Hamburg, Neue Flora, WICKED - Musical von Stephen Schwartz, IOCO Kritik, 22.03.2022

Hamburg, Neue Flora, WICKED - Musical von Stephen Schwartz, IOCO Kritik, 22.03.2022
Theater Neue Flora © Stage Entertaiment
Theater Neue Flora © Stage Entertaiment

Stage Theater Neue Flora

Wicked – Die Hexen von Oz  - Stephen Schwartz

- Die Geschichte der emotionalen Hexen Elphaba und Glinda  -

von Wolfgang Schmitt

Wer kennt es nicht, das Musical Der Zauberer von Oz von 1939 mit der legendären Judy Garland als Dorothy. Oder die Neuverfilmung von Sidney Lumet unter dem Titel The Wiz – Das  zauberhafte Land von 1978 mit Diana Ross, Michael Jackson und Lena Horne.

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Das Musical Wicked – Die Hexen von Oz entstand nach einer Romanvorlage von Gregory Maguire und bildet quasi die phantasiereiche Vorgeschichte zum Zauberer von Oz. In der magischen Handlung geht es um die beiden sehr unterschiedlichen Hexen Elphaba und Glinda, die sich auf dem College kennenlernen, nach anfänglichen Animositäten eine enge Freundschaft eingehen, das Zimmer miteinander teilen und sich schließlich beide in den Prinzen Fiyero verlieben. Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Gut und Böse, darum geht es in dieser mystisch-märchenhaften Geschichte.

Der New Yorker Komponist Stephen Schwartz, Gewinner eines Oscars, eines Golden Globes und eines Grammys für seine poppigen, musikalischen Werke, - besonders bekannt ist er geworden durch seine Musicals Godspell und Pippin - schrieb Wicked gegen Ende der 90er Jahre gemeinsam mit der Librettistin Winnie Holzman. Nach Probeaufführungen in San Francisco erlebte Wicked seine Uraufführung 2003 am Broadway, war ein Publikumsmagnet und erreichte Recordumsätze in Millionenhöhe. 2007 hatte Wicked seine ebenfalls erfolgreiche Deutschland-Premiere in Stuttgart.

Neue Flora, Hamburg / WICKED - Musical, hier Vajèn van den Bosch als Elphaba, - Naidjim Severina als Fiyero, Jeannine Wacker als Glinda © Morris Mac Matzen
Neue Flora, Hamburg / WICKED - Musical, hier Vajèn van den Bosch als Elphaba, - Naidjim Severina als Fiyero, Jeannine Wacker als Glinda © Morris Mac Matzen

Für die Hamburger Produktion im Theater Neue Flora konnte der britische Regissur Lindsay Posner gewonnen werden, der seine Inszenierung im Vergleich zum Broadway-Original und zur Stuttgarter Produktion hier in einer aktualisierten, modernisierten Form präsentiert. Das faszinierende, spektakuläre Bühnenbild wurde von Jon Bausor entworfen, die schrill-bunten Kostüme stammen von Moritz Junge. Die ausgefeilte Bühnentechnik verblüfft immer wieder, der Szenenwechsel, die Lichtinstallationen, die Videoeinspielungen klappen im Handumdrehen. Die Hochhaus-Installation in der Smaragdstadt, die Plattform mit der grünen Wiese, auf der Elphaba und Fiyero ihr Duett „Solang ich dich hab“ sangen, und natürlich Elphabas Flug übers Publikum, natürlich wie eine typische Hexe auf einem Besen reitend am Ende des ersten Aktes, waren besonders wirkungsvoll und beeindruckend.

