Düsseldorf, Düsseldorfer Schauspielhaus, OTHELLO - William Shakespeare, IOCO Kritik, 07.09.2022

Düsseldorf, Düsseldorfer Schauspielhaus, OTHELLO - William Shakespeare, IOCO Kritik, 07.09.2022
Düsseldorfer Schauspielhaus © ingenhoven architects / HGEsch
Düsseldorfer Schauspielhaus © ingenhoven architects / HGEsch
Düsseldorfer Schauspielhaus

OTHELLO -  William Shakespeare

Beerdigt mich bei meinem Volk“! - Othellos Heimkehr

von Rainer Maaß

Othello Titelblatt aus 1622 © Wikimedia Commons
Othello Titelblatt aus 1622 © Wikimedia Commons

Othello zählt zu den am häufigsten gespielten Klassikern von William Shakespeare (1564 - 1614). Die südafrikanische Regisseurin Lara Foot, seit 2009 leitet sie in Kapstadt das dort populäre Baxter Theatre Centre, hat dieser rasanten Geschichte von Liebe und Hass, von Wahrheit und Lüge nun eine neue Dimension hinzugefügt: Die afrikanische Sicht. Aus Respekt vor dem großen englischen Dramatiker ist die südafrikanische Regisseurin beim Kern der Story geblieben. Nach wie vor weiß Othello als eifersüchtiger Ehemann nicht, ob er seiner geliebten Desdemona trauen kann. Und der begabte Intrigant Jago beherrscht die Kunst, Othello mit Lügen in den Wahnsinn zu treiben.

Im Gegensatz zum Original spielt die Handlung nicht in Venedig und Zypern. Es geht im Düsseldorfer Schauspielhaus, Premiere am 2.9.2022, auch nicht um einen Krieg gegen die Türken. Lara Foot verlegt sie in die Zeit der deutschen Kolonialherrschaft Ende des 19. Jahrhundert. Othello ist ein stolzer dunkelhäutiger Söldner General, der das Vertrauen seiner deutschen Oberbefehlshaber genießt. Sie befehlen ihm einen afrikanischen Aufstand niederzuschlagen.

Düsseldorfer Schauspielhaus / OTHELLO © Sandra Then
Düsseldorfer Schauspielhaus / OTHELLO © Sandra Then

Dass Othellos Akzeptanz nicht über das Militärische hinaus geht, spürt er, als er heimlich Desdemona heiratet. Er bleibt ein Außenseiter dessen Selbstwertgefühl immer wieder hart auf die Probe gestellt wird. Othello (Bongile Mantsai) zweifelt, angestachelt durch die Einflüsterungen seines falschen Freundes Jago (Wolfgang Michalek), mehr und mehr an der Liebe seiner Desdemona. Lehnte ihn nicht schon ihr Vater wegen seiner Hautfarbe ab? Liebt sie vielleicht doch, wie Jago behauptet, den weißen Cassio (Jonas Friedrich Leonhardi)? So sehr Desdemona (Pauline Kästner) auch um seine Liebe kämpft und ihm Treue schwört. Othello hört nur auf den "falschen Freund" Jago. „Ich wünschte, ich wäre Ihnen nie begegnet,“ schleudert er Desdemona wütend entgegen. Doch nicht nur Desdemona, Cassio und Rodrigo sind Opfer dieser Tragödie, sondern auch Othellos bisheriges Selbstverständnis.

Düsseldorfer Schauspielhaus / OTHELLO © Sandra Then
Düsseldorfer Schauspielhaus / OTHELLO © Sandra Then

Zur persönlichen Enttäuschung kommt ihm die Erkenntnis, auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen. Ihm wird immer bewusster, dass er ein Sklave des Kolonialismus ist. Gedankenversunken singt Othello zu den Klängen einer afrikanischen Geige und hält auf Xhosa Zwiesprache mit seinen afrikanischen Vorfahren. Sein Ausruf: „Beerdigt mich bei meinem Volk,“ besiegelt seine Rückkehr zu seinen Wurzeln nach Afrika.

Lara Foot sagt über ihre Inszenierung: "Wir hoffen, dass wir eines Tages die Othello-Produktion in Afrika spielen können. Ich hätte die Hoffnung, dass ein afrikanisches Publikum sich mit ihr Identifizieren kann und durch das gemeinsame Anhören und Ansehen der Geschichte zwei Erfahrungen macht: Das Zurückgewinnen von Würde und Heilung."

Das Publikum verabschiedete Darsteller und Regie mit langem Beifall

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