Krefeld, Theater Krefeld Mönchengladbach, Die lustigen Nibelungen - Oscar Straus, IOCO Kritik, 21.10.2012

Krefeld, Theater Krefeld Mönchengladbach, Die lustigen Nibelungen - Oscar Straus, IOCO Kritik, 21.10.2012

Kritik

Theater Krefeld Mönchengladbach

Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte
Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte

Die lustigen Nibelungen -  Oscar Straus

Wer glaubte, die goldene Operettenära wäre zu Ende, als Johann Strauss im Juni 1899 starb, hatte sich getäuscht. Fünf Jahre nach seinem Tod ging am 12. November 1904 im Wiener Carltheater die Uraufführung der burlesken Operette Die lustigen Nibelungen von Oscar Straus über die Bühne. Eine mit scharfem Witz ausgestatte Parodie auf die damalige Gesellschaft, nach Offenbach`schem Vorbild.

Der 1870 in Wien geborene Komponist, weder verwandt noch verschwägert mit den Walzer-„Straußen“, ging nach ersten Studien in seiner Vaterstadt zu Max Bruch nach Berlin. Kapellmeisterstationen waren unter anderen Teplitz und Brünn. Schon einige Zeit hatte er als Hauskomponist an Hans von Wolzogens Berliner Kabarett Überbrettl gearbeitet, als er seine bis dahin “schlummernde, drastisch-humorvolle Ader entdeckte“. Die erste Frucht dieser Entdeckung war seine Operette Die lustigen Nibelungen, die er in Wien erfolgreich herausbrachte.

Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte
Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte

Noch größeren Erfolg hatten die Aufführungen, die kurze Zeit später am Berliner “Theater des Westens“ stattfanden. Schon 1907 beglückte er seine Anhänger mit einer neuen Kreation, betitelt Ein Walzertraum, die diesmal seine sehr empfindsame Seite offenbarte.

1937, nach vielen Anfeindungen, übersiedelte, floh der Oscar Straus nach New York. Auch dort hatte er Erfolg. Aber er kehrte 1948 als amerikanischer Staatsbürger nach Österreich zurück. Noch einmal landete der Achtzigjährige einen durchschlagenden Erfolg mit der Musik zu Max Ophüls Verfilmung von Schnitzlers Reigen. Straus starb am 11. Januar 1954.

Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte
Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte

Die lustigen Nibelungen sind leider kaum noch auf den Spielplänen der Theater anzutreffen. Umso mehr muss man den Vereinigten Bühnen Krefeld / Mönchengladbach dankbar sein, dass sie sich des Werkes angenommen haben. Nach erfolgreichen Aufführungen in der letzten Spielzeit in Mönchengladbach kam es nun in Krefeld heraus.

Eine sehr schöne dichte Inszenierung, voller Witz, Hintergründigkeit und praller Komik, stellte Hinrich Horstkotte auf die Bühne; der auch die praktisch gemütliche Kulisse und die phantasievollen, üppigen Kostüme entwarf.

Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte
Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte

Die Handlung birgt viel lustiges und ergötzliches Potential. König Gunther von Burgund ist miesepetrig. Der Familienrat tagt in Worms.

Dankward und Ute, Gunthers Eltern und seine Geschwister sind ratlos. Sollte er Liebeskummer haben?  Nein, er hat Angst vor Brunhild, der starken Amazone aus dem Isenland, die er im Zweikampf bezwingen muss, wenn er sie haben will. Onkel Hagen weiß Rat. Siegfried von Niederland ist der Retter, der für Gunther die Amazone bezwingt. Und so weiter in der Sage, wie man sie kennt, aber mit vielen Varianten, lustigen Einfällen und viel Aktion wird hier persifliert und auf den Arm genommen was das Zeug hält.

Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte
Theater Krefeld / Die lustigen Nibelungen © Matthias Stutte

Die Sänger sind großartig in Gesang, Spiel und Maske. Mutter Ute (mit klangvollem Mezzosopran Eva Maria Günschmann) wunderbar als Cosima hergerichtet, ist umwerfend. Vater Dankward, pompöse Mischung aus Bismarck und Wilhelm II (prächtig Hayk Déinyan) ebenso. Volker, mehr Schwuchtel als Held (köstlich Rochus Triebs), Giselher, ein infantiler Recke (Gabriela Kuhn), Gunther, die königliche Memme (urkomisch Rafael Bruck) sowie Krimhild, die wonnige Maid (mit schönen Soprantönen und Sinn für Komik Debra Hays) komplettieren die schreckliche Familie.

Ach nein, da ist ja noch Onkel Hagen, der Grimme, der auf den Knien gehen muss, weil er als Zwerg aufgemacht ist (eine tolle Leistung von Matthias Wippich).

Mit kräftigem Tenor singt Markus Heinrich den Recken Siegfried, der seinen Reichtum nicht auf einer Sandbank im Rhein gehortet hat, sondern auf einer Rheinischen Bank.

Im martialischen Outfit, agil im Spiel und gut gesungen, war die Brunhild von Janet Bartolova. Ganz wunderbar agierte auch der gut singende Chor des Theaters. Federnd und zackig klangen die schmissigen Melodien aus dem Graben.

Der junge Kapellmeister Andreas Fellner und die in bester Spiellaune aufspielenden Niederrheinischen Sinfoniker machten es möglich.

Begeisterung beim Publikum. Empfehlung: Nix wie hin, es lohnt sich.

IOCO / UGK / 21.10.2012

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