Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, 2017/18: - 280 Vorstellungen - Reiche Kontraste, IOCO Aktuell, 06.05.2017

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, 2017/18: - 280 Vorstellungen - Reiche Kontraste, IOCO Aktuell, 06.05.2017

Deutsche Oper am Rhein

Deutsche Oper am Rhein / Oper am Rhein fuer alle Opernhaus © Hans Joerg Michel - www.foto-drama.de
Deutsche Oper am Rhein / Opernhaus © Hans Joerg Michel - www.foto-drama.de

19 Premieren - Große Kontraste - Jugendfocus

Rheinoper Duesseldorf / Intendant Christoph Meyer © Susanne Diesner
Rheinoper Duesseldorf / Intendant Christoph Meyer © Susanne Diesner

Die Deutsche Oper am Rhein ist eine Theatergemeinschaft; Spielstätten sind das Opernhaus Düsseldorf (1.342 Plätze) und das Theater Duisburg (1.079 Plätze). Mit über 280 Vorstellungen, 240.000 jährlichen Besuchern, 172.000 in Düsseldorf und 68.000 in Duisburg ist die Rheinoper seit vielen Jahren zentraler Kulturträger der Region. Rund 600 Beschäftigte, ein starkes Sängerensemble und die prämierte Tanzcompagnie Ballett am Rhein bilden die Grundlage für das reiche Kulturangebot der Rheinoper. Der Etat der Rheinoper beträgt €48 Mio., €38,5 Mio Zuschüsse kommen von Stadt und Land (Düsseldorf €27 Mio, Duisburg €9,6 Mio, NRW € 1,8 Mio). Intendant Christoph Meyer leitet das Haus seit 2009.

Mit sieben Opernproduktionen und fünf neuen Ballettprogrammen setzt die Deutsche Oper am Rhein die großen Akzente in der Spielzeit 2017/18. 19 Premieren und über 280 Vorstellungen in Düsseldorf und Duisburg bilden spannungsreiche Kontraste zwischen Schlüsselwerken des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, zeitgenössischen Stücken und Uraufführungen.

Oper am Rhein

Nach langer Vorbereitung wird die Neuinszenierung von Richard Wagners Der Ring des Nibelungen jetzt konkret: Dem Auftakt mit Das Rheingold (Premiere 4.11.2017 in Duisburg) lässt die Deutsche Oper am Rhein in der Regie von  Dietrich W. Hilsdorf Die Walküre (Premieren 28.1.2017 Düsseldorf, 31.5.2018 Duisburg), Siegfried (Premiere 7.4.2018 Düsseldorf, 26.1.2019 Duisburg) und, erst 2018/19, die Götterdämmerung (27.10.2018 Düsseldorf, 5.5.2019 Duisburg) folgen. Generalmusik­direktor Axel Kober – regelmäßiger Gast bei den Bayreuther Festspielen – erarbeitet den neuen „Ring am Rhein“ mit beiden Orches­tern, den Düsseldorfer Sym­pho­­nikern und den Duisburger Philharmonikern, so dass Der Ring mit unterschied­lichen Sängerbesetzun­gen bis zum Sommer 2019 sowohl im Opernhaus Düsseldorf als auch im Theater Duisburg zur Aufführung kommt.

Rheinoper Duesseldorf / GMD Axel Kober © Susanne Diesner
Rheinoper Duesseldorf / GMD Axel Kober © Susanne Diesner

Ganz bewusst stellt Generalintendant Christoph Meyer dem Opus summum des 19. Jahrhunderts ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts gegenüber: Regiestar Stefan Herheim bringt Alban Bergs Wozzeck in Düsseldorf auf die Bühne, Premiere 20.10.2017. Der Norweger, der inzwischen drei Mal zum Opernregisseur des Jahres gekürt wurde und in Düsseldorf bereits mit seiner Inszenierung von Händels Xerxes begeisterte, setzt das um Verbrechen, Schuld und Strafe kreisende Drama mit erstklassigen Solisten wie Bo Skovhus (Wozzeck), Camilla Nylund (Marie), Matthias Klink (Hauptmann) sowie Corby Welch (Tambour­major) und Sami Luttinen (Doktor) unter der musikalischen Leitung von Axel Kober in Szene.

