München, 70 Jahre Chor des Bayerischen Rundfunks, IOCO Aktuell, April 2016

München, 70 Jahre Chor des Bayerischen Rundfunks, IOCO Aktuell, April 2016
München / Chor Bayerischer Rundfunk © BR - Johannes Rodach
München / Chor des Bayerischen Rundfunk © BR - Johannes Rodach

 70 Jahre Chor des Bayrischen Rundfunk:  h-Moll Messe

In München gibt einen es erneut großen Anlass zum Feiern: Der international hoch geschätzte Chor des Bayerischen Rundfunks feierte am 22.4.2016 sein 70-jähriges Bestehen, feierlich, mit einem Jubiläumskonzert im Herkulessaal. Mit der wohl populärsten Komposition des 18. Jahrhunderts, der herrlichen, zwischen 1724 und 1745 entstandenen h-Moll Messe, in welcher der Protestant  Johann Sebastian Bach den gesamten lateinischen Messetext der katholischen Liturgie in 18 Chorsätzen und neun Arien komponierte.

Die Aufführung der h-Moll Messe fordert Künstler, ob Solisten, Chor oder Musiker an ihre Grenzen: Der Bassbariton muss in breiter Schwere singen, Koloraturen schweben über viele Takte durch Kirchenhimmel, der Chor muss in wechselnden Gruppen lange wie leuchtend mit  Trompeten,  Oboen und Streichern wetteifern.

“Nicht BACH – Meer sollt er heißen!” Ludwig van Beethoven

Hans Georg Nägelis, der die Partitur der h- Moll Messe Bachs 1811, 70 Jahre nach Bachs Tod, käuflich erwarb und als Verleger einen Erstdruck plante, rühmte sie als das größte musikalische Kunstwerk aller Zeiten und Völker. Aber die Veröffentlichung des Werkes war schwieriger als gedacht und erfolgte erst 1834 mit dem 1. Teil , Teil 2 erschien erst 1845. Heute ist dies grandiose Meisterwerk Bachs zu einem Mythos geworden, in allen Konzerthäusern, Kirchen, Stadthallen der Welt aufgeführt; teils in brillanter, aufrührender Qualität, teils mit viel  Mut und Besessenheit.

Der langjähriger Künstlerischer Leiter Peter Dijkstra dirigierte den Chor des Bayerischen Rundfunks begleitet von dem für historische Aufführungen erfahrenen Concerto Köln. Die h-Moll Messe erfordert neben den Solisten (Sopran Christina Landshammer, Mezzosopran Anke Vondung, Tenor Kenneth Tarver, und Bassbariton Andreas Wolf), einen vier-, fünf-, sechs- und achtstimmigen Chor. Für den präzise singenden und klingenden BR-Chor eine Herausforderung, die er mit vitaler Klangfülle meisterte. Sanft  führte Peter Dijkstra, bewährter Kenner der h-Moll Messe wie seines BR- Chores seine Sänger. Mächtige Chöre, zarte Musik- Abschnitte, komplexe Fugen und lyrische Arien. Das damalige moderne Barocke dringt triumphierend mit den Trompeten und Fanfaren durch. Moll als Zeichen der Trauer über die Sünden der Menschen und den Tod Jesus Christus. Tonwechsel im Gloria mit Pauken und Trompeten in strahlendem D-Dur, wird zur Freude gesungen. In den vokalen Durchführungen werden die Solisten von Instrumenten begleitet, die zunächst oft unabhängig aber im weiteren Verlauf  mit Chorstimmen und Solisten erklingen. Im Laudamus te die Violine, Im Domine Deus die Flöte, im Qui Sedes die Oboe d'amore, sowie dem Fagott und dem Jagdhorn. Besonders berührend das Agnus Dei, behutsam vorgetragen von der Mezzosopranistin Anke Vordung.

Die h-Moll Messe zum 70-jährigen Bestehen des Chor des Bayerischen Rundfunk berührte Atheisten wie Gläubige im Herkulessaal gleichermaßen. Sie läßt staunen und macht stumm und führte viele Besucher zur Kontemplation und dem Wunsch, daß der Chor des Bayerische Rundfunk noch lange erhalten bleibt. IOCO / D. Zimmermann / 26.04.2016

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