Bayreuth, Bayreuther Festspiele 2021, Tannhäuser, Walküre, Fliegender Holländer, IOCO, 06.08.2021
Ein Festspielsommer in Bayreuth wie kein anderer zuvor
- IOCO berichtet vom Grünen Hügel 2021 -
von Patrik Klein
Fünf Tage im August 2021 bei den Bayreuther Festspielen, die in diesem Jahr immer noch unter den Pandemiebedingungen mit allerlei Restriktionen behaftet stattfinden konnten, hinterließen beim Besucher einen heftigen, tiefen und bleibenden Eindruck. Richard Wagner schuf ein Haus, einen Saal, einen Orchestergraben und eine Bühne, die genau dieses beabsichtigte. Es gelang ihm in beeindruckender, ja überwältigender Weise einen Klang zu zaubern, der jede Mühe lohnt und der seines Gleichen sucht. Zwei IOCO Korrespondenten (Dr. Julian Führer und Patrik Klein) waren in diesem besonderen Jahr angereist, um sich vom Sog der Faszination der Werke Richard Wagners mitreißen zu lassen und über ihre Eindrücke von jeweils drei Produktionen zu berichten.
Der Sommer 2021 stand unter dem noch währenden Einfluss einer langsam abklingenden Pandemie mit all ihren Facetten. Fielen im letzten Jahr die Bayreuther Festspiele ersatzlos aus, so ging man in diesem Jahr ein volles Risiko ein und proklamierte im Frühjahr die Festspiele „Light“ für die wagnerbesessenen und nach Musik und Kunst des Meisters lechzenden Gäste aus Nah und Fern.
Neben einem ausgeklügelten Hygienekonzept (FFP2-Maskenpflicht auf dem Festspielgelände und im Festspielhaus, Nachweis eines Schnelltests oder vollständige Impfung etc.) und Reduzierung der Gästezahlen auf 900 Besucher*innen, wurde in den Wochen vor der Eröffnungspremiere am 25. Juli, die u.a. eine Neuproduktion des „Fliegenden Holländers“ bescherte, fleißig unter vielen Restriktionen und Auflagen geprobt und alles für einen reibungslosen Ablauf dieser so besonderen Festspiele getan.
Neben der Neuproduktion Der fliegende Holländer mit der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv, der ersten Frau am Pult seit 145 Jahren in Bayreuth, unter der Regie vom aus Moskau stammenden wagnererfahrenen Dmitri Tcherniakov sowie der Lettin Asmik Grigorian und dem Schweden John Lundgren in den Hauptrollen, waren Wiederaufnahmen der Produktionen Die Meistersinger von Nürnberg (unter nahezu gleicher Besetzung wie in den vorangegangenen Jahren) und Tannhäuser (auch hier nur mit einigen Änderungen gegenüber der Besetzung in 2019, so zum Beispiel mit Axel Kober am Pult und der damals vorgesehenen, aber verunfallten Venus von Ekaterina Gubanova) geplant.
In der Festspielsaison 2021 erschien erneut eine Produktion im Rahmen des Projektes „Wagner für Kinder“ mit einer eigens erstellten Fassung von Wagners „Tristan und Isolde“ mit Stephen Gould und Kelly God in den Titelrollen.
Eine Besonderheit der diesjährigen Festspiele sind zwei Konzerte unter der musikalischen Leitung von Andris Nelsons (mit dem ersten Aufzug "Die Walküre" und Auszügen aus Lohengrin, Parsifal sowie Götterdämmerung) einerseits und ein Konzert unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann (mit einer konzertanten Aufführung des Parsifal mit Stephen Gould in der Titelpartie) andererseits.
Ein weiteres multimediales Projekt der Festspiele war der „Ring 20.21“. Es besteht aus drei Aufführungen der „Walküre“ im Festspielhaus (am Pult hierbei der für die ursprünglich szenische Neuauflage des Ringes vorgesehene finnische Dirigent Pietari Inkinen; für die szenischen Komponenten stand der österreichische Aktionskünstler Hermann Nitsch).
Diese drei Aufführungen wurden ergänzt durch Auftragswerke in verschiedenen Kunstrichtungen, die alle Teile des „Ring des Nibelungen“ beinhalten oder neuartig erlebbar machen sollen. Ein Musiktheater zu „Das Rheingold - Immer noch Loge” eröffnete im Festspielpark mit einer Komposition von Gordon Kampe nach dem Libretto von Paulus Hochgatterer, inszeniert und mit Puppen realisiert von Nikolaus Habjan.
In einer multimedialen Arbeit von Jay Scheib konnte sich der Zuschauer und auch der Autor dieser Zeilen mit Virtual Reality Brille in „Siegfried“ hineinversetzen. Bei dieser aufregenden Animation war man leicht dazu geneigt, sich den Ring und den Schatz zu greifen und auf eine Karibikinsel zu fliehen.
