Wien, Volksoper Wien, SPIELZEIT 2022/23 - Lotte de Beer stellt vor, IOCO Aktuell, 22.04.2022

Wien, Volksoper Wien, SPIELZEIT 2022/23 - Lotte de Beer stellt vor, IOCO Aktuell, 22.04.2022
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Volksoper Wien

 Volksoper Wien bei Nacht © IOCO
Volksoper Wien bei Nacht © IOCO

VOLKSOPER Wien - SPIELZEIT 2022/23

Lotte de Beer: „Eine Volksoper im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist der Traum."

von Marcus Haimerl

Volksoper Wien / Lotte de Beer stellt den Spielplan vor © Barbara Pallfy
Volksoper Wien / Lotte de Beer stellt den Spielplan vor © Barbara Pallfy

„Eine Volksoper im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist der Traum.“ Die aus den Niederlanden stammende designierte Volksopern-Direktorin Lotte de Beer, *11.8.1981, Vertragsbeginn 1.9.2022, Nachfolgerin von Robert Meyer, stellte am 20.4.2022 gemeinsam mit dem neuen Musikdirektor Omer Meir Wellber, dem Kaufmännischen Geschäftsführer der Volksoper Christoph Ladstätter und dem Direktor des Wiener Staatsballetts Martin Schläpfer ihre erste Spielzeit, 2022/23, vor. Lotte de Beer, die leidenschaftlich und hoch motiviert an die Sache herangeht, will für die Wienerinnen und Wiener eine künstlerische Heimat schaffen und sieht sich als Brückenbauerin zwischen Bekanntem und Unbekanntem, Tradition und Erneuerung, Nostalgie und Utopie. Das Ziel: die Volksoper Wien ein Haus der Künstler:innen, ein Haus des Publikums nennen zu können.

Acht Premieren stehen auf dem Spielplan der Saison 2022/23: Der ersten abendfüllenden Operette der Musikgeschichte Orpheus in der Unterwelt (Regie: Spymonkey, eine Physical-Comedy Group) stehen Die letzte Verschwörung, eine Operettenuraufführung über Verschwörungstheorien aus der Feder Moritz Eggerts und die wienerisch–berlinerische Operette Die Dubarry mit Annette Dasch und Harald Schmidt gegenüber. Mit Die lustigen Weiber von Windsor ist die deutsche Spieloper in einer humoristisch-feministischen Sicht von Nina Spijkers vertreten, während Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel Die Entführung aus dem Serail von dem türkischen Regisseur Nurkan Erpulat inszeniert wird. Die Dreigroschenoper von Kurt Weill und Bertolt Brecht mit Sona MacDonald als Macheath ist erstmals an der Volksoper zu sehen, Peter I. Tschaikowskis Oper und sein Ballett werden in Jolanthe und der Nussknacker zu einer poetischen Familienvorstellung verwoben, und das Wiener Staatsballett zeigt Promethean Fire.

Volksoper Wien / Lotte de Beer und ihre Team © Barbara Pallfy
Volksoper Wien / Lotte de Beer und ihre Team © Barbara Pallfy

Vier Juwelen aus dem Repertoire der Volksoper kehren auf den Spielplan zurück: Maria Happel unternimmt eine Neueinstudierung der Fledermaus und spielt Frau Frosch, und nach längerer Zeit sind Harry Kupfers La Bohème-Inszenierung, Achim Freyers La Cenerentola und Matthias Davids Anatevka wieder zu sehen. Im Repertoire sind 17 Produktionen aus Operette, Oper, Musical und Ballett vertreten. Darunter La Cage aux Folles (Melissa King), Die Zauberflöte und Der Zauberer von Oz (Henry Mason), My Fair Lady (Robert Herzl), Hänsel und Gretel (Karl Dönch), Die lustige Witwe und Le nozze di Figaro (Marco Arturo Marelli), Lady in the Dark (Matthias Davids), Gräfin Mariza (Thomas Enzinger), La Traviata (Hans Gratzer), The Sound of Music (Renaud Diucet & André Barbe) sowie Der fliegende Holländer (Aron Stiehl).

