Lübeck, Theater Lübeck, Night & Day - Up and down Broadway, IOCO Kritik, 21.05.2021

Lübeck, Theater Lübeck, Night & Day - Up and down Broadway, IOCO Kritik, 21.05.2021
Theater_luebeck.jpg

Theater Lübeck

Theater Lübeck © Olaf Malzahn
Theater Lübeck © Olaf Malzahn

Night & Day  - Up and down Broadway

 Michael Wallner -  nach  Musik und Songtexten von Cole Porter

von Sebastian Siercke

Das Theater Lübeck öffnete am 15. Mai 2021 auch wieder seine Tore für das Publikum. Nicht zaghaft, sondern selbstbewusst, sich der enormen Verantwortung bewusst.Lübeck ist angesichts niedriger Inzidenz einer der Standorte des Modellprojekts in Schleswig – Holstein, die Kultur wieder hautnah erlebbar machen. Die Vorgaben an Vorsicht sind streng; so streng wie dies notwendig ist, um uns allen einen unbeschwerten Abend zu ermöglichen.Bei der Beurteilung eines Bühnenstückes sollten die Intention des Regisseurs, des Intendanten, der Darsteller sehr im Fokus stehen. Verstehen diese aber auch die Intention des Publikums diese Vorstellung zu besuchen, ergründen und setzen sie die Bedürfnisse der Menschen um, dann ist das „ganz großes Kino“.

Night & Day - Up and down Broadway - nach Cole Porter Youtube Theater Lübeck [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

So war die Premiere von Night & Day federleicht und amüsant. Michael Wallners Night and Day hatte den Anspruch zu unterhalten. Kein Tiefgang, keine Auseinandersetzung mit der persönlichen Lebenswirklichkeit Porters war das Thema. Gestreift wurde seine Homosexualität, der zu der Zeit üblichen Beitrag der Mafia und auch die Aufgabe des Musicals, Zerstreuung zu bieten. Abgründe wurden erwähnt. Aber es ging auch nicht um die Abgründe der Gesellschaft, nicht um die Marter, die Homosexuelle damals besonders, heute teilweise noch immer erleben. Hier wollte niemand ein Drama auf die Bühne bringen. Das Geheiß der Stunde war: zu unterhalten, Leichtigkeit und Unbeschwertheit zu präsentieren: "Wer Goethes  Faust will, muss warten!"Am Theater Lübeck wurde die Geschichte einer Broadwayproduktion erzählt. Der erfolgsverwöhnte Produzent Bill de Bill will noch einmal eine große Show auf die Bühne bringen, bevor er in wenigen Tagen sterben muss. Das geht natürlich nicht ohne allerlei Zwischenfällen wie gebrochenen Beinen, alkohollädierten Hauptdarstellerinnen, aberwitzigen Probenpannen, einer obligatorischen Theaterpleite und vielerlei Amourösem am Rande. Zum Glück taucht plötzlich ein neuer Stern am Musicalhimmel auf, der die Show nicht durch ihr Talent, sonder auch durch eine massive Kapitalspritze rettet. Wer hätte es geahnt, daß es sich dabei um die verschollene Tochter des Produzenten handeln könnte?
Theater Lübeck / Night & Day - Up and down Boradway © Olaf Malzahn
Theater Lübeck / Night & Day - Up and down Boradway © Olaf Malzahn

Die Geschichte“, die Rahmenhandlung war vernachlässigenswert. Man konnte sich auch schwerlich daran erinnern, hatte man das Theater verlassen. Es gab keinen Anspruch, eine „Cole Porter Story“ zu präsentieren. Stattdessen hatten wir Nina Bülles, Lorena Mazuera Grisales und Marlou Düster auf der Bühne, die in Teils unvorteilhaften Kostümen eine tänzerische und schauspielerische Glanzleistung auf die Bretter brachten. Wir sahen und hörten „Opernstimmen“; Stimmen, die der süffisanten Leichtigkeit Porters manchmal etwas zu viel Schwere gaben. Denn wir kennen die Nummern, die hier zu einer Art Revue aneinandergereit waren, alle, füllen sie doch doch das Standardprogramm des „Great American songbook“, das von jedem der großen Entertainer und Entertainerinnen, Show- und Filmstars seit Jahrzehnten das Publikum in Begeisterung versetzt. Aber Daniel Schliewa als Cole, Sara Wortmann als Angel, Rudolf Katzer als Hermann und weitere Darsteller haben uns Leben eingehaucht. Dem Leben in dieser Pandemie! Sie haben in ihrer strahlenden Fröhlichkeit und Leichtigkeit das Publikum abgeholt und mitgenommen. Ich habe gelacht, mit den Füßen den Takt mit getrommelt, konnte mich nur schwer zurückhalten die „Gassenhauer“ mitzusingen.
Theater Lübeck / Night & Day - Up and down Boradway © Olaf Malzahn
Theater Lübeck / Night & Day - Up and down Boradway © Olaf Malzahn
Für knappe zwei Stunden haben sehr viele Menschen, auch sehr viele sehr junge Menschen, die Bürden und die Sorgen dieser Pandemie vergessen. Der Applaus war frenetisch. Zu Recht! Theater Lübeck: Du hast alles richtig gemacht! Wir sind alle schwach und leer nach den vielen Monaten der Pandemie. Ihr habt Funken gesprüht! Kleine Schwächen in Gesang, Kostümierung oder Story sind  vernachlässigenswert, denn da war ein beseeltes Publikum. Die Frage wer glückseliger war, das Publikum oder die Darsteller, die endlich wieder auf der Bühne standen, kann vortrefflich diskutiert werden!Mein Fazit: Endlich wieder: eine Bühne, die spielt, ein Land, das sich traut, Menschen, die wieder Kultur genießen können. Meine Besprechung wäre vielleicht wäre vielleicht ein wenig anders ausgefallen, hätten wir diese Pandemie nie erleben müssen. Heute ist sie einfach ein Lobgesang auf die Bretter des Theater Lübeck, die auch mir  die Welt bedeuten.Ich danke so dem Theater Lübeck, den Darsteller*innen und jenen, die dieses „Modellprojekt“ ermöglichten. Ihr habt  Kultur auf der Bühne wieder live erlebbar gemacht und uns so die Möglichkeit gegeben, sich damit wieder lebhaft und emotional  damit auseinander zu können.Night & Day - Up and down Broadway am Theater Lübeck;

die nächsten Vorstellungen 30.5.; 11.6.2021  -

KARTEN  -  Link HIER!

---| IOCO KritikTheater Lübeck |---

Read more

Hamburg, Staatsoper, DER FREISCHÜTZ - C. M. von Weber, IOCO

Hamburg, Staatsoper, DER FREISCHÜTZ - C. M. von Weber, IOCO

17. 11.  Premiere   Als zweite Premiere der Spielzeit 2024-25 stand an der Hamburgischen Staatsoper Carl Maria von Webers „Freischütz“ auf dem Programm, diese romantische deutsche Oper, welche Natürliches mit Übernatürlichem verbindet und welche so einige Opern-Hits aus dem Wunschkonzert beinhaltet. Die Erwartungen waren hoch, doch nach der sensationellen Saison-Eröffnungspremiere „Trionfi“

By Wolfgang Schmitt