Breitensee, Pfarrkirche St Laurentius, Geistliche lettische Musik - Unabhängigkeitskonzert, IOCO Kritik, 03.06.2021

Breitensee, Pfarrkirche St Laurentius, Geistliche lettische Musik - Unabhängigkeitskonzert, IOCO Kritik, 03.06.2021
Pfarrkirche St. Laurentius Breitensee bei Wien © Wikimedia Commons
Pfarrkirche St. Laurentius Breitensee bei Wien © Wikimedia Commons

Geistliche lettische Musik -  Zur Unabhängigkeit von Lettland

Konzert zu Ehren der Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik Lettland am 4. Mai 1990

von Marcus Haimerl

Anlässlich des 31. Jahrestages der Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik  Lettland (4. Mai 1990) und des 100. Jahrestages der diplomatischen Beziehungen zwischen Lettland und Österreich lud  i.E. Veronika Erte, österreichische Botschafterin der Republik Lettland zu einem Konzert geistlicher lettischer Musik in die Pfarrkirche St Laurentius,  in Breitensee bei Wien.

 Pfarrkirche St Laurentius / Geistliche lettische Musik _ hier vl Ilze Kroya, Botschafterin Veronika Erte, Monika Harrer (Pastoralassistentin), Helena Sorokina © Society / Pobaschnig
Pfarrkirche St Laurentius / Geistliche lettische Musik _ hier vl Ilze Kroya, Botschafterin Veronika Erte, Monika Harrer (Pastoralassistentin), Helena Sorokina © Society / Pobaschnig

Auf dem Programm standen Werke von Peteris Vasks (*1946), Bruno Skulte (1905-1976), Pauls Dambis (*1936), Helena Sorokina (*1989) und Imants Zemzaris (*1951).

Das Programm beinhaltete neben drei Orgelstücken auch gesungene Stücke, unter anderem ein Liedzyklus aus sechs Liedern, komponiert von der Mezzosopranistin Helena Sorokina, die neben der Organistin Ilze Kroja musikalisch den gesamten Abend bestritt.

Die drei Orgelstücke spannen einen emotionalen Erinnerungsbogen über die 31 Jahre zurück zur lang ersehnten Wiedererlangung der Unabhängigkeit der Republik Lettland. Neben der Republik Lettland feiern auch die Komponisten Jubiläen.

Ein Wechsel außerordentlicher Ernsthaftigkeit, Entschlossenheit und innerlicher Hoffnung erklingt im Te Deum Peteris Vasks, einem der bekanntesten lettischen Komponisten der Gegenwart, der heuer seinen 75. Geburtstag begeht.

Die Tokkata aus dem Jahr 1993 von Pauls Dambis, der mit 85 Jahren die älteste Komponistengeneration des Konzerts vertritt, strotzt vor Kraft und Zielstrebigkeit bis hin zu Pathos, kann aber auch durch die wiederkehrenden träumerischen Entwürfe bezaubern.

Ein Sommertag, vom Erwachen des Morgenwindes und den ersten Vogelstimmen bis hin zur Vielfarbigkeit des Mittags, majestätischer Wolkenlandschaft, aber auch ein inniger Ausdruck der menschlichen Seele ist erkennbar im sechsteiligen Zyklus aus dem Jahr 1986 unter dem Titel Pastoralen für die Sommerflöte (Pastorales vasaras flautai) in der minimalistischen Kompositionshandschrift von Imants Zemzaris, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert.

 Dom in Riga, Lettland, Kathedralkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands © Wikimedia Commons / Stuart Edwards
Dom in Riga, Lettland, Kathedralkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands © Wikimedia Commons / Stuart Edwards

Im Dom von Riga, Evangelisch-Lutherisch, Foto, die größte baltische Kirche, gelegen in Riga, der Haupstadt Lettlands ist die weltberühmte 4 manualige historische Walcherorgel Inspirationsquelle und gleichzeitig Klangideal vieler lettischer Komponisten. Diese Orgel findet auf wunderbare Weise einen Widerklang in dem späteren 2 manualigen Instrument der Pfarrkirche St. Laurentius, Foto oben.

Neben den drei Orgelwerken standen aber auch geistliche Lieder auf dem Programm. Der Glaube / Ticiba (Jänis Poruks), Der hohe Geist / Labais gars (Teodors Zeiferts) und Gebet der heiligen Nacht / Svetas nakts lugšana (Ingrida Viksne) des Komponisten Bruno Skulte (1905-1976). Sowohl das Ave Verum, als auch die zum Zyklus „Der Baum des Lebens" zusammengefassten sechs Gedichte Fricis Bärda aus der Gedichtsammlung „Lieder und Gebete an den Baum des Lebens aus den Jahren 1911 bis 1919 wurden von der Mezzosopranistin Helena Sorokina komponiert.

Ilze Kroja an der Orgel ist nicht nur eine herausragende Solistin, die alle drei Solostücke mit berührender Intensität interpretierte, sondern auch eine besonders einfühlsame Begleiterin der dargebotenen Gesangsstücke.

Helena Sorokina ließ ihren warmen, kräftigen Mezzosopran von der Empore erklingen und beinahe engelsgleich durch den Kirchenraum tragen. Aber nicht nur die großartige Gesangsleistung dieses Abends zeugte von ihrer Qualität als Musikerin. Besonders die von ihr vertonten Gedichte Das erste Grün (Pirmä zäle), Herr des Friedens (Miera Dievs), Im Gotteshaus (Dievnamä), Abendgebet eines kleinen Menschen (Maza cilveka vakara lügšana), Jeden Abend... (Ik vakaru…) und Das Gebet (Lügšana)zeugen von Musikalität, liegen zwischen Jugendkirchenliedern und Musical und bilden einen wunderschönen Abschluss eines beeindruckenden Konzerts, nachdem man sich gerne auch mit lettischen Komponisten näher auseinandersetzen möchte.

Das anwesende Publikum zeigte sich mehr als begeistert und dankte mit langanhaltendem Applaus.

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