Schließlich rundete eine Installation der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota im Festspielpark mit einem Kunstwerk zu „Götterdämmerung“ den Zyklus ab.
Diese unter den gegebenen Randbedingungen entstandenen Festspiele in 2021 veränderten auch die Teilnahme von IOCO. Statt jede Produktion einem IOCO Korrespondenten zuzuordnen, nahmen an den Festspielen dieses Mal Dr. Julian Führer und Patrik Klein teil, die sich die verschiedenen Aufführungen bzw. Events aufteilten und sich den notwendigen Restriktionen unterordneten.
Tannhäuser – Eine Wiederaufnahme aus 2019 Tobias Kratzers furiose Deutung mit Witz und Tiefgang
Vor zwei Jahren hatte Kratzers Sichtweise des Tannhäuser auf dem Grünen Hügel eine viel beachtete Premiere und wurde von
IOCO ausführlich besprochen:, link HIER!Berechtigterweise dann heuer die Frage: Was ist neu und/oder anders in diesem besonderen Festspieljahr 2021?
Da ist zunächst die Besetzung in einigen Partien verändert. Landgraf Hermann wurde gegeben vom erfahrenen Bass Günther Groissböck, Walther von der Vogelweide vom dänischen Tenor Magnus Vigilius, Biterolf vom isländischen Bariton Olafur Sigurdarson und die Venus von der ursprünglich 2019 vorgesehenen Mezzosopranistin Ekaterina Gubanova, welche bekanntermaßen damals bei den Proben verunfallte und nun endlich ihr Debüt in dieser Rolle in Bayreuth feiern konnte. Der Tänzer Kyle Patrick musste ferner die Drag Queen Le Gateau Chocolat ersetzen, da der Künstler der Premiere nicht aus England ausreisen durfte. Am Pult stand statt Valery Gergiev der erfahren routinierte Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein, Axel Kober. Ansonsten war die Oper mit Regieteam und Sänger*innen aus 2019 ebenso exzellent besetzt.
Eine Besonderheit, die der noch andauernden Pandemiesituation geschuldet ist, war die Tatsache, dass der rund 140 Personen starke Chor der Bayreuther Festspiele, der bei vielen Opern von Wagner eine Hauptrolle inne hat, gesplittet wurde in 70 stumme Akteure auf der Bühne und weitere 70 Sänger*innen, die im Probesaal des Chores in virengeschützten Kabinen sangen und deren Schallwellen per Lautsprecher ins Festspielhaus transferiert werden mussten. Das sah in manchen Chorszenen dann doch etwas ausgedünnt aus, klang aber überraschenderweise transparent und raumfüllend satt über die versteckten Lautsprecher und sichtbaren Monitore. Die stummen Akteure des Bühnenchores hatten viel geprobt und daher gelang auch die Lippensynchronität zur Liveeinspielung von Nebenan.
Regisseur Tobias Kratzer und sein Team (Rainer Sellmaier, Bühne und Kostüme; Reinhard Traub, Licht und Manuel Braun, Video) brachte erneut mit seiner sehr nahe an Wagners Text angesiedelten ironischen und damit distanziert grenzüberschreitenden, temporeichen, farbenfrohen, tiefsinnigen und mit Videosequenzen unterstrichenen Interpretation des Tannhäusers das Publikum zum Schmunzeln, zum Lachen und Staunen, hielt ihm humorvoll den Spiegel vor, ohne ins Triviale, Banale oder Oberflächliche abzugleiten. Wagners früh in seiner Revolutionszeit entstandenes Zitat "Frei im Wollen, frei im Thun, frei im Geniessen" stand immer wieder im Zentrum der Interpretation. Kratzer sah die Oper als ein Aufeinandertreffen zweier völlig verschiedener, aber zum Scheitern verurteilten Lebenskonzepte und Kunstformen, die Welt der anarchischen Venus mit einem tragi-komischen Tannhäuser im Horrorclownkostüm einerseits und die Welt der Hochkultur auf dem Bayreuther Festspielhügel mit dem einst aus dem Sängerensemble entlassenen und später zurückkehrenden Tannhäuser. Das Stück endete erlösungslos und tragisch.
Optisch gab es dann doch einige erneuerte bzw. ergänzte Szenen. Zum Beispiel die Fahrt des alten Citroen mit einem grünen Hasen auf dem Dach führte zwar wieder von der Wartburg durch die fränkische Provinz, diesmal jedoch statt an einer Biogasanlage an einer Corona Teststation im Zelt vorbei. Wie in der Realität wurde hier angespielt auf die besonderen, unangenehm aufwändigen Umstände, die auch die Mitwirkenden täglich auf dem Grünen Hügel erleben mussten. Eine auf das Auto geklebte grüne „TÜV-Plakette negativ“ beendete den notwendig-lästigen Vorgang.
