IOCO
IOCO
image
KritikenMusicalTheater Neue FloraÜberregional

Hamburg, Neue Flora, MAMMA MIA! – Das Abba Musical, IOCO Kritik, 08.08.2023

avatar
Wolfgang Schmitt
08. August 2023
129 views
Theater Neue Flora © Stage Entertaiment
Theater Neue Flora © Stage Entertaiment

Stage Theater Neue Flora

 MAMMA  MIA! – DAS  ABBA-MUSICAL

 – ABBA-Songs – in Catherine Johnsons amüsant turbulenter Geschichte –

von Wolfgang Schmitt

Es ist kaum zu glauben, aber es ist tatsächlich schon fast 50 Jahre her, daß ABBA den Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie er damals noch hieß, mit ihrem Song „Waterloo“ gewannen, mit dem sie ihre beachtliche Weltkarriere starteten. Bis Anfang der 80er Jahre wurde jeder ihrer Songs ein Hit, bis sie beschlossen, nicht mehr gemeinsam aufzutreten. Die beiden Ehepaare Björn Ulvaeus und Agnetha Fältskog sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad ließen sich scheiden; das war schließlich das vorläufige Aus der fruchtbaren Zusammenarbeit und höchst erfolgreichen Karriere dieser schwedischen Pop-Gruppe.

Trailer – MAMMA MIA! – Hamburg
youtube Stage Entertainment
[ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

Die beiden Damen hatten in den 80er Jahren beachtliche Erfolge als Solistinnen, während die beiden Herren sich aufs Komponieren von Musicals konzentrierten. So entstand 1985 ihr Musical Chess, und 1995 Kristina fran Duvemala. Ihr größter weltweiter Musical-Erfolg ist jedoch Mamma Mia, welches 1999 in London seine Uraufführung erlebte und von dort aus seinen Siegeszug um die Welt startete.

Die erfolgreiche deutsche Premiere fand 2002 im Hamburger Operettenhaus in der Übersetzung von Ruth Deny und Michael Kunze statt. Im Herbst 2022 ist dieses Musical nun nach Hamburg zurückgekehrt.

Hamburg / MAMMA MIA! - Musical © Wolfgang Radtke
Hamburg / MAMMA MIA! – Musical © Wolfgang Radtke

Mamma Mia besteht aus etwa zwei Dutzend ABBA-Songs, die in eine von der britischen Autorin Catherine Johnson erdachten, amüsanten und turbulenten Geschichte über die alleinerziehende Mutter Donna und ihre Tochter Sophia einfallsreich und wohldurchdacht eingefügt wurden. Die größtenteils originelle Handlung wird natürlich getragen von den wunderbaren, zeitlos klassischen Songs von Benny Andersson und Björn Ulvaeus.

Die Band des Theater Neue Flora wurde geleitet von Hannes Schauz, bot überaus gekonnt den erstklassigen typischen ABBA-Sound und spielte den ganzen langen Abend über auf gleichbleibend hohem Niveau. Rasant und schwungvoll ging es gleich los mit der aus verschiedenen Abba-Songs zusammengestellten Ouvertüre. Auch für das Vorspiel zum zweiten Akt waren diverse Song-Passagen zu einem Medley zusammengefasst worden.

Das herrlich anzusehende schlichte Bühnenbild mit den beiden kleinen weißen Häusern und dem Terrassengarten vor hellblauer Meereskulisse wurde von Mark Thompson entworfen, ebenso die farbenprächtigen Kostüme.

Die großartige Sängerschar wurde angeführt von der charismatischen Rachel Bahler, mit langer rotblonder Haartracht, als geplagte Mutter und Hotelwirtin Donna, die ihre Partie gesanglich mit dramatischer Attacke anging, aber auch in den lyrischen Songs vollends überzeugen konnte. Darstellerisch temperamentvoll und auch tänzerisch ließ sie keine Wünsche offen. Ähnliches gilt für ihre Freundinnen und Girlgroup-Kolleginnen Rachel Colley als dominant sich gebende Rosie, und Jennifer van Brenk als glamouröse Tanja. Alle weiteren Solisten und das gesamte singende und tanzende Ensemble (Choreographie Anthony van Laast) in ihren schrillen Kostümen waren ausnahmslos grandios.

Donna war in ihrer Jugendzeit die Lead-Sängerin des Gesangs-Trios Donna & the Dynamos, die sie mit Tanja und Rosie gegründet hatte. Vor nunmehr 21 Jahren führte sie ein lockeres Leben, und so wurde sie schwanger. Drei Männer kamen als möglicher Vater infrage, Sam, Harry, und Bill. Nun lebt sie auf einer griechischen Insel, auf der sie ein kleines Hotel-Restaurant betreibt („Money Money Money“).

Hamburg / MAMMA MIA! - hier das große Ensemble zum Schlussapplaus © Wolfgang Radtke
Hamburg / MAMMA MIA! – hier das große Ensemble zum Schlussapplaus © Wolfgang Radtke

Ihre Tochter Sophie (Lyssa Tejero mit dunkler lyrischer Stimme) liebt ihren Verlobten Sky (Robin Reitsma) und will ihn heiraten („Leg dein Herz an eine Leine – Lay all your Love on me“). Im Tagebuch Donnas findet sie die drei Namen der damaligen Liebhaber ihrer Mutter. Sie lädt diese drei Männer zu ihrer bevorstehenden Hochzeit ein, um herauszufinden, welcher dieser drei ihr Vater sein könnte („Mich trägt ein Traum – I have a Dream“).

