit einem innwendigen und strahlendem „Parla piu piano“ in die Nach entließ.

Barbara Krieger hat mit ihrer Wandlungsfähigkeit und den in einem Konzert interpretierte die sehr unterschiedlichen anspruchsvollen Rollen mit immenser Gestaltungsfähigkeit und unermüdlicher Stimmpracht. Nach ihrem diesjährigen Rollendebut in der Titelrolle von Strauss‘ Elektra hat ihre Stimme nichts von ihrem Wohlklang, ihrer Wärme und der Leuchtkraft eingebüßt. Jedem Portrait von der Violetta über die Butterfly bis zur Mimi und Elsa verlieh sie ihren eigenen Charme und einen individuellen Zauber, der die Gestalt dem Zuhörer nahebrachte und berührte. Samtweich tönend bewältigte sie, als sei es ein Kinderspiel, konzentriert und beseelt alle lyrischen Momente und dramatischen Ausbrüche. Es war in jeder Minute ein Vergnügen ihrem mit poetischem strahlendem Klang  in den Nachthimmel tönenden Soprans zuzuhören. Leuchtend und frei strömte die Stimme über den Platz und bestach mit Schönheit und Wahrhaftigkeit. Was für eine Leistung!

Sotiris Charalampous, war ihr trotz seiner dreißig Jahre ein kongenialer Partner. Neben seiner staunenswerten lyrischen Emphase gestaltete er jede Rolle mit einem zutiefst berührenden individuellen Ansatz und einer immensen Poesie. Hier Stand ein Sänger, der dem Publikum mit jeder Faser seiner Stimme etwas zu sagen hatte. Wer die eingangs erwähnten historischen Schellackplatten kennt, weiß, dass die Dresdner Sänger der Vergangenheit durch ihr Legato, ihre Emphase und die Träne in der Stimmme dem Pulikum auch heute noch ihre Magie übermitteln. Diese Tradition führten Barbara Krieger und Sotiris Charalampous an jenem Abend eindrucksvoll fort. Sotiris Charalampous klang schon zu Anbeginn völlig frei und gelöst. Schon im überaus anspruchsvollen Lohengrin Duett war jede Phrase mit gestalterischer Kraft und dramatischer stimmlicher Disposition ausgestaltet. Seine Stimme verfügt über ein durchaus baritonales Fundament. Ergänzt wird dies durch eine volltönende Mittellage und eine lockere, frei schwingende Höhe. Seiner stimmlichen Strahlkraft waren bei keinem Stück stimmliche Grenzen gesetzt. Ergänzt wurde dies durch eine kluge Disposition des Zusammenspiels von Klangschönheit und Wort. Das Fluten der Stimme vom Piano ins Forte und auch die das berührende Piano waren von seltener Erlesenheit. Von diesem strahlenden blühenden charismatischen Tenor mit seiner so beglückenden anrührenden leuchtenden Stimme wird man in der Zukunft sicher noch Manches hören.

Jochen Kupfer war ein weiterer Solitär in diesem Kreise. Ihn zeichnet ein Bariton mit gesundem Fundament und einer immensen Höhe aus. Im Wolfram gelangen ihm herzzerreißende anrührende Töne, im Don Carlos konnte er fulminantes Feuer entfachen und im Duett aus der Lustigen Witwe war er ein ungemein verführerischer Liebhaber.

Es war dies eine Sternstunde, die man nie vergisst. Geboten wurde ein Programm, das mit dem Schwersten der Opernliteratur gespickt war. Statt einer mit Ouvertüren und Zwischenspielen gestreckten Gala mit drei Gesangsnummern warfen sich alle Protagonisten mit immenser Künstlerschaft, Elan und gestalterischer Glut in den Abend dessen Programm für zwei gereicht hätte. Alle Künstler und Musiker wuchsen gleichsam über sich hinaus und bescherten ein unvergleichliches Erlebnis. 

Ein grandioser Abend im Elbflorenz.