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Ballett - TanzKritikenWiener Staatsoper

Wien, Wiener Staatsoper, Ballett Romeo und Julia von John Cranko, IOCO Kritik, 25.03.2009

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Redaktion
28. March 2009
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Kritik  

Wiener Staatsoper © Starke
Wiener Staatsoper © Starke

Romeo und Julia   –  Sergej Prokofjew

Wiener Kult-Ballett von John Cranko

Am  23. März  2009  besuchte  IOCO die  Wiener Staatsoper.  Sie war  ausverkauft, über 2.100 Plätze, ein Montag, ein Ballett.  Was  war  passiert?  John Crankos  47  Jahre alte  Inszenierung  von  Prokofjews   Romeo und Julia  nach William  Shakespeare  wurde getanzt.  1962  enstand diese Inszenierung für das Stuttgarter Ballett, wo John Cranko von 1961 bis zum seinem Tod 1973 als Ballettdirektor  arbeitete.  Mit  dieser Arbeit  etablierte Cranko  Romeo und Julia  endgültig in westlichen Spielplänen,  entwickelte  das  Stuttgarter Ballettensemble  zu  einem führenden  Ballettensemble weltweit  und  trug  maßgeblich zum seinerzeitigen `Deutschen Ballettwunder´ bei.

Diese  epochale  Ballett – Choreografie  zu  geniessen  kamen über 2.100  Besucher in die Wiener Staatsoper  an einem ansonsten trüben  Montagabend.  Es hatte  etwas von  einer  Hommage  an  John  Cranko  und  Anne WoolliamsAnne  Woolliams, Ko-Direktorin des Stuttgarter Balletts,  war  1975  verantwortlich  für die  Einstudierung  von John Cranko´s  Produktion  für  das  Wiener Staatsopernballett.  1992 verantwortete  sie  dessen Auffrischung,  leitete  von  1993  bis  1995  das  Wiener  Staatsopernballett.  Sie  starb  1999  in  Canterbury.

Es  tanzten  am  23.  März 2009  Maria Yakovleva  die JuliaMihail Sosnovschi  den  Romeo, Wolfgang Grascher den  Graf Capulet, Alexandra Kontrus die Gräfin Capulet.  Graf Montague wurde von Alexandre Romanchenko getanzt, Maria Balzano feierte ihr Rollendebüt als Gräfin Montague. Von  anhaltend  tosendem Applaus  und einem Blumenregen  verabschiedet. Am  29. April  2009 gibt Polina Semionova ihr Rollendebut als Julia, ihr Romeo wird von Roman Lazik getanzt. Und  die  150. Vorstellung des Cranko  Romeo und Julia an der Wiener Staatsoper  findet am  31. Mai  2009  statt.

Die Entstehungsgeschichte  dieses  Balletts  allein  stellt schon alle  Ingredienzien eines Dramas:  1934  erhält Prokofjew den Auftrag,  Romeo und Julia  für das Kirow-Theater in Leningrad zu entwickeln. Doch dann wollte man nicht mehr so recht. Das Bolschoi-Theater in Moskau einigte sich als nächstes mit Prokofjew  zu dem Thema. Später trat auch dieses Theater vom Vertrag zurück. Nachdem  eine weitere Aufführung  in Leningrad  platzte, man  ist bereits im Jahre 1937, fand die Premiere der Urfassung  von Romeo und Julia  am 30. Dezember 1938  in Brünn statt.

In dieser Zeit  arbeitete  Leonid Lawrowski, Ballettdirektor des  Kirow-Theaters,  an  einer eigenen Romeo und Julia  Fassung  und  besuchte  Prokofjew, um  ihn zur Mitarbeit an seinem Projekt zu bewegen.  Der  erfahrene Theatermann Lawrowski beeinflußte  Prokofjew,  die  Instrumentierung  seiner Urfassung  zu  verändern,  als  er  erkannte, daß die Mitglieder des Balletts  der  Musik   einfach hilflos gegenüberstanden  und viel  Zeit zur Einfühlung brauchten.

Hilflos  auch, weil  das  Leningrader  Corps  seit Jahrzehnten eine ausgeprägte, stark aufgetragene, tanzmäßige Instrumention gewohnt war. So konnten die Tänzer  nur sehr spät die dramaturgische  Sinngebung  und  Feinheit der Instrumentierung würdigen.  Die russische  Erