Berlin, Konzerthaus Berlin, Young Euro Classics - Australian Youth Orchestra, IOCO Kritik, 09.08.2013

Berlin, Konzerthaus Berlin, Young Euro Classics -  Australian Youth Orchestra, IOCO Kritik, 09.08.2013
Kritik

Konzerhaus Berlin

Young Euro Classics

Australian Youth Orchestra 9.8.2013

Christoph Eschenbach - Dirigent  -  Joshua Bell - Violine - William Barton - Didgeridoo

Peter Sculthorpe - "Earth Cry" mit Didgeridoo (1986)

Pjotr I. Tchaikovsky – Violine Concerto D dur op. 35 (1878)

Igor Stravinsky - "Le sacre du printemps" (1913)

Konzerthaus Berlin / Dirigent Eschenbach, Solist William Barton, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication
Konzerthaus Berlin / Dirigent Eschenbach, Solist William Barton, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication

Seit seiner ersten Veranstaltung 2000 hat sich das Festival Young Euro Classics als einer der jährlichen Berliner Musik-Highlights etabliert. Jedes Jahr treten hunderte junger Musiker - alle Mitglieder von Jugendorchestern aus der ganzen Welt - im renommierten Konzerthaus der Stadt auf. Das diesjährige Festival präsentierte 24 Konzerte mit über 1500 jungen Musikern und Musikerinnen.

Konzerthaus Berlin / Australian Youth Orchestra Orchesteransicht von oben © Kai Bienert / Schwind Kommunication
Konzerthaus Berlin / Australian Youth Orchestra Orchesteransicht von oben © Kai Bienert / Schwind Kommunication

Einer der vielen Highlights in diesem Jahr war das Konzert des Australian Youth Orchestra am 9. August. Das AYO feiert in diesem Jahr 65-jähriges Bestehen und ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Kulturbotschafter Australiens. Unter der Leitung von Christoph Eschenbach eröffnete das AYO sein Konzert in der deutschen Hauptstadt mit einem australischen Werk für Orchester und Didgeridoo, einem traditionellen Instrument der australischen Ureinwohner.

Die Ursprünge des Didgeridoos gehen rund 40.000 Jahre zurück. Das Blasinstrument wird vornehmlich von den Ureinwohnern Nordaustraliens gebaut und gespielt. Es wird normalerweise aus von Termiten oder weißen Ameisen ausgehöhten Stämmen lokaler Eukalyptusarten hergestellt. Das Instrument wird zumeist genutzt, um die Gesänge und Tänze in den Zeremonien der australischen Ureinwohner zu begleiten.

Konzerthaus Berlin / Joshua Bell mit Dirigent Christoph Eschenbach, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication
Konzerthaus Berlin / Joshua Bell mit Dirigent Christoph Eschenbach, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication

Peter Sculthorpe, der im vergangenen Jahr seinen 84. Geburtstag feierte, ist einer der profiliertesten Komponisten Australiens. Seine Werke werden seit Jahrzehnten international aufgeführt. 1986 geschrieben war sein Werk „Earth Cry“ eins der ersten klassischen Stücke, die das Didgeridoo nutzten. Zwar gilt „Earth Cry“ nicht als eine seiner stärksten Kompositionen, aber es eröffnet Zuhörern auf der ganzen Welt die Chance, die einzigartigen Töne des Didgeridoos zu erleben.

Der Solo-Spieler in dieser Aufführung von „Earth Cry“, William Barton, ist einer der anerkanntesten Didgeridoo-Spieler der Welt. Er stammt aus dem nordwestlichsten Teil des australischen Bundesstaats Queensland und hat auf der ganzen Welt gespielt, unter anderem in der Carnegie Hall und beim London Festival. Sculthorpe’s „Earth Cry“ eröffnet mit einem lang anhaltenden Didgeridoo-Solo von hinter der Bühne. Die Akustik des Berliner Konzerthauses bot den perfekten Resonanzraum für Bartons kunstvolles Didgeridoo-Spiel, während Sculthorpe’s sparsame Orchestrierung eine reiche Untermalung erlaubte, die die einzigartigen Qualitäten des Didgeridoos unterstrich. Das AYO, Eschenbach und Barton gelang so eine überzeugende Interpretation des australischen Werks, das wahrscheinlich zum ersten Mal in Berlin aufgeführt wurde.

Konzerthaus Berlin / Dirigent Eschenbach, Solist Joshua Bell, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication
Konzerthaus Berlin / Dirigent Eschenbach, Solist Joshua Bell, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication

Für den zweiten Teil des Programms – Tschaikowskis Violinkonzert – war Joshua Bell Gast des Orchesters. Nur ein winziger Erinnerungsfehler beeinträchtigte die majestätische Aufführung des russischen Meisterwerks durch den Solisten-Veteran. Die Begeisterung über die virtuose Interpretation ließ das Publikum mit Konventionen brechen und zwischen dem ersten und zweiten Satz des Konzerts applaudieren. Weniger beeindruckend war allerdings das Spiel des Orchesters, da deutliche Intonierungsprobleme der Bläser, insbesondere während des zweiten Satzes, von der Aufführung ablenkten.

Konzerthaus Berlin / Solist Joshua Bell, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication
Konzerthaus Berlin / Solist Joshua Bell, Australian Youth Orchestra © Kai Bienert / Schwind Kommunication

Da die erste Aufführung von Igor StrawinskysLe Sacre du Printemps“ dieses Jahr genau 100 Jahre zurück liegt, war das Stück eine passende Wahl zum Abschluss des Programms. Das erste Fagott kämpfte zwar etwas mit dem berühmten Eröffnungssolo, präsentierte danach aber – ebenso wie die Bläser - eine sehr schöne Version dieser zum Teil sehr schwierigen Partitur. Besondere Erwähnung verdienen die Hörner und Altflöten-Soli, während die Streicher ihre Fähigkeit demonstrierten, mit großer Präzision und rundem, vollem Klang zu spielen.

Dirigent Christoph Eschenbach, dessen Verbindung mit dem Australian Youth Orchestra bereits seit Jahrzehnten besteht, zeigte seine großartige Fähigkeit, gleichzeitig zu dirigieren und zu begleiten; und den jungen Musikern das Selbstvertrauen zu vermitteln, das für eine solche Aufführung notwendig ist.

Der großzügige Applaus und die andauernde Forderung des Publikums nach einer Zugabe waren Beweis für den Erfolg des Abends. Das Publikum im Berliner Konzerthaus war fasziniert vom frischen und aufregenden Spiel der jungen Musiker und Musikerinnen, ein Phänomen, das auch bei vielen anderen Konzerten des Young Euro Classics-Festivals im Juli und August zu beobachten war.

IOCO / Breandáin O’Shea / 09.08.2013

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