Oder die mit schwarzem Humor behaftete Anspielung auf den Dirigenten im Premierenjahr 2019, Valery Gergiev, der Opfer beim mittlerweile berühmten Dirigentengang geworden war. Als damals bei der „Eroberung“ des Festspielhauses durch Venus, Oskar und Le Gateau Chocolat Christian Thielemann mit einem süßen Luftkuss der Dragqueen geehrt wurde, stand nun stattdessen ein Gergiev-Bild am Boden, das auf die künftige Präsentation lauerte, davor ein Zettel „Komme etwas später!“.
Musikalisch dann vieles vom Allerfeinsten: Düsseldorfs Generalmusikdirektor Axel Kober, der bereits häufig in Bayreuth dirigierte und daher bestens adaptiert war an die akustischen Verhältnisse im Graben und auf der Bühne, leitete die Aufführung mit großer Präzision, ließ die Farben der Partitur aufleuchten. Flirrende Streicherklänge und aufregende Spannungsbögen prägten das Hörerlebnis. Selbst mit den zugespielten Chören aus dem Chorsaal von nebenan klang die Vorstellung wie aus einem Guss. Auch die lyrischen Elemente besonders im dritten Aufzug gelangen ihm und den Spitzenmusikern im bestens aufgelegten Orchester der Bayreuther Festspiele mit emotionaler Leichtigkeit. Stephen Gould leistete in dieser Festspielsaison erneut ein großes Pensum. Seine stählerne und kraftvolle Spinto-Stimme wirkte fokussiert, durch Textverständlichkeit und Formgebung geprägt, absolut sauber und spielerisch leicht. Selbst im dritten Aufzug gelang ihm, da er seine Kräfte gut aufgeteilt hatte, die "Romerzählung" mit frischer, hoher Strahlkraft und feiner Diktion. Die russische Mezzosopranistin Ekaterina Gubanova sang und vor allem spielte die Rolle der "wieselflinken", oft komischen und geschmeidigen Venus mit körperlichem Einsatz, einer Brise Sexappeal und vor Allem einer superb geführten dunkel timbrierten Stimme. Mit scheinbar wenig Kraftaufwand gelang ihr der dynamische Bogen von der verliebten Verführerin bis zur aufbrausenden Matriarchin. Lise Davidsen, die 34jährige lyrisch-dramatische Sopranistin aus Norwegen sang die Partie der Elisabeth noch routinierter als vor zwei Jahren mit atemberaubender Leichtigkeit, sowohl mädchenhaftem Feingespür aber auch metallischem Glanz und dramatischen Ausbrüchen in den ihr mühelos geratenen Spitzentönen. Der österreichische Bass Günther Groissböck war an diesem Abend mit gediegener und großer dunkler, metallisch glänzender Stimme bei der Sache. Wuchtig und dennoch fein geführt mit genauer Phrasierung gestaltete er textverständlich den Führer des Landes, der seine Nichte dem hehrsten Sänger und Künstler verspricht.
Der aus dem Schwarzwald stammende Bariton Markus Eiche stellte geradezu eine Idealbesetzung des Wolframs dar. Sowohl die lyrischen, als auch die dramatischen Elemente beherrschte er wie kaum ein anderer. Besonders deutlich wurde dies im dritten Aufzug, als er im Clownkostüm mit Elisabeth schlief (sie hatte ihn im Gegensatz zu 2019 mit einem Fingerzeig ins Wohnmobil gelockt) und anschließend mit emotionaler Tiefe und feinster Stimme den Abendstern besang. Eine Sternstunde der Gesangskultur. Katharina Konradi, seit einigen Jahren bereits Ensemblemitglied und Publikumsliebling an der Staatsoper Hamburg, gestaltete ihren kurzen, aber bravourösen Auftritt als „Junger Hirt“, hier als fahrradfahrende Türsteherin mit strahlend klarer, feinst geführter Sopranstimme. Die Sängerschaft der Wartburg wurde gestaltet vom Bayreuthdebutanten Magnus Vigilius als Walther von der Vogelweide mit kraftvollem Tenor, Olafur Sigurdarsons Debut als Biterolf mit sicher geführter Baritonstimme, dem Spanier Jorge Rodriguez-Norton als Heinrich der Schreiber mit glänzender Tenorstimme und Wilhelm Schwinghammer als Reinmar von Zweter, der seinen tiefen Bass eindrucksvoll zur Geltung brachte.
Bereits nach den ersten beiden Aufzügen war das Publikum mit Beifallskundgebungen kaum zu bremsen, obwohl es keine Vorhänge gab. Am Ende dann großer Jubel mit Fußgetrampel, Bravorufen und verdientermaßen stürmischem Applaus für alle Beteiligten.