Neue Flora, Hamburg / WICKED - Musical, hier Vajèn van den Bosch als Elphaba, - Jeannine Wacker als Glinda © Brinkhoff /Mögenburg
Neue Flora, Hamburg / WICKED - Musical, hier Vajèn van den Bosch als Elphaba, - Jeannine Wacker als Glinda © Brinkhoff /Mögenburg

Vajèn van den Bosch singt die Rolle der in schwarz gekleideten Elphaba mit ausdrucksvollem Mezzosopran. Sie wurde grünhäutig geboren als Tochter eines Gouverneurs, wird aufgrund ihrer grünen Hautfarbe verlacht und gemobbt, was sie nur noch stärker und härter macht. Sie brilliert insbesondere in ihren Songs „Ich bin es nicht“ und „Gutes tun“. Sie kümmert sich aufopfernd um ihre auf den Rollstuhl angewiesene Schwester Nessarose, diese wird von Pamina Lenn dargestellt, die dank der verhexten Schuhe plötzlich wieder laufen kann, und die schließlich von ihrem verstorbenen Vater den Gouverneursposten übernimmt und die Entwicklung von der gelehrigen Schülerin zur hartherzigen Gouverneurin treffend darstellt.

Auch Gabriele Bruschi als Moc ist stimmlich und darstellerisch sehr präsent, er ist eigentlich verliebt in Glinda, bei der er jedoch keine Chancen hat, und so wird er für Nessarose ein hilfsbereiter, aufopferungsvoller Freund. Jeannine Wacker singt und spielt die Partie der Glinda hoch intensiv und ausdrucksvoll als fröhliches, quirliges, unbeschwertes Barbie-Girl im rosa Outfit, glänzt mit ihrem hellen, soubrettenhaft getönten lyrischen Sopran, tanzt in der Mensa mit Fiyero fast wie in Grease, oder steht auf dem Balkon des Hochhauses, fast wie Evita, und singt „Wie herrlich“. Sie hat den größten Anteil an den Dialogen, die sie mit Bravour im charmanten Plauderton komödiantisch bewältigt und verdient allein schon dafür größte Bewunderung.

Naidjim Severina singt und spielt den selbstbewussten, gut aussehenden Fiyero, verfügt über einen angenehm klingenden Tenor, den er besonders in seiner Szene in der Mensa und dem Song „Tanz durch die Welt“ in nietenbesetzter Lederjacke präsentiert, diesen aber auch in seinem Duett mit Elphaba auf der Wiese liegend, „Solang ich dich hab“, gut zur Geltung bringen kann.

Neue Flora, Hamburg / WICKED - Musical, hier das Ensemble zum Schlussapplaus © Sebastian Sierke
Neue Flora, Hamburg / WICKED - Musical, hier das Ensemble zum Schlussapplaus © Sebastian Sierke

Andreas Lichtenberger brilliert in der Partie des charmanten, manipulativen Zauberers von Oz mit markantem Kavaliers-Bariton und hat seine großen Momente mit dem Song „Ein seelenvoller Mann“ sowie in seinem Duett mit Elphaba „Wundervoll“. Als seine resolute Assistentin und Pressereferentin Madame Akaber fungierte Barbara Tartaglia mit blonder Lockenfrisur und in eleganten Kostümen. Gianni Meurer in der Rolle des gutmütigen Dr. Dillamonth rundete dieses hochkarätige Protagonisten-Ensemble ab.

Eine Gruppe von elf in giftgrünen Outfits gekleideten Sängern und Tänzerinnen bildeten die Bewohner von Oz, der Smaragdstadt, und die Studenten in der Mensa-Szene. Die eindrucksvolle Choreographie lag in den Händen von Fabian Aloise, und das Ensemble gab sein Bestes und trug wesentlich zum erstklassigen Eindruck dieser Produktion bei.

Das kleine Orchester des Theaters Neue Flora wurde an diesem Abend geleitet von Giorgio Radoja. Es bot einen fulminanten, poppigen Sound, der in dem großen Auditorium jedoch recht gut ausbalanciert klang.

Insgesamt war es eine tolle Show, ein beglückender Abend, und man wünscht sich sehr, daß den Theatern nach dem Corona-Alptraum der letzten zwei Jahre recht bald wieder volle Häuser beschert werden

WICKED am Theater Neue Flora, Hamburg; bis Ende August auf dem Spielplan, Ticket - link HIER!

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