Der neue Musikdirektor der Volksoper Wien Omer Meir Wellber wird gemeinsam mit den ersten Gastdirigenten Ben Glassberg, Carlo Goldstein und Alexander Joel und den Conductors in Residence Keren Kagarlitsky, Manuela Ranno und Tobias Wögerer sowie dem neuen Chordirektor Roger Díaz-Cajamarca das musikalische Profil des Hauses maßgeblich prägen. Zudem programmiert Omer Meir Wellber eine neue Konzertreihe für das Orchester der Volksoper Wien und gastiert zum Auftakt im Wiener Konzerthaus.

Neu ist auch das frisch gegründete Opernstudio.  Sechs junge Sänger:innen und ein:e Pianist:in erhalten die Chance, sich künstlerisch weiterzuentwickeln und gemeinsam an der Zukunft des Musiktheaters arbeiten. Erstmals gibt es eine Zusammenarbeit mit den Wiener Festwochen. Geplant ist die Erstaufführung eines Pop-Abends von Anne Teresa De Keersmaeker und anlässlich der Vienna Pride zeigt die Volksoper den Abend Nicht die Väter, eine todernste Stand-up Comedy über die Rolle des Vaters. Geplant sind außerdem ein Chor Singalong (1000 Stimmen), künstlerische Speed Datings mit Studierenden, bei denen die ganze Volksoper zur Bühne wird, und ein Symposion für zeitgenössische Operette. Das Programm der Jungen Volksoper wird erweitert, neben einer Neuproduktion (Jolanthe und der Nussknacker) und sieben Repertoirewerken richten sich 24 Vorstellungen und Matineen speziell an Familien: La Cenerentola für Kinder (Neueinstudierung), das fantasievolle Operetten-Papp-Konzert von Steef de Jong, Das Dschungelbuch und das türkische Märchen Keloglan und die 40 Räuber von Sinem Altan werden familienfreundlich an Sonn- und Feiertagen um 11:00 Uhr gezeigt. Für die bisher im Kasino am Schwarzenbergplatz aufgeführten zeitgenössischen Kammeropern gibt es bedauerlicherweise künftig keinen Platz mehr im Spielplan.

Auch Nachhaltigkeit wird an der Volksoper großgeschrieben: Im Sommer wird die Fassade des Hauses erneuert und gleichzeitig wird eine Photovoltaik-Anlage installiert, die rund 20% des Strombedarfs decken soll. Weiters werden sämtliche Fahrzeuge auf E-Mobilität umgestellt. Im künstlerischen Produktionsprozess startet eine digitale Offensive, die einerseits die Beleuchtung betrifft, andererseits soll mit der Digitalisierung der Notenpapier eingespart werden. Neue Zielgruppen werden durch neue Angebote erreicht: Mit unserer U30-Aktion bezahlen Besucher:innen unter 30 Jahre für ausgewählte Vorstellungen nur 12,– Euro.

Don Quichote de la Mancha - mit Robert Meyer aus vergangenen Jahren youtube Volksoper Wien [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

2022/23 - Die Premieren im Überblick

Eröffnet wird die Spielzeit mit der Volksopernerstaufführung der wienerisch-berlinerischen Operette Die Dubarry von Carl Millöcker / Theo Mackeben. Jan Philipp Gloger beleuchtet die Entwicklung der ambivalenten Titelheldin in Form einer Zeitreise, die im Heute beginnt und zurückführt in die Zeit Louis XV. Kai Tietje dirigiert und Annette Dasch kehrt als Mätresse des Königs an die Volksoper zurück. Als Seine Majestät Ludwig XV. gibt Comedy-Legende Harald Schmidt sein Volksoperndebüt. (Premiere am 3. September 2022).