Sam, Harry und Bill reisen tatsächlich an, und allmählich begreifen sie auch, warum sie eingeladen worden sind. Jeder ist gern bereit, Sophie als Tochter anzuerkennen und sie zum Altar zu führen („Voulez vous“).

Donna ist gestresst von den Hochzeitsvorbereitungen („Mamma Mia“). Ihre beiden Freundinnen aus Girl-Group-Tagen sind eingetroffen, und versuchen sie zu trösten („Chiquitita“), als sie von ihrer Misere mit den drei Ex-Liebhabern erfahren, und erinnern sich an ihre gemeinsame Vergangenheit als Gesangs-Trio („Dancing Queen“). Sophies Verlobter Sky feiert mit seinen Freunden am Vorabend der Hochzeit den Junggesellenabschied („Gimme Gimme Gimme“), während Sophie mit ihren Freundinnen sowie mit Donna, Rosie und Tanja ebenfalls am Feiern ist („Super Trouper“).

Sophie hat ein gedankenvolles Gespräch mit Bill (René Siepen). Sie fühlt sich irgendwie von ihm angezogen und hat die starke Vermutung, daß er ihr Vater sein könnte („Was ist das für ein Spiel?“ – „The Name of the Game“). In der Nacht hat sie Alpträume wegen der Hochzeit und der ungeklärten Vaterschaft („Unter Beschuss – Under Attack“).

Emotionale und dramatische Szenen spielen sich ebenfalls ab, wenn Donna mit ihren drei Ex-Liebhabern die Vergangenheit aufzuarbeiten versucht. Im ihrem anklagenden Gespräch mit Sam („Einer von uns“ – „One of us“) versucht dieser (Mischa Kiek), sich ihr zu erklären und sie um Verzeihung zu bitten („S.O.S.“ und „Ich bin ich, du bist du – Knowing me, knowing you“). Ihre Unterhaltungen mit Harry (Detlef Leistenschneider) und mit Bill (René Siepen) verlaufen eher sachlich („Unser Sommer“ – „Our last Summer“) und weniger dramatisch („Der Sieger hat die Wahl“ – „The Winner takes it all“).

Unterdessen versucht Skys Freund Pepper (Benjy Stevens, ein wahrer Tanz-Akrobat), der eine Schwäche für ältere Damen hat, in einer originellen Szene die glamouröse Tanja für sich zu gewinnen. Doch Tanja, die bereits mehrfach reich geschieden ist, erteilt ihm eine Abfuhr („Wenn das Mami wüßt’“ – „Does your Mother know?“). Die bodenständige Rosie, für die eine Ehe nie infrage kam, entwickelt plötzlich Gefühle für Bill und versucht ihn zu umgarnen („Komm’ und wag’s mit mir“ – Take a Chance on me“).

Eine rührende Szene zwischen Mutter und Tochter spielt sich am Tag der Hochzeit ab („Durch meine Finger rinnt die Zeit“ – „Slipping through my Fingers“), wenn Sophie ihr  Brautkleid anprobiert und ihre Mutter darum bittet, daß diese sie zu Altar führen möge.

Erstaunlicherweise entscheiden sich Sophie und Sky vor dem Traualtar, nun doch nicht zu heiraten und stattdessen eine Weltreise anzutreten. Da jedoch alles für eine Hochzeit vorbereitet ist, nutzt Sam die Gelegenheit, Donna einen Heiratsantrag zu machen, den sie mit Freuden annimmt („Ich will, ich will, ich will“ – „I do I do I do“).

Im großen – vom Publikum lange und mit Standing Ovations bejubelten – Finale treten Donna, Rosie und Tanja nochmals als Donna & the Dynamos auf, singen „Mamma Mia“, „Dancing Queen“ und zum Schluß als Zugabe – dieser Song darf natürlich auf keinen Fall fehlen –  „Waterloo“.

MAMMA MIA – NEUE FLORA, Hamburg – alle Termine, Karten – link HIER!


Tags

Abba - Benny Andersson - Anni-Frid Lyngstad
Abba - Björn Ulvaeus - Agnetha Fältskog
Abba song - Waterloo
Anthony van Laast - Choreographie abba
Bill - René Siepen
Catherine Johnson - Abba musical
Donna & the Dynamos - Abba Gesangs trio
Hamburg
Hannes Schauz - Abba neue flora
ioco
Jennifer van Brenk - Tanja
MAMMA MIA! - Das Abba Musical
Mark Thompson - Abba Bühne
Neue Flora
neue flora - abba
Pepper - tanz - Benjy Stevens
Rachel Bahler - Donna in Abba
Sam - Mischa Kiek - abba
Sky - Robin Reitsma
Sophie - Lyssa Tejero
Theater Neue Flora - abba - musical
wolfgang schmitt
Wolfgang Schmitt - musical abba
Wolfgang Schmitt hamburg
vorheriger Artikel
Odessa – Ukraine, Opernhaus Odessa, La Traviata – Odessa zu Friedens- und Kriegszeiten, IOCO Aktuell, 10.08.2023
avatar

Wolfgang Schmitt

Andere Artikel des Autorsweitere Artikel
Lübeck, Theater Lübeck, THE TURN OF THE SCREW – Benjamin Britten, IOCO Kritik, 16.03.2022
avatar
15. March 2022
151 views
IOCO
© 2023, Alle Rechte vorbehalten.

Quick Links

KontaktImpressumDatenschutzerklärung

Social Media