Rheinoper Duesseldorf / Don Pasquale © Hans Joerg Michel
Rheinoper Duesseldorf / Don Pasquale © Hans Joerg Michel

Im Zentrum des italienischen Opernrepertoires der kommenden Spielzeit steht die Neuproduktion von Gaetano Donizettis Maria Stuarda (Premiere 15.12.2017 in Duisburg) durch den flämischen Regisseur Guy Joosten, der sich damit nach Verdis Don Carlo erneut dem historischen Stoff eines Schiller-Dramas widmet. Musikalisch geleitet von Lukas Beikircher geben Olesya Golovneva (Maria Stuarda) und Sarah Ferede (Elisabetta I.) ihre Rollendebüts im Machtkampf der englischen Königin und ihrer schottischen Halbschwester. Puccinis Madama Butterfly (Regie: Joan Anton Rechi) kommt nach ihrer erfolgreichen Premiere in Duisburg am 18.11.2017 auf die Düsseldorfer Bühne, während Donizettis Don Pasquale, die Opernstar Rolando Villazón gerade in Düsseldorf in Szene setzt, in der kommenden Spielzeit erstmals in Duisburg zu erleben ist, Premiere 22.2.2018.

 Rheinoper Duesseldorf / Die Zauberfloete © Hans Joerg Michel
Rheinoper Duesseldorf / Die Zauberfloete © Hans Joerg Michel

Nach der Kult-Inszenierung von Mozarts Zauberflöte präsentieren die Bilderzauberer der britischen Theater­gruppe „1927“ ihre zweite Opernproduktion: Mit Petruschka von Igor Strawinsky und L’Enfant et les Sortilèges von Maurice Ravel haben sie zwei Werke gewählt, die ihren Ursprung im Paris des frühen 20. Jahr­hunderts haben und sich für das einzigartige Zusammenspiel von Animation und live agierenden Darstellern bestens eignen. Marc Piollet übernimmt die musikalische Leitung.

Mit der Plattform Regie bietet die Deutsche Oper am Rhein ihren Spielleitern und Nachwuchsdirigenten ein Experimentierfeld zur Auseinandersetzung mit kaum bekannten Opernraritäten: Kinga Szilágyi und Volker Böhm präsentieren zwei Einakter aus verschiedenen Stilepochen, die auf antiken Stoffen basieren und von Irrwegen der Liebe handeln: Pygmalion, Premiere 22.4.2018 in Duisburg, das erste Bühnenwerk des späteren Belcanto-Meisters Gaetano Donizetti trifft auf Bohuslav Martinu klangmächtigen Einakter Ariadne. Ville Enckelmann und Jesse Wong dirigieren die Duisburger Philharmoniker.

Aus dem Opernrepertoire von 30 Werken stechen in dieser Spielzeit zwei Stücke ganz besonders hervor: Stilbildend waren die Inszenierungen und Bühnenbilder von Jean-Pierre Ponnelle, der mit über 300 Produk­tionen Operngeschichte geschrieben hat. Eine von ihnen, Gioacchino Rossinis Komödie La Cenerentola, (WA 17.9.2017 in Düsseldorf) befindet sich seit 1974 im Repertoire der Deutschen Oper am Rhein. Zwölf Jahre nach der  letzten Aufführung kehrt sie – liebevoll und detailgetreu aufbereitet – zum Saisonstart auf die Bühne des Düsseldorfer Opernhauses zurück. Benjamin Brittens Oper Peter Grimes, (WA 6.5.2018 in Duisburg, 29.6.2918 in Düsseldorf)) die 2009 die Intendanz von Christoph Meyer eröffnete, ist in der eindrucksvollen und vielbeachteten Inszenierung von Immo Karaman im Frühjahr 2018 erneut in Duisburg und Düsseldorf zu erleben.

Theater Duisburg © Hans Joerg Michel
Theater Duisburg © Hans Joerg Michel

Junge Oper am Rhein

Zwei Familienopern auf den großen Bühnen zeigen den hohen Stellenwert der Jungen Oper am Rhein:  Wäh­rend Oliver Knussens fantastische Familienoper Wo die wilden Kerle wohnen empfohlen ab 6 Jahren) in Düsseldorf zu sehen ist (Premiere 4.2.2018), kommt Gerald Reschs Oper Gullivers Reise (Premiere 3.10.2017 in Duisburg) empfohlen ab 8 Jahren) nach ihrer Uraufführung in Dortmund im Theater Duisburg auf die Bühne. Die Premiere ist der Höhepunkt des Maus-Türöffner-Tages am 3. Oktober: Malte Arkona gibt spannende Theater-Einblicke am bundesweiten Aktions­tag der Sendung mit der Maus. Der beliebte KiKA-Moderator und Pate der Jungen Oper am Rhein spielt auch die Hauptrolle im neuen „Opernbaukasten“: In Folge 3 lädt er mit Solisten aus dem Ensemble und großem Orchester zu einem witzig-turbulenten Streifzug durch die Welt der Oper ein.

