Baden bei Wien, Stadttheater Baden, Der Zigeunerbaron - Johann Strauss, IOCO Kritik, 03.01.2019

Baden bei Wien, Stadttheater Baden, Der Zigeunerbaron - Johann Strauss, IOCO Kritik, 03.01.2019
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Bühne Baden

Baden bei Wien Stadttheater © IOCO
Baden bei Wien - Das Stadttheater am Abend © IOCO - Kultur im Netz

Der Zigeunerbaron – Johann Strauss Sohn

- Hommage an die ungarische Reichshälfte der k.u.k. Monarchie -

Von Marcus Haimerl

Der Walzerkönig Johann Strauss in Wien © IOCO
Der Walzerkönig Johann Strauss in Wien © IOCO

Eigentlich wollte Johann Strauss Sohn mit dem Zigeunerbaron die Hofoper erobern und obwohl das Werk durchaus Charakteristika einer Spieloper aufweist, fand die Uraufführung 1885 dann doch nur im Theater an der Wien statt. Eine zeitgenössische Karikatur mit der Überschrift „Strauß am Scheidewege“ zeigt den Komponisten mit einer Waage in einem Ballon über den Dächern von Wien. Der Librettist Ignaz Schnitzer und der Autor der zugrunde liegenden Novelle „Sáffi“, Mór Jókai, stehen vor dem Opernhaus, beobachten Strauss und unterhalten sich: „Vor lauter Hin- und Her-Balanciren ist der Waag‘ schon ganz schlecht. Jetzt bin ich nur neugierig, auf welcher Seite wir durchfallen werden.“

Der Zigeunerbaron -  Johann Strauss Youtube Trailer der Bühne Baden [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

Eine Sorge, welche das Regieduo Volker Wahl und Michaela Ronzoni offensichtlich nicht hatten; geht es doch, wie die beiden im Programmheft verrieten, eher darum zu zeigen, dass „ein Werben für den Krieg gleichsam ein Werben für den Tod“ ist. Ob die von Johann Strauss Sohn komponierte Musik und in Folge auch das Publikum eine solche Interpretation verträgt, schien nicht die erste Sorge von Wahl und Ronzoni gewesen zu sein.

Den „Gedanken eines Regieteams“ im Programmheft ist zu entnehmen, dass beiden auch bekannt ist, dass der Zigeunerbaron aus der Feder des Walzerkönigs ursprünglich nichts anderes war als eine „Hommage an die ungarische Reichshälfte der k.u.k. Monarchie“, in welcher das Militär keineswegs kritisiert wurde, sondern ganz im Gegenteil, eine herausragende Stellung innehatte. Von dieser Stellung blieb in der Badener Inszenierung leider nicht viel übrig.

Bühne Baden / Der Zigeunerbaron - hier: Regina Riel als Zigeunerin Saffi Czipra und Bea Robein als Czipra © Christina Husar
Bühne Baden / Der Zigeunerbaron - hier: Regina Riel als Zigeunerin Saffi Czipra und Bea Robein als Czipra © Christina Husar

Herausragend bleibt hier nur die sowohl stimmliche als auch darstellerisch bestechende Leistung des von Thomas Weinhappel mit großer Akkuratesse verkörperten Grafen Homonay, welcher hier einen Hauch von k.u.k. Monarchie versprühen darf. Mit seinem wohlklingenden Bariton lässt er auch das allzu plakative Totenkopf-Emblem mit Knochen und Skeletten an den Uniformen der Militärs einigermaßen vergessen. Als Indiana Jones des Rokoko“ sieht das Regieteam die Figur Barinkays, den Inhalt als eine Fantasy-Geschichte. Dies erklärt vermutlich auch die sehr eigentümlich anmutende Ausstattung von Stefanie Stuhldreier. Wenn Kostüme und Perücken sich nicht einfach nur mit Geschmacklosigkeit begnügen, erinnern sie an Figuren aus der Film-Serie Pirates of the Caribbean.

Bühne Baden / Der Zigeunerbaron - hier : Sébastien Soulès als Kálmán Zsupán und Thomas Weinhappel als Graf Homoway © Christina Husar
Bühne Baden / Der Zigeunerbaron - hier : Sébastien Soulès als Kálmán Zsupán und Thomas Weinhappel als Graf Homoway © Christina Husar

Glücklicherweise beweist auch das restliche Ensemble, wie lebendig Operette heute noch sein kann und bietet dem Publikum musikalische Höchstleistungen. Bea Robein ist nicht nur stimmlich herausragend, sondern auch eine hervorragende Darstellerin der Czipra. Als Sándor Barinkay kehrte der ehemalige Hausherr Sebastian Reinthaller mit frischem, höhensicherem Tenor auf die Bühne der Bühne Baden zurück. Regina Schörg, der ihre Mirabella mit viel Witz und leidenschaftlicher Darstellung außerordentlich glückt, weiß das Publikum ebenso zu überzeugen wie Sébastien Soulès als Schweinezüchter Kálmán Zsupán mit schöner, sonorer Stimme. Vor einem Monat reüssierte der französische Bass-Bariton noch als Don Pizzaro in Beethovens Fidelio in Baden, aktuell darf er auch Humor zeigen.

Bühne Baden / Der Zigeunerbaron - hier : Ensemble © Christina Husar
Bühne Baden / Der Zigeunerbaron - hier : Ensemble © Christina Husar

Regina Riel gewinnt mit ihrem kräftigen Sopran und schöner, breiter Mittellage als Zigeunerin Saffi ihren Sándor Barinkay. Als Buffo-Paar bestechen Alice Waginger als Arsena mit wunderbaren Koloraturen und einer besonderen Portion Humor und Mahdi Niakan, als liebenswertes Muttersöhnchen Ottokar. Eine ebenso großartige Leistung erlebt man auch von Thomas Zisterer als königlicher Komissär Conte Carnero. Aufhorchen ließ auch der junge albanische Bariton Branimir Agovi als Zigeuner Pali und Eugen, dem Assistent Conte Carneros.

Das Orchester unter Franz Josef Breznik, der Chor und das Ballett der Bühne Baden liefern sehr gute Leistungen und machen gemeinsam mit dem gesamten Ensemble aus einer halbherzigen Inszenierung mit moralischer Keule des Regieteams, doch noch eine herzeigbare Operette.

Der Zigeunerbaron am Stadttheater Baden; weitere Vorstellungen 4.1.; 5.1.; 12.1.; 13.1.; 26.1.; 27.1.; 31.1.2019

---| IOCO Kritik Bühne Baden |---

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