Münster, Theater Münster, Falsch - Schauspiel von Lot Vekemans, IOCO Kritik, 23.01.2018

Münster, Theater Münster, Falsch - Schauspiel von Lot  Vekemans, IOCO Kritik, 23.01.2018
theater_muenster_logo_50

Theater Münster

Theater Münster © Rüdiger Wölk
Theater Münster © Rüdiger Wölk

 Falsch  von Lot  Vekemans

Richtig oder falsch:  Nur eine Frage der Wahrnehmung?

Von Hanns Butterhof

Auf der kleinsten Bühne des Theaters Münster, dem U2, erlebte Falsch, ein Stück der niederländischen Autorin Lot Vekemans, eine spannende deutsche Erstaufführung. In dem Kammerspiel um einen tödlichen Verkehrsunfall mit ein bisschen viel Biologie fesseln vor allem die drei Schauspieler.

Theater Münster / FALSCH - Schauspiel von Lot Vekemans © Oliver Berg
Theater Münster / FALSCH - Schauspiel von Lot Vekemans © Oliver Berg

Regisseur Frank Behnke spielt mit der Vorstellungskraft des Publikums und der These des Stücks, dass richtig und falsch eine Frage der Wahrnehmung seien: In den weißen Zellen einer Polizeistation, deren Boden und Wände wie mit einem Spinnennetz überzogenen sind, sind drei Personen eingeschlossen (Ausstattung: Christine von Bernstein), zwei Frauen in der einen, ein Mann in der anderen. Obwohl fast immer alle in dem einzigen Raum der Bühne sind, macht das bloße Verlöschen des Bühnenlichts als Signal glaubhaft, dass eine zweite Zelle existiert. Wer von den Akteuren dann gerade nicht gefordert ist, entzieht sich unauffällig der Aufmerksamkeit.

In der Zelle mit den Frauen geht es um die Aufklärung eines tödlichen Verkehrsunfalls. Es sind zwei sehr unterschiedliche Schwestern, die an dem Unfall beteiligt sein sollen. Katharina, genannt Kat (Carola von Seckendorff), ist eine rothaarige, dunkel gekleidete Schauspielerin mit hohem Wahrhaftigkeitsanspruch. Celia, genannt Sis (Ulrike Knobloch), ist eine elegante, blonde Celebrity, wie sie vom Fernsehen als geschwätzige Moderatoren hervorgebracht werden.

Celia behauptet, mit der schlafenden Kat auf dem Heimweg erst an einen Pfosten und nach Besichtigung des Schadens weitergefahren zu sein. Der Versuch, eine gemeinsame Verteidigungslinie aufzubauen, offenbart nicht nur, dass Sis' Darstellung nicht richtig sein könnte. Vor allem wird deutlich, wie falsch das geschwisterliches Getue und wie abgrundtief die Verachtung der Schwestern für einander ist. Kat hält Sis die Nichtigkeit ihrer beruflichen und privaten Existenz vor, Sis keilt mit Kats Alkoholismus und beruflichem Abstieg zurück. Carola von Seckendorff und Ulrike Knobloch lassen fesselnd die Fetzen fliegen, und spannender als die Aufklärung des Unfallhergangs ist die Frage, zu welchen Gemeinheiten die Schwestern gegenseitig noch fähig sind.

Theater Münster / FALSCH - Schauspiel von Lot Vekemans hier Trügerische Geschwisterliebe © Oliver Berg
Theater Münster / FALSCH - Schauspiel von Lot Vekemans hier Trügerische Geschwisterliebe © Oliver Berg

Bálint Tóth als der Mann in der anderen Zelle hat eine entschieden glanzlosere Rolle. Über mehrere Szenen muss er biologische Erkenntnisse in eine unsichtbare Überwachungskamera hineinsprechen, bevor er als Zeuge des Unfalls im Gespräch mit den Frauen zweifelsfrei die Schuldfrage klärt. Dafür wird er spektakulär von den dabei wieder einigen Schwestern brutal zusammengetreten.

In dem kammerspielartigen Stück fesseln Carola von Seckendorff, Ulrike Knobloch und Bálint Tóth mehr als die nicht schlüssig in das Stück integrierte Biologie. Der begeisterte Beifall des Premierenpublikums galt den Schauspielern wie auch dem Regisseur Frank Behnke.

Falsch am Theater Münster: Der nächste Termin :29.1.2018, 19.30 Uhr im U2

---| IOCO Kritik Theater Münster |---