Die Walküre Hermann Nitsch bringt Farben ins Spiel
„wagner hat mich mein ganzes leben fasziniert. wegen dieser wunderbaren, schwelgerischen, sinnlichen musik, die den klang über die melodie hinaus zum blühen bringt. die kunst war schon in ihren ersten auftrittsformen mit dem kult, der religion und dem gesamtkunstwerk verbunden. und wagner ist der freileger des gesamtkunstwerks. er hat es zum aufleuchten gebracht.“ Hermann Nitsch über Richard Wagner
Man mag ja Kunstaktionen von Hermann Nitsch mittlerweile schon antiquiert finden; jedenfalls verließ man den Saal des Festspielhauses nach "Die Walküre" anders als man ihn betrat: als vormals gutgläubiger und aufgeschlossener Musikliebhaber, der sich dann doch stark beeindruckt sah von dem gewaltigen Farbenrausch der sichtbar gemachten Klänge von Wagners Werk.
Auch musikalisch kamen durch den für den Ring im kommenden Festspieljahr vorgesehenen Geiger und Dirigenten Pietari Inkinen neue Impulse und Klänge aus dem Graben des Festspielhauses. Der junge finnische Dirigent gilt eigentlich als ein Wunder an Energie: einige Jahre lang war er Chefdirigent gleich dreier wichtiger Orchester. Seit 2017 leitet er die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern, pendelt zum Japan Philharmonic Orchestra und den Prager Symphonikern. Heuer hatte er praktisch eine Generalprobe für seine Ringinterpretation im kommenden Jahr.
Im Vorfeld der Festspiele gab es noch einen weiteren Paukenschlag, als nach der Generalprobe der für den Göttervater auch im Ring 2022 vorgesehene österreichische Bass Günther Groissböck kurzerhand wegen Stimmproblemen hinschmiss. Nur wenige Stunden später hatte die Festspielleitung Tomasz Konieczny als Einspringer aus dem Hut gezogen.
Richard Wagners Werk Die Walküre wurde gegen seinen Willen am 26.6.1870 in München auf Geheiß des König Ludwig II uraufgeführt, der nicht auf die von Wagner geplante zyklische Aufführung in Bayreuth warten wollte.
Die Vorgeschichte oder das, was nach Rheingold passiert: Im Raum steht der von Urmutter Erda angekündigte Untergang der Götter. Der testosteron-gesteuerte Wotan löst das Problem auf seine Weise. Er versucht von Erda den genauen Ablauf der Götterdämmerung zu erfahren und zeugt nebenbei mit ihr neun Töchter, von denen Brünnhilde sich zu seiner Lieblingstochter entwickelt. Sie verbindet Erdas Weisheit mit Wotans Stärke. Da aber von Alberich Gefahr droht, macht sich Wotan als ewiger Wanderer (erkennbar an der aufgemalten Augenklappe) auf den Weg, gründet mit einer Menschenfrau eine neue Familie, die Wälsungen, die er nach der Geburt der Zwillinge Siegmund und Sieglinde verlässt. Schon früh werden die Zwillinge getrennt und wachsen in feindlichen Lagern auf. Sieglinde wird später an Hunding „verschachert“. Siegmund kann aus der Gefangenschaft fliehen.
Stefan Mickisch fasste in einem Vortrag den Inhalt des Werkes humorvoll und treffend zusammen: „Siegmund und Sieglinde verlieben sich ineinander. Siegmund zieht das Schwert aus der Esche. Wotan zerstreitet sich mit seiner Frau Fricka und muss Siegmunds Schwert mit seinem Speer zerbrechen und den Widersacher Hunding töten. Brünnhilde rettet Sieglinde. Dafür bestraft Wotan Brünnhilde mit magischem Schlaf“.
Das Orchester der Bayreuther Festspiele im Graben, die Gesangsprotagonist*innen in schwarzen Gewändern auf der Bühne eingebettet in eine zur Partitur passende Farborgie auf zunächst weißem Grund. Zehn Helferinnen und Helfer sorgten drei Aufzüge lang für eine Szene für Szene synchrone, emotionsgeladene neue optische Dimension der Walküre. Der kompletten Bühne wurde in jedem der drei Teile eine abgeschlossene Malaktion mit Unmengen von beschütteten Farben zugeordnet, mit dem Ziel, die Musik erleuchten zu lassen. Das Ganze war zum größten Teil exakt geplant, aber auch mit einer Portion Improvisation versehen.
