Wien, Peterskirche, Oper in der Krypta - Holländer, IOCO Kritik, 02.05.2017

Wien, Peterskirche, Oper in der Krypta - Holländer, IOCO Kritik, 02.05.2017
 Peterskirche im 1. Bezirk von Wien © IOCO
Peterskirche im 1. Bezirk von Wien © IOCO

Wien Peterskirche - Oper in der Krypta

Der fliegende Holländer von Richard Wagner

Von Marcus Haimerl

Die Geschichte der Wiener Peterskirche reicht zurück bis in die römische Antike. Der Bau der Kirche begann 1701, unter Kaiser Leopold I.. Fertigstellung und Weihung der Peterskirche war 1733. Die Peterskirche war der erste Kuppelbau im barocken Wien. Seit 2014 finden in der Krypta der Peterskirche wunderbare Opernproduktionen statt.  80 Besucher sitzen dort in unmittelbarer Nähe der Sänger, immer mit dem intensiven Gefühl, Teil der Aufführung zu sein.

Einen lang gehegten Wunsch hat sich die Intendantin der Oper in der Krypta, Dorothée Stanglmayr, erfüllt und Richard Wagners Der fliegende Holländer auf die Bühne der Krypta in der Wiener Peterskirche gebracht. Den Anstoß dafür gab der bulgarische Bassbariton Apostol Milenkov der nicht nur die Titelpartie übernahm, sondern sich auch für die Regie verantwortlich zeigte.

Peterskirche Wien / Krypta - Solistenensemble - Der fliegende Hollaender © Marcus Haimerl
Peterskirche Wien / Krypta - Solistenensemble - Der fliegende Hollaender © Marcus Haimerl

Die sehr intensive Produktion kommt mit wenig Ausstattung aus. Projektionen einer stürmischen See oder des Schiffs des Holländers sorgen für die richtige Stimmung. Ein weißes Segel für Dalands Schiff, ein blutrotes für das Schiff des Holländers, ein paar Möbelstücke, mehr braucht es hier wirklich nicht um eine glaubhafte Umsetzung dieser Oper erleben zu können.

Die musikalische Leitung lag in den Händen der in Italien geborenen Rugiada Lee. Mit ihrem präzisen und leidenschaftlichen Klavierspiel zog sie das Publikum bereits bei der Ouvertüre in ihren Bann und hielt die Spannung bis zum Finale. Auch der Chor der Norweger ("Steuermann, lass die Wacht") und der Mannschaft des Holländers ("Johohohe! ...") wurde so gut am Klavier gespielt, dass hier keine Wünsche offenblieben.

 Peterskirche Wien / Apostol Milenkov - Hollaender © Marcus Haimerl
Peterskirche Wien / Apostol Milenkov - Hollaender © Marcus Haimerl

In der Partie des ruhelos herumirrenden Holländers konnte man den bulgarischen Bassbariton Apostol Milenkov erleben, welcher als Stammgast in der National Opera in Sofia und beim Open-Air Opernfestival in Varna bereits als Wotan (Die Walküre), Holländer (Der fliegende Holländer) und anderen großen Partien zu erleben war. In der Krypta präsentierte sich Apostol Milenkov als profunder Holländer mit wuchtigem Bass, kleinen Gesten und der notwendigen Düsternis in der Stimme die für diese Partie notwendig ist. Ihm ebenbürtig als Senta war Magdalena Renwart, Stipendiatin des Richard Wagner-Verbands Wien 2013, zu erleben. Mit ihrem jugendlich-hochdramatischen Sopran, Ihrer warmen Mittellage und der sicheren Höhe präsentierte sie eine glaubhafte Senta zwischen naivem Mädchen und selbstbestimmter Frau.

Die puertoricanische Mezzosopranistin Celia Sotomayor brilliert in der Partie der Mary. Auch sie verfügt über ein warmes Timbre und eine unglaublich kräftige Mittellage. Auch vermag Celia Sotomayor mit ihrem Spiel und ihrer Mimik die eher kleine Partie der Mary zu einer überzeugenden Hauptfigur zu erhöhen. Auch der junge, österreichische Bassbariton Sebastian Peissl konnte das Publikum in der Partie des Daland begeistern. Als Einspringer studierte er diese Partie vor der Premiere in nur 10 Tagen ein. Die von ihm erbrachte Leistung braucht den Vergleich mit vielen seiner Vorgänger dieser Partie nicht zu scheuen.

 Peterskirche Wien / Sergio Tallo-Torres - Steuermann © Marcus Haimerl
Peterskirche Wien / Sergio Tallo-Torres - Steuermann © Marcus Haimerl

Mit seiner klaren, kraftvollen Tenorstimme überzeugte der türkische Tenor Muratcan Atam in der Partie des Erik. Auch der spanische Haustenor der Krypta, Sergio Tallo-Torres, faszinierte das Publikum mit seiner stets zuverlässigen Leistung in der Partie des Steuermanns und zeichnete sich mit seinem schlanken, leicht metallischen Tenor für manchen Szenenapplaus verantwortlich. Eine besonders entzückende Idee, den Chor der Spinnerinnen ("Summ und brumm, du gutes Rädchen") durch den hauseigenen Kinderchor (Kinderchor St. Peter In höchsten Tönen!) singen und dabei stricken zu lassen. Am Ende viel Applaus und wohlverdienter Jubel seitens des Publikums dieser ausverkauften Vorstellung.