Musiktheater für die ganze Familie bietet Jolanthe und der Nussknacker, ein Abend, über den Moment im Leben, an dem man sich entscheiden muss, ob man eine blinde Prinzessin bleiben will, oder die Augen für die Realität öffnet. 130 Jahre nach der Uraufführung der Oper und des Balletts aus der Feder Peter Iljitsch Tschaikowskis verflechten Lotte de Beer, Musikdirektor Omer Meir Wellber und Choreograph Andrey Kaydanovskiy die beiden Stücke zu einem magischen Theaterabend über das Erwachsenwerden. (Premiere am 9. Oktober 2022).

In der Manifesto-Reihe lädt die Volksoper Theatermacher:innen ein, laut über Wie und Warum des Musiktheatermachens nachzudenken. Den Auftakt macht Regisseur Maurice Lenhard, der Die Dreigroschenoper als einen Kampf ums Überleben in einer kalten Welt inszeniert. Den Macheath verkörpert die Kurt-Weill-Spezialistin Sona MacDonald, Carlo Goldstein dirigiert. (Premiere am 27. November 2022).

Spymonkey, Großbritanniens führendes Ensemble für Physical-Comedy, inszeniert Orpheus in der Unterwelt. Das Regie-Duo Aitor Bausari und Toby Park begegnet Jacques Offenbachs Mythentravestie mit britischem (mitunter auch schwarzem) Humor, zeitgenössischer Clownerie und Slapstick. Das Bühnenbild von Julian Crouch bietet eine perfekte Spielwiese für das vielseitige Ensemble der Volksoper und Ruth Brauer-Kvam als Öffentliche Meinung. Am Pult steht Alexander Joel. (Premiere am 21. Jänner 2023).

Zwei Ikonen des Modern Dance – Paul Taylor und Mark Morris sind erstmals zu sehen mit dem Wiener Staatsballett! Der kräftigen Modern Dance-Sprache der beiden Amerikaner antwortet Ballettdirektor Martin Schläpfer mit zwei Miniaturen. Promethean Fire ist ein Ballettabend zwischen Hybris und Menschlichkeit, Katastrophe und Schönheit, Schöpfung und Vergänglichkeit. (Premiere am 11. Februar 2023).

Eine Operetten-Uraufführung aus der Feder von Moritz Eggert: Die letzte Verschwörung ist ein parodistischer Ritt durch die Abgründe heutiger Verschwörungsmythen. In der Regie von Lotte de Beer, dem Bühnenbild von Christof Hetzer und der Musikalischen Leitung von Steven Sloane begegnen wir den Ensemblemitgliedern Rebecca Nelsen als „Flat-Eartherin“, Timothy Fallon als Talkshowmoderator, dessen Weltbild zunehmend aus den Fugen gerät, und Wallis Giunta als seiner Ehefrau, die sich als ominöse, russische Unternehmerin entpuppt. (Uraufführung am 25. März 2023).

Mit Martin Winkler hat die Volksoper eine Idealbesetzung für den Falstaff in Die lustigen Weiber von Windsor. Die niederländische Regisseurin Nina Spijkers wirft gemeinsam mit der preisgekrönten Bühnenbildnerin Rae Smith (Tony- Award für Warhorse) einen feministischen Blick auf die Deutsche Spieloper von Otto Nicolai, die von Ben Glassberg dirigiert wird. (Premiere am 13. Mai 2023).

Der türkische Regisseur Nurkan Erpulat entwirft eine neue, authentische und unmittelbare Lesart für Mozarts Die Entführung aus dem Serail. Die Musikalische Leitung der Oper zwischen Orient und Okzident, Mann und Frau, Kultur und Natur, Rache und Vergebung liegt in Händen von Angelo Michele Errico, dem mit Rebecca Nelsen, Hedwig Ritter, Timothy Fallon, Daniel Kluge und Stefan Cerny ein exemplarisches Mozartensemble zur Verfügung steht. (Premiere am 17. Juni 2023).

IOCO wünscht Lotte de Beer alles Gute und viel Erfolg. Möge das Wiener Publikum die designierte Direktorin ebenso ins Herz schließen, wie das bereits bei den Mitarbeitern des Hauses der Fall ist.

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