Zunächst war die Bühne komplett weiß, nackt, lediglich drei Stühle standen darauf. Daneben jede Menge Farbeimer, Besen und Rührstäbe. Ein Verfolgter suchte im ersten Aufzug in Hundings Hütte Zuflucht. Die drei Solisten betraten schwarz gekleidet die Bühne. Zehn Malassistent*innen begannen sowohl auf dem Bühnenboden als auch vom oberen Ende der Prospekte Farbe zu schütten, zu spritzen und zu verteilen. Im begleitenden Unwetter materialisierten sich violette, grüne und dunkelblaue Töne. Hundings Frau Sieglinde versorgte den Fremden, der sich Wehwalt nannte. Der zurückkehrende Hausherr sah eine Ähnlichkeit zwischen seiner Gattin und dem Fremden. Dieser erklärte, dass er von seiner Zwillingsschwester gewaltsam getrennt wurde. Die Farben wandelten sich in helles, grelles und intensives Grün. Hunding erkannte seinen Sippenfeind und forderte ihn zum Zweikampf. Wehwalt erinnerte sich des väterlichen Versprechens, in großer Not werde ihm ein Schwert helfen. Stahlblau und mit Rottönen unterstrich Nitsch diese Szene. Mittlerweile machten sich die Farben auch als Gerüche im Saal breit. Sieglinde zeigte ihm das in der Esche steckende Schwert. Rötliche Farbspritzer nahmen in allen Facetten zu. Sieglinde schilderte, wie ein Unbekannter es dort hineinstieß. Bislang gelang es jedoch keinem der Männer das Schwert herauszuziehen. Die beiden Geschwister kamen sich näher und erkannten sich als solche. Im Angesicht der nahenden Blutschande wandelten sich die grünen Farben in ein sattes Rot mit orangefarbenen Elementen. Sieglinde gab Wehwalt seinen eigentlichen Namen, Siegmund, zurück. Dieser zog das Schwert Nothung aus dem Stamm. Die beiden Zwillingsgeschwister liebten sich. Rot dominierte und überdeckte alles.
Auf erneut zunächst nackter, aufgeräumter Bühne verlangte im zweiten Aufzug Wotan von Brünnhilde, im Zweikampf Siegmund zu unterstützen. Gelbe, grüne, rote, blaue und orange Farben wurden wieder von oben am Prospekt und unten auf dem Boden verteilt. Fricka jedoch forderte von ihrem Gatten die Bestrafung des geschwisterlichen Inzests. Siegmund sollte im Kampf mit Hunding sterben. Wotan willigte ein. Sein diplomatisches Unvermögen führte farblich zum erblassen und wandelte die Bühne in ein Todesschwarz. Unter Gewissensqualen befahl er Brünnhilde, an Hundings Seite zu kämpfen. Brünnhilde kündigte Siegmund seinen bevorstehenden Tod an. Grüne und gelbe Streifen erhellten das Schwarz. Platschgeräusche und intensive Farbgerüche gelangten an die Sinne. Als Siegmund erfuhr, er müsse in Walhall ohne die geliebte Sieglinde auskommen, lehnte er empört die Ehren Walhalls ab. Brünnhilde war von seiner Liebe so gerührt, dass sie doch an Siegmunds Seite kämpfen wollte. Das Farbspektrum nahm nun volle Ausmaße an. Zudem trugen vier Personen ein Kreuz herein, auf das sie eine weitere Person, die die Augen zugebunden hatte fixierten und kreuzigten. Wotan griff nun selbst in den Zweikampf ein und verhinderte Siegmunds Sieg. Er zerschlug Nothung. Siegmund starb durch Hundings Hand. Wotan beendete auch Hundings Leben. Die Walküre nahm die Schwertstücke und floh mit Sieglinde. Wotan setzte ihnen wütend nach. Die komplette Bühne und die gekreuzigte Person waren inzwischen in Blutrot getaucht.
Die Walküren versammelten sich im dritten Aufzug in gleicher Ausgangssituation wie in den vorangegangenen Teilen auf einer nackten, weißen Bühne. Brünnhilde kam mit Sieglinde hinzu. Sieglinde wollte sterben. Sie erfuhr von Brünnhilde, dass sie von ihrem Zwillingsbruder ein Kind in sich trägt. Sieglinde wollte nun doch am Leben bleiben. Brünnhilde nannte ihr den Namen Siegfried für das Neugeborene und übergab ihr die Trümmer des Schwertes. Die Walküre stellte sich dem wütenden Vater. Dieser bestrafte sie für die Missachtung seines Gebots. Er verbannte sie schlafend auf einen Felsen. Ein um den Felsen gelegter Feuerkreis sollte nur dem den Zutritt sichern, der Wotans Speer nicht fürchtet. Das Finale wurde unterlegt zum Einen mit einer erneuten Prozession mit einer bereits auf dem Kreuz fixierten Person, die einen Altargegenstand über dem Haupt hielt, und zum Anderen mit einer breiten Palette von leuchtenden Rottönen, die weniger des Göttervaters Gewalt spiegelten, sondern eher die versöhnlichen und hoffnungsvollen Elemente der abschließenden Akkorde begleiteten.
Nach den zum größten Teil verheerenden Kritiken nach der Premiere in Bezug auf das Dirigat von Pietari Inkinen, hatte man im ersten Aufzug zunächst noch den Eindruck, dass man „Die Walküre“ schon lebendiger, spannender, spritziger, dynamischer und aufregender gehört hatte. Nach dem zweiten Aufzug öffneten die Türschließer verdutzt und gestanden, dass die Öffnung eigentlich 12 Minuten später geplant war. Also hatte sich doch etwas im Graben getan. Und das hörte man. Die musikalische Spannung hatte durch Tempozunahme und stärkere Akzentuierung deutlich zugenommen. Die Blechbläser kamen kräftiger und metallischer, schöne lyrische Streicherbögen wurden aufgespannt und es leuchteten häufiger die Farben auch aus dem Graben. Bis zum Ring im kommenden Jahr dürfte der junge, noch bayreuthunerfahrene Finne seine Linie gefunden haben.