Projekte, in denen sich Kinder und Jugend­liche künstlerisch-praktisch mit Oper und Ballett auseinander­setzen, sind ebenso wichtig wie die intensive Vermitt­lungs­arbeit der Jungen Oper am Rhein: Mit Workshops in Schulen, praxisorientierten Werkstätten, Patenprojekten oder Vorstellungs­besuchen mit den „Operntestern“ richtet sich das vielfältige Angebot an Kinder und ihre Familien, Schüler, Lehrer und junge Erwachsene.

Ballett am Rhein

Rheinoper Duesseldorf / BallettamRhein Compagnie © Gert Weigelt
Rheinoper Duesseldorf / BallettamRhein Compagnie © Gert Weigelt

Mit acht Uraufführungen und zehn Neueinstudierungen macht das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg neugierig auf die kommende Saison. Gleich zwei neue Kreationen präsentiert Martin Schläpfer mit seiner Choreographie Roses of Shadow zur Auftragskomposition von Adriana Hölszky und seiner Schwanensee - Interpretation. Erstmals erarbeitet der aus der Freien Tanzszene bekannte Choreograph Ben J. Riepe mit dem Ballett am Rhein ein Stück: Environment ist im Programm b.35 zu erleben – ebenso wie die Uraufführung Abendlied von Remus Sucheana (beide Premieren 27.4.2018 in Düsseldorf). Meisterwerke von George Balanchine, Jerome Robbins, Hans van Manen, Marco Goecke, Kurt Jooss und Ohad Naharin definieren überdies die Programme b.29 bis b.36.

Mit b.29 eröffnet am 23.9.2017 ein Programm in Düsseldorf die Ballettsaison, das in der vergangenen Spielzeit im Theater Duisburg für große Begeisterung sorgte: Mozartiana, das letzte große Werk von George Balanchine zur gleichna­mi­gen Suite von Peter I. Tschaikowsky, ist eine Hommage an die Schönheit des Tanzes. Dem gegenüber stellt Martin Schläpfer sein Konzert für Orchester zur gleichnamigen Komposition von Witold Lutoslawski. In rastloser Bewegung, getragen von äußerster Spannung und Kraft, spiegeln sich in seiner Choreographie Zerrbilder einer Welt, die aus den Fugen geraten scheint. Jerome Robbins The Concert ist eine hinreißend komische Liebeserklärung an den Tanz. Als groteske wie liebevolle Persiflage auf die Riten beim Besuch eines Konzerts und schonungsloser Blick auf alles, was bei einer Ballettauf­führung schief gehen kann, nimmt es Publikum wie Protagonisten gleichermaßen unter die Lupe. Mitakteur und einfühlsamer Pianist ist der israelische Künstler Matan Porat, die musikalische Leitung hat Wen-Pin Chien.

Rheinoper Duesseldorf / BallettamRhein Chef Martin Schlaepfer © Gert Weigelt
Rheinoper Duesseldorf / BallettamRhein Chef Martin Schlaepfer © Gert Weigelt

Die Duisburger Ballettsaison beginnt am 14.10.2017 mit einem abendfüllenden Stück, das Martin Schläpfer als letzte Neukreation der laufenden Spielzeit im Opernhaus Düsseldorf vorstellt: Petite Messe solennelle in b.32 zu Gioacchino Rossinis gleichnamiger Messe für vier Solisten, Chor, zwei Klaviere und Harmonium ist ein Alterswerk und eine Sakralmusik, die unverkennbar vom Einfallsreichtum und Stil des Opernkomponisten Rossini geprägt ist. Das Spannungsfeld zwischen den großen Fragen des Menschseins und den Irrsinnigkeiten der Opera buffa bereitet Schläpfers Tanzkunst einen reichen Boden für eine Uraufführung, mit der er auch seine Zusammen­arbeit mit Solisten und dem Chor der Deutschen Oper am Rhein fortsetzt, musikalische Leitung Gerhard Michalski. Reprisen in Düsseldorf ab 22.11.2017.

