Salzburg, Salzburger Festspiele, Pereira drohend - Welser-Möst leicht ersetzbar, IOCO Aktuell, 03.01.2013

Salzburg, Salzburger Festspiele, Pereira drohend - Welser-Möst leicht ersetzbar, IOCO Aktuell, 03.01.2013
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Salzburger Festspiele

Salzburg / Grosses Festspielhaus © Salzburger Festspiele / Luigi Caputo
Salzburg / Grosses Festspielhaus © Salzburger Festspiele / Luigi Caputo

20-jährige Konstante der Salzburger Festspiele:  Misstöne

Franz Welser-Möst ersetzt man leicht

Salzburg, Festspielhauskomplex © Andreas Praefcke
Salzburg, Festspielhauskomplex © Andreas Praefcke
Künstlerisch wie finanziell großartige Jahre unter Herbert von Karajan prägten bis 1989 den internationalen Ruf der Salzburger Festspiele. Hatte bis in die Nachkriegsjahre das Ensemble der Wiener Staatsoper die              Besetzungslisten dominiert, so wurde Salzburg mit Karajan  zum Treffpunkt polyglotter Weltstars, großer Künstler wie Orchester. 1960 eröffnete das neu erbaute Große Festspielhaus (Bild) mit dem Rosenkavalier von Richard Strauss und läutete damit eine "Goldene Salzburger Festspiel-Zeit" ein, welche bis 1989 dauern sollte.
Mit Karajans Tod begann aber auch der Niedergang der Salzburger Festspiele. Konfliktreiche Mortier-Phasen, jahrelange finanzielle Unregelmäßigkeiten bei den Salzburger Festspielen und Osterfestspielen, ein für dissonante Schlagzeilen immer guter Intendant Jürgen Flimm und führungsschwache Politiker legten Axt an. Flimms  Intendanz endete im Sommer 2010, nachdem  er  – unabgestimmt - in Berlin als Intendant bei der Staatsoper Unter den Linden anheuerte, obwohl sein Vertrag in Salzburg bis zum Sommer 2011 lief.  Noch stärkerer Tobak: Schon seit Januar 2009 stand Flimm der Berliner Staatsoper „beratend“ zur Verfügung. "Egozentrisch" und "enttäuschend" waren in Salzburg und anderswo noch  mildeste Bezeichnungen für Jürgen Flimms Verhalten. Das unfröhliche Salzburger Hauen-und-Stechen, Kommen-und-Gehen sollte 2012 mit dem neuen Intendanten Alexander Pereira ein Ende haben. Doch gefehlt: Pereira drohte über Finanzen bereits vor Beginn seiner ersten, durchwachsenen Salzburger Festspiel-Saison im Juni 2012 mit Rücktritt. Anfang Dezember 2012 vertagte der von großen Kunst-Träumen getriebene Pereira diese Rücktrittsdrohung verschleiert in den März 2013.
 Wiener Staatsoper Management_Mitte_Franz Welser-Möst © IOCO
Wiener Staatsoper Management_Mitte_Franz Welser-Möst © IOCO
Passend  in diese Salzburger Landschaft kündigte Anfang Dezember 2012  Franz Welser- Möst, Chefdirigent des Wiener Staatsopernorchesters,  Beiname „Anti-Charismatiker“,  mal eben per Telefon, alle Dirigate des Mozart-Da-ponte-Zyklus bei den Salzburger Festspielen 2013. Sein flotter Kündigungsgrund: „Aufführungskonditionen“! Welser- Möst möchte keine Aufführung um 11 Uhr morgens und entschied zudem, Sänger seien durch einen engen Zeitplan überfordert. Kompromissangebote seitens Alexander Pereira lehnte Welser-Möst mit eigenartigem Vertragsverständnis ab. Doch dem Ende Welser-Mösts in Salzburg wohnt ein Zauber inne.
Denn einen Franz Welser-Möst ersetzt man leicht. Nur zwei Tage nach dessen Absage wird Christoph Eschenbach (70) als kompetenter Ersatz präsentiert. Mit dem leisen aber hoch geschätzten Pianist und Dirigent Christoph Eschenbach, derzeit „Künstler-in-Residence“ der großen Philharmonie Essen, wurde ein Dirigent gewählt, welcher Karajan-geprägt seit Jahren viele große internationale Orchester leitet und durch zahlreiche Mozart-CD-Einspielungen beste Voraussetzungen besitzt, den Mozart-Da-ponte-Zyklus auf den Festspielen 2013 erfolgreich zu leiten.
Seit Karajans Tod sind laute Misstöne eine leidige Konstante der Salzburger Festspiele. Tröstlich, dass diese Misstöne selten aus dem Orchestergraben oder von der Bühne stammen. Politikern, künstlerisch Verantwortlichen wie - in memoriam Franz Welser-Möst - ist ein Verhaltenscodex anzuraten, Inhalt: Wie und warum werbe ich erfolgreich für ein seit 1989 dümpelndes, €60 Millionen teures Kunst-Spektakel, genannt Salzburger Festspiele.    IOCO / Viktor Jarosch / 04.01.2013

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