Von dem die Opernwelt polarisierenden Siegmund des Klaus Florian Vogt bekam man das, was man erwartete. Die einen bejubelten ihn als den wahren Heldentenor mit Statur, gutem Aussehen und stahlblauer Stimme. Die anderen sahen in ihm die aufgedrehte Stimme eines Knabentenors ohne Fundament und Tiefe. Gleichwohl klang sein Tenor in der Akustik des Festspielhauses tragend und höhensicher. Ihm zur Seite stand die noch am Vortage als Elisabeth triumphierende Sieglinde der Norwegerin Lise Davidsen. Auch an diesem Abend lieferte sie eine beachtliche stimmliche Leistung ab. Ausgestattet mit einem samtig dunklen Timbre und kraftvollen dramatischen Ausbrüchen gestaltete sie die Rolle souverän. Der Russe Dmitry Belosselskiy sang Hunding mit rabenschwarzem kraftvollen Bass auf feiner Linie, mit guter Textverständlichkeit und viel metallischem Glanz. Tomasz Konieczny rettete vor wenigen Tagen die Premiere und war für Günther Groissböck kurzfristig eingesprungen. Die Partie hatte er auswendig parat und er enttäuschte an diesem Abend nicht. Hochemotional, mit knarzend dunkler Färbung ausgestattet, legte er die Partie oft in die Nähe eines Telramund. Metallischer Glanz in der sicheren Höhe und eine um Linie bemühte Stimmführung machten seinen zwischen Liebe und Machtausübung schwankenden Göttervater glaubhaft. Wotans Gattin Fricka wurde gesungen von Christa Meyer, die einen sehr starken Eindruck machte an diesem Abend. Furchteinflößend mit sicherem Mezzosopran, der kraftvolle Höhe mühelos erreichte, wies sie textverständlich und mit schöner Färbung ihren Göttergatten in die Schranken. Die extrem bayreutherfahrene, routinierte Schwedin Iréne Theorin gab eine kraftvoll dramatische Brünnhilde und gefiel auch durch feine leise Töne. Die acht Walküren sangen präzise und harmonisch (Gerhilde: Daniela Köhler; Ortlinde: Brit-Tone Müllertz; Waltraute: Stephanie Houtzeel; Schwertleite: Christa Meyer; Helmwiege: Kelly God; Sigrune: Nana Dzidziguri; Grimgerde: Marie Henriette Reinhold und Rossweisse: Simone Schröder)
Das Publikum hatte es, als der Vorhang fiel, recht eilig den Saal zu verlassen. Es gab lediglich höflichen Applaus für den Dirigenten und alle Solist*innen, wobei Siegmund, Fricka und Sieglinde bejubelt wurden. Der Aktionskünstler Hermann Nitsch, mittlerweile 82 Jahre alt und am Stock gehend, wurde indes gnadenlos von vielen Besucher*innen ausgebuht. Man durfte sich fragen, ob angesichts dieses zu erwartenden Ereignisses auf der Bühne, manch ein Besucher seinen Anstand an der Garderobe abgegeben hatte.
Der fliegende Holländer - mit der ersten Dirigentin in Bayreuth Tcherniakovs überbordende Personenregie mit allerlei Ungereimtheiten
Ein besonderes Augenmerk fiel natürlich in diesem so anderen Festspieljahr auf die einzige szenische Neuproduktion eines Werkes von Richard Wagner. Bereits bei der vielbeachteten Eröffnung der Festspiele am 25.7.2021 gab es von den 911 Premierenbesucher*innen viel Applaus für die Musik und heftigen Widerspruch für die Szene.
Wenn am Ende der Oper eigentlich Sentas Amme Mary, aber in der Deutung der Regie die mutmaßliche Mutter derselben, mit einer doppelläufigen Schrotflinte dem Holländer den Garaus machte, dann hatte man musikalisch vom Allerfeinsten gehört und auch in einer funkensprühenden, ideenreichen Personenführung etliche Überraschungen erlebt. Ein schlüssiges Regiekonzept des "Fliegenden Holländers" suchte man jedoch vergeblich.
Sowohl der viel beschäftigte russische Regisseur Dmitri Tcherniakov, die bezaubernde litauische Sopranistin Asmik Grigorian als Senta, als auch die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv feierten ihre Debüts auf dem Grünen Hügel, letztere sogar als erste Frau am Pult überhaupt bei den Festspielen. Die bis 2020 amtierende Chefdirigentin des Opernhauses in Graz und davor Assistentin von Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper München wurde vor einigen Jahren bereits von Katharina Wagner verpflichtet und machte in den letzten Monaten keinen Hehl daraus, dass die größte Herausforderung ihrer bisherigen Karriere vor ihr lag, obwohl sie den Holländer bereits in Barcelona dirigiert hatte.
