Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Tannhäuser-Skandal: Chronologie, IOCO Aktuell, 13.05.2013

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Tannhäuser-Skandal: Chronologie, IOCO Aktuell, 13.05.2013
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Deutsche Oper am Rhein

Düsseldorf Opernhaus © IOCO
Düsseldorf Opernhaus © IOCO

TANNHÄUSER - Freiheit der Kunst und Einsichten der Opernintendanz "Unerklärliche Publikumsreaktion"

 Presseveröffentlichungen  bis 13.5.2013 zum TANNHÄUSER an der Rheinoper

4.5.2013: Rheinoper Düsseldorf: Premiere des Tannhäuser von Richard Wagner in der Inszenierung von Burkhard C. Kosminski

6.5.2013: IOCO Bericht über die Tannhäuser Skandal - Inszenierung, Auszug:

Victor Ullmann_ Opfer des NAZI - Völkermordes © IOCO
Victor Ullmann_ Opfer des NAZI - Völkermordes © IOCO

In der Ouvertüre sinken nackte Körper in einer gläsernen Gaskammer sterbend zu Boden. Im ersten Akt unterbricht die Musik, damit der SS-Armbinde tragende Tannhäuser deportierte polnische(?) Familien mit Pistole in Zeitlupentempo erschießen kann. Reichsadler, stramme Hitler-Grüße, gut sitzende SS-Uniformen, Gestapo-Schergen, Vergewaltigung, viel Blut und Marschformation runden eine Inszenierung ab, in welcher Kosminski das Unbequeme einer komplexen Tannhäuser-Komposition in Schablonen eigenen Denkens ("Hitler eignet sich immer") pferchte.

Doch das Publikum wehrt sich: Die Inszenierung wird unterbrochen von Zwischenrufen: "Aufhören", "Skandal", "Regisseur raus" und schlimmeres; dazu lautes Türenknallen fliehender Besucher. Die Qualität von Dirigat und Gesang versanken in der beständigen Unruhe über die Inszenierung.

7.5.2015

: Die Rheinoper erklärt: "Wir planen

nicht,

die Inszenierung abzusetzen". Auch: "Die Deutung von Teilen des Publikums, die Inszenierung (NB. mit NAZI-Symbolen, Erschießung, Gestapo-Uniformen, Hakenkreuzen) gehe auf Kosten von Holocaust-Opfern, ist völlig verfehlt und abwegig. Wir können uns diese Deutung nicht erklären"......

8.5.2015:

Die Rheinoper entscheidet, Tannhäuser

nur noch konzertant

:

Begründung der Rheinoper: "Der Leitung der Deutschen Oper am Rhein war im Vorfeld der „Tannhäuser“-Inszenierung von Burkhard C. Kosminski bewusst, dass sein Konzept und die szenische Umsetzung durchaus kontrovers aufgenommen werden würden.

Mit allergrößter Betroffenheit reagieren wir jedoch darauf, dass einige Szenen, insbesondere die sehr realistisch dargestellte Erschießungsszene, für zahlreiche Besucher sowohl psychisch als auch physisch zu einer offenbar so starken Belastung geführt haben, dass diese Besucher sich im Anschluss in ärztliche Behandlung begeben mussten.

Nach Abwägen aller Argumente sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir eine solch extreme Wirkung unserer künstlerischen Arbeit nicht verantworten können. Ein völlig unverändertes Weiterspielen dieser Produktion ist uns vor diesem Hintergrund nicht möglich. Im intensiven Gespräch mit dem Regisseur Burkhard C. Kosminski haben wir die Möglichkeit der Abänderung einzelner Szenen diskutiert. Dies lehnt er aus künstlerischen Gründen ab. Selbstverständlich haben wir auch aus rechtlichen Gründen die künstlerische Freiheit des Regisseurs zu respektieren.

Wir (NB: Die Rheinoper) haben uns daher entschieden, den „Tannhäuser“ ab dem 9. Mai konzertant aufzuführen."9.5.2015:Der BBC London:

"A controversial production of a Wagner opera at one of the major German opera houses

has been cancelled

(deutsch: wurde eingestellt) because of harrowing scenes (grauenvolle Darstellung) involving Nazis. The Rheinoper, based in Dusseldorf, said some of the audience had to seek medical help following early performances of Tannhauser. But the producer "refused" to tone down the staging, set in a concentration camp during the Holocaust".

13.5.2013: FAZ, Frankfurt, G. Stadelmaier: "...Dass ein Schauspielregisseur auch mal Oper machen will und, da er von Musik keine Ahnung hat, wochenlang darüber brütet, womit er Aufsehen oder Skandal erregen könnte.....ist normal. ....Dass aber ein Intendant eine Oper in seinem Hause.....einen Einfallspinsel wie Kosminski den Abendstern zum Abendquatsch degradieren lässt, darin liegt der eigentliche Skandal...

13.5.2013: Der Spiegel, Hamburg, Interview Bukhard Kosminski: ..ist...."schockiert und sprachlos", daß seine Inszenierung nur noch konzertant gespielt wird. "ich habe zehn Monate vor der Premiere ...mein Konzept vorgelegt....Alle wußten, daß wir auf einen Abend voller Kontroversen zusteuern.." Kritik / Aufruhr werde zumeist durch: "die besserwisserische Ignoranz von Menschen ausgeübt, von denen die meisten die Aufführung nicht kennen.."

Weitere konzertante Tannhäuser-Vorstellungen:  19.5.; 30.5.; 2.6.2013

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