Rheinoper Duesseldorf / BallettamRhein - b.32 © Gert Weigelt
Rheinoper Duesseldorf / BallettamRhein - b.32 © Gert Weigelt

Als Fortsetzung der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Adriana Hölszky hat die Auftragskomposition und Uraufführung Roses of Shadow im Programm b.33 (Premiere Düsseldorf am 16.12.2017) für Martin Schläpfer ein besonderes Gewicht. Anders als bei DEEP FIELD erarbeiten beide dieses Mal bewusst kein abendfüllendes Stück, sondern ein kammermusika­lisch besetztes Format, das eine andere Seite der Komponistin zum Leuchten bringt und für Martin Schläpfer neue Kreationsräume öffnet. Der Duisburger Künstler Marcus Spyros Bertermann gestaltet Bühne und Kostüme, die musikalische Leitung hat erneut Wen-Pin Chien. Gerahmt wird die Uraufführung von zwei Klassikern der Moderne: Stravinsky Violin Concerto von George Balanchine und Polish Pieces von Hans van Manen.

b.34, Premiere am 2.2.2018 in Duisburg, spannt mit Schläpfers Appenzellertänze, Marco Goeckes Le Spectre de la Rose und Der Grüne Tisch von Kurt Jooss einen thematisch und stilistisch weiten Bogen. Die im Jahr 2000 für das ballettmainz kreierten Appenzellertänze zeichnen ein rührendes, aber auch bitterböses Bild über die Menschen und deren Bräuche in der hügeligen Gegend der Ostschweiz, in der Martin Schläpfer aufwuchs. Nach der legen­dären Vorlage von Mikhail Fokin gestaltete Marco Goecke 2009 seine eigene Version von Le Spectre de la Rose und schuf in der für ihn typischen vibrierenden Tanzsprache eine beeindruckende Neuinterpreta­tion. Zu den bedeutendsten und bühnenwirksamsten Meisterwerken des drama­tischen Tanztheaters zählt Der Grüne Tisch von Kurt Jooss – einstudiert vom Ballett am Rhein wurde es in der Spielzeit 2015/16 bereits im Düsseldorfer Opernhaus gefeiert und ist nun im Theater Duisburg zu erleben.

Als Programm mit zwei Uraufführungen und zudem als erste Zusammenarbeit mit einem Künstler, der bisher ausnahmslos in der Freien Tanzszene tätig war, zeigt sich b.35 Premiere 27.4.2018 in Düsseldorf, radikal gegenwärtig. Eröffnet wird es mit Decadance, einem Work in Progress, in dem der israelische Choreograph Ohad Naharin„Mr. Gaga“ – seit vielen Jahren mit Ballettcompagnien auf der ganzen Welt eigene Akzente in seiner berühmten Tanzsprache erarbeitet. Environment nennt Ben J. Riepe seine Uraufführung und betritt mit ihr erstmals den Boden einer klassischen Ballettcompagnie. Der für seine eigensinnige künstlerische Sprache zwischen Tanz, Performance und Bildender Kunst bekannte frühere Folkwang-Student widmet sich in seinem Werk den Grenzen und Möglich­kei­ten des Körpers und der polarisierenden Haltung zwischen „Körper-Haben“ und „Körper-Sein“. Mit Abendlied stellt Remus Cucheanc eine neue Kreation zu einem Trio von Franz Schubert vor. Nach seinem Concerto grosso Nr. 1 wählt er die intime Besetzung des Klaviertrios als musikalische Basis für ein Werk über Liebe und Vertrauen in einer durch Gewalt und Zerstörung geprägten Zeit.

Das berühmteste Ballett aller Zeiten kommt, endlich - spät, im Programm b.36 im Opernhaus Düsseldorf auch zur Aufführung, Premiere 8.6.2018: Schwanensee zur Musik von Peter I. Tschaikowsky unter der musikalischen Leitung von Axel Kober. Die Geschichte um den Prinzen Siegfried, der sich in die in einem bösen Zauber gefangene Schwanenkönigin Odette verliebt, hat seit ihrer Uraufführung 1877 am Moskauer Bolschoi-Theater zahlreiche Deutungen erfahren, als deren  Inbegriff bis heute Marius Petipas und Lew Iwanows legendäre St. Petersburger Choreographie aus dem Jahre 1895 gilt. Mit großer Spannung wird nun Martin Schläpfers eigene Interpretation mit dem Ballett am Rhein erwartet.

In der dritten Ausgabe der Plattform Choreographie Young Moves, Premiere 30.6.2018 in Duisburg, bekommen Nachwuchskünstler des Balletts am Rhein erneut Gelegenheit, eigene Stücke auf die Bühne zu bringen: Feline van Dijken, Sonia Dvorák, Virginia Segarra Vidal und Eric White präsentieren im Theater Duisburg in einer gemeinsamen Premiere zum Saisonabschluss ihre choreographische Kreativität.

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