Richard Wagner schrieb die Oper unter dem Eindruck einer stürmischen Schiffsreise und verlegte die Handlung vom Kap der Guten Hoffnung in der Urfassung von 1841 nach Schottland, später dann nach Norwegen. Oft wird das Stück als sein Durchbruch zum eigenen Stil und zur Verwendung der Leitmotive angesehen. Die Oper wurde in ihrer Urfassung 1841 vollendet und am 2. Januar 1843 mit mäßigem Erfolg am Königlichen Hoftheater in Dresden uraufgeführt. Bereits nach vier Aufführungen wurde sie wieder vom Spielplan genommen. Im Jahr 1861 hat Wagner dann die Urfassung überarbeitet. Unter dem Einfluss seiner Tristankomposition stehend, überarbeitete er musikalisch insbesondere das Vorspiel und den Schluss. Hierin wird im Gegensatz zur ersten Komposition die Erlösung Sentas musikalisch deutlicher hervorgehoben.
So dachte Wagner sein Werk: Wegen eines Sturmes auf See muss Kapitän Daland eine sichere Bucht ansteuern. Dort erscheint das Schiff des Fliegenden Holländers, der dazu verdammt ist, ewig die Weltmeere zu befahren. Nur eine bedingungslos treu liebende Frau könnte ihn erlösen. Dalands zurückgezogen lebende Tochter Senta kennt die Geschichte des Holländers aus einer Ballade und sehnt sich nach etwas Unerhörtem und Unerlebtem.
Der russische Regisseur Dmitri Tcherniakov, der zugleich auch das Bühnenbild verantwortete, gilt als wagnererfahren. Seinen Berliner "Parsifal" und die Hamburger Produktion von Péter Eötvös´ "Senza Sangue" gepaart mit Béla Bartóks "Herzorg Blaubarts Burg" hatte man noch in bester Erinnerung. Seine Produktion von "Elektra" musste in Hamburg coronabedingt ausfallen und steht für 2022 auf dem Programm an der Elbe.
Tcherniakov (Bühne und Regie) und sein Team (Kostüme: Elena Zaytseva, Licht: Gleb Filshtinsky) erzählten das Drama in einer spießbürgerlichen Küstenkleinstadt in düsteren Bildern mit Szenen im Wirtshaus, auf dem Dorfplatz und zuletzt im und vor dem Wintergarten von Dalands Haus. Die zentrale Aussage und Annahme Tcherniakovs war die bereits im Vorspiel erkennbare Tatsache, dass der Holländer (H. genannt; auch für Hitler?) seine eigene Mutter, die von Daland als dessen Geliebte in den Freitod getrieben wurde, vom Galgen abschneiden musste, dadurch einen dauerhaften Schaden erlitt, der ihn in albtraumartigen Zuständen nach seiner damaligen Flucht, heute mit Racheabsichten wiederkehren ließ. Wer des Holländers Mutter war, blieb Tcherniakovs Geheimnis. Zudem konnte man im Laufe der drei Aufzüge auf die Idee gekommen sein, dass die Amme Mary mehr war als ihre eigentliche Aufgabe beinhaltete. Vermutlich war sie Sentas Mutter. Somit erschienen der Holländer und Senta zumindest als Stiefgeschwister. Dieser Umstand würde folgerichtig das Finale erklären, wo Mary ihre Tochter/Stieftochter Senta vor den Taten des Holländers bewahren wollte, der immerhin zuvor einige Dorfbewohner wahllos erschoss. Eine Frau rächte eine andere Frau. Diese Senta fiel ihr nach dem Mord lachend um den Hals, daneben der fassungslose Erik, der im Dunklen lauernde stumme Daland und im Hintergrund die abbrennenden Häuser der Stadt.
Diese sehr freie Ausgestaltung des wagnerschen Erstwerkes mit Leitmotivcharakter glänzte jedoch auch durch eine sehr detaillierte und handwerklich gut gemachte Personenführung und durch ein Potpourri an szenischen Einfällen. In den meist nächtlichen Szenen lugte omnipräsent eine überdimensionale Uhr hervor. Sei es in der ersten Szene, die in einer Kneipe ohne WiFi spielte, wo Daland mit seinen Saufkumpanen feierte und der dunkle, kahlköpfige Holländer sich mürrisch und stumm dazugesellte. Oder im zweiten Akt, wo die Spinnstube durch den Dorfplatz ersetzt wurde, die Damen mit Klappstühlen eine Chorprobe organisierten und Mary als Dirigentin fungierte. Das Finale der Oper entwickelte sich dann aus einem gemeinsamen Dinner im Wintergarten von Dalands Haus, wo die Situation zwischen Daland und Mary einerseits und Senta mit dem Holländer andererseits eskalierte und wenig später im Desaster endete.
Musikalisch gab es glücklicherweise viel Positives zu berichten. Oksana Lyniv legte ein fulminantes Debut auf dem Grünen Hügel hin. Sie bewies somit als erste Frau im Graben des Festspielhauses, dass sie mit den akustischen Besonderheiten zu recht kam und ihren persönlichen Stil der Interpretation der Musik umsetzen konnte. Mit ihrer Erfahrung und einer Portion Intuition gelang ihr eine mit Übersicht vorausschauende, temporeiche, dynamische und oft flirrend überquellende musikalische Gestaltung des Abends. Ihr strammes Dirigat geriet dadurch mit etwas weniger weichen Übergängen und kaum lyrischen Akzenten.
Auch der Chor klang deutlich besser, als man im Vorfeld erwarten konnte. Die 70 Choristen im Chorsaal wurden mit hinreichender Qualität ins Festspielhaus übertragen und die auf der Bühne agierenden "Sänger*innen" sangen und spielten lautlos mit recht synchronen Lippenbewegungen.
Das musikalische Highlight der Aufführung war zweifelfrei das Debut Asmik Grigorians als Senta. Sie spielte und sang sich in den Himmel des Operngenusses. Inhaltlich bediente sie das Klischee, dass sich eine Frau einmal im Leben in ein Bild verlieben muss. Musikalisch gesanglich kam ihre feinste, natürliche, nicht hochdramatische Sopranstimme mit den Schwierigkeiten dieser Partie spielerisch zu Recht. Die schwierige Tessitur mit großen Höhen und tiefen Registern sowie häufigen Registerwechseln meisterte sie authentisch und mit großer Hingabe. Die Textverständlichkeit war trotz ihrer noch geringen Deutschkenntnisse überraschend gut. Zum Ende der Aufführung ging sie bis an ihre körperliche, stimmliche Grenze und musste dennoch nur wenig forcieren. Großartig und ihr ebenbürtig sang ihr Vater Daland alias Georg Zeppenfeld. Technisch vom Allerfeinsten klang seine Stimme gewohnt souverän mit schlankem, tiefem Bassfundament, aber auch mit seinen so typisch metallisch glänzenden Obertönen. Phrasierung, Atmung und Gestaltung gelangen fehlerlos und nach wenigen Noten wusste der aufmerksame Zuhörer bereits, wer in der dunklen Maske steckte. Etwas statisch sein Spiel, was aber wiederum gut zu dem ihm zugeteilten Charakter passte. John Lundgrens als Holländer hatte dagegen dann doch etwas Mühe mit seiner schweren Partie. Sein Bass-Bariton klang zunächst aufregend mit dunkler Schwärze und gut geführtem Legato, ließ aber dann recht schnell erkennen, dass viel zusätzliche stimmliche Kraftanstrengungen notwendig waren, um die anfängliche Ansage zu halten. Im Laufe des Abends führte das zu kaum zu überhörenden Übersteuerungen der Stimme, die vielleicht auch seiner überstandenen Coronaerkrankung geschuldet waren. Ungewöhnlich für einen Erik sang und agierte der Amerikaner Eric Cutler, der alleine schon mit seiner großen Statur, dem oft als Schwächling dargestellten Jäger eine andere Dimension gab. Mit viel metallischem Klang in der Stimme und bei einer sicheren „italienisch“ gehaltenen Gestaltung auch in den höchsten Registern, fehlte jedoch oft die Textverständlichkeit. Marina Prudenskayas Mary geriet zu einem weiteren musikalischem Highlight des Abends. Mit ihrer wunderbar dunkel timbrierten Mezzosopranstimme gab sie der mutmaßlichen Frau Dalands farbenreichen und dramatischen Ausdruck passend zu dem ihr zugeordneten Dramenende. Attilo Glaser gab einen sicheren und soliden Steuermann.
Als der Vorhang nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten fiel, löste sich die Anspannung im Publikum angesichts des Erlebten mit großem Jubel für alle Beteiligten. Besonders und mit recht bedacht wurden die Dirigentin Oksana Lyniv und die Senta von Asmik Grigorian sowie der Chor und das Orchester der Bayreuther Festspiele.
Drei große Produktionen inklusive des Diskurs Ring 20.21 und die Kinderoper "Tristan und Isolde" in vier Tagen in Bayreuth zu besuchen, geriet unter diesen strengen Maßnahmen innerhalb des notwendigen Hygienekonzept zu einer körperlichen und geistigen Herausforderung, die man jedoch mit großer Demut und nach Wagners Motto "Frei im Wollen, Frei im Thun, Frei im Geniessen" gerne annahm. Die Staffelübergabe zum Bericht über die Kinderoper und die letzten drei Produktionen an Herrn Dr. Julian Führer erfolgte bei bester Laune und passend im Bayreuther Szene-Restaurant Oskar. Nächstes Jahr, so Gott will und die Pandemie es zulässt, kommt der neue Ring: Frei nach den drei Nornen in der Götterdämmerung "Wisst Ihr, wie das wird?"
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