Perpignan, Musée d`Art, Raoul Dufy - Maler des Fauvismus, IOCO Aktuell, 24.10.2018

Perpignan, Musée d`Art,  Raoul Dufy - Maler des Fauvismus, IOCO Aktuell, 24.10.2018
 Perpignan mit Blick auf die Cathedrale Saint-Jean Baptiste (links) und Le Castillet (Mitte) © Ville de Perpignan
Perpignan mit Blick auf die Cathedrale Saint-Jean Baptiste (links) und Le Castillet (Mitte) © Ville de Perpignan

Musée d´Art Hyacinthe Rigaud

Musée d'Art Hyacinthe Rigaud -  Perpignan

Sonderausstellung Raoul Dufy - Les ateliers de Perpignan 1940-1950

Von Hanns Butterhof

Perpignan, Kapitale des Roussillon im Südosten Frankreichs, ist nicht nur die sympathische Stadt südlicher Lebendigkeit mit den meisten Sonnentagen im Land. Die Stadt, die einmal die Festlands-Hauptstadt des Königreichs Mallorca (1276 bis 1344) war, bewahrt ein reiches kulturelles Erbe an bildender Kunst, das vor allem im Städtischen Kunstmuseum, dem Musée d'Art Hyacinthe Rigaud, bewahrt wird.

 Musée d'Art Hyacinthe Rigaud © Musée d'Art Hyacinthe Rigaud
Musée d'Art Hyacinthe Rigaud © Musée d'Art Hyacinthe Rigaud

Namensgeber ist mit Hyacinthe Rigaud (1659 – 1743) der bedeutendste in Perpignan geborene Maler; sein Portrait des Sonnenkönigs Ludwig XIV. im Krönungsornat prägt dessen Bild bis heute. Das 2017 nach drei Jahren der Renovierung wiedereröffnete Haus verbindet harmonisch die ehrwürdigen Stadtpaläste Hôtel Mailly und Hôtel Lazerme im historischen Zentrum. Neben der sehenswerten Dauerausstellung zur gotischen, barocken und Gegenwarts-Kunst Perpignans veranstaltet das Museum Sonderausstellungen, die einen deutlichen lokalen Bezug haben; spektakulär war die Ausstellung Picasso – Perpignan. Le cercle de l'intime 1953 – 1955, die 2017 prominent mit Pablo Picasso und seinem künstlerischen Werk im Freundeskreis von Perpignan die Wiedereröffnung feierte.

Die gegenwärtige Sonderausstellung Raoul Dufy. Les ateliers de Perpignan 1940 – 1950 gibt einen thematisch konzentrierten Überblick über die Arbeiten, die in den drei Ateliers Dufys in Perpignan entstanden sind. Raoul Dufy (1877 – 1953) war zu dieser Zeit einer der bekanntesten französischen Male aus dem Umkreis der Fauvisten, der auch einen Ruf als Zeichner, Illustrator von Büchern, Schöpfer von Keramiken und vor allem von Stoff- und Tapetenmustern hatte. Er hielt sich ab 1940 zur Behandlung seiner schmerzhaften Polyarthritis in Perpignan auf, wo er sich in die Hände des Doktors Pierre Nicolau begab.

 Musée d`art Perpignan / Hyacinthe Rigaud - Selbstbildnis © Musée d`art Perpignan
Musée d'Art Hyacinthe Rigaud / Hyacinthe Rigaud - Selbstbildnis © Musée d`Art Perpignan

Die Ausstellung, die eine bisher wenig beachtete Periode im Schaffen Dufys beleuchtet, beginnt entsprechend mit den persönlichen Beziehungen, die Dufy mit Dr. Nicolau, dessen Familie und dem sich bildenden Freundeskreis in Perpignan verband. Die Portraits des Kreises um die Familie Nicolau zeigen seinen charakteristischen Stil, die Formen in meist leuchtende Farbflächen mit großzügiger Strichführung einzuschreiben. Auffällig klar, fast im Stil von Kinderbuch-Illustrationen, finden sich hübsche kleine Aquarelle, die Dufy für die Kinder Dr. Nicolaus gemalt hat.

Die folgenden Säle sind den Ateliers gewidmet, die der Ausstellung den Titel geben. Auch hier dominiert die Farbe, meist ein leuchtendes Rot, die Formen, die wie unbeholfen eingefügt sind, eine leere Leinwand auf einer Staffelei etwa, vor der steif ein Modell liegt, oder eine nahezu surrealistisch schwebende Geige. Der Blick wird eher auf die hohen, geöffneten Fenster gelenkt, durch die Außenwelt in den Atelierraum dringt.

Tapisserie von Raoul Dufy © Hanns Butterhof
Tapisserie von Raoul Dufy © Hanns Butterhof

Vom Atelier in der rue de l'Ange sieht Dufy auch auf das Treiben auf dem davor liegenden Aragò-Platz, wo er etwa den Karneval beobachtet. Auch hier interessieren ihn nur die farbigen Tupfer der Personen in der Fläche, wo die Farben ihr eigenes Leben gegenüber den Objekten behaupten. Räumlichkeit und vor allem Atmosphäre fehlen ganz wie auch auf den dekorativen Aquarellen von bunten Blumen-Arrangements mit Anemonen, Tulpen oder Rosen.

Die Landschaften, die einen weiteren Saal füllen, zeigen teils Gegenden des Roussillon von hohem Wiedererkennungswert wie die Bucht von Collioure, die von fast keinem Maler von Rang nicht gemalt wurde, teils typische, nicht zwingend lokalisierbare Plätze. So licht die Palette Dufys ist, so auffällig ist das Fehlen des intensiven mediterranen Lichts, das so viele andere Maler inspiriert hat.

Die überzeugendsten Exponate der Ausstellung sind zwei Wandteppiche in ihrer dichten farblichen und figürlichen Fülle sowie zwei Tusche-Zeichnungen, die in ihrer einfachen souveränen Klarheit ohne jede Spaltung zwischen der Farbe und Form den Meister verraten.

Die interessante Ausstellung Raoul Dufy. Les ateliers de Perpignan 1940 – 1950 ist noch bis 4.11.2018 im Musée d'Art Hyacinthe Rigaud, 21 rue Mailly, F 66000 Perpignan, zu sehen. Weitere Informationen unter www.musee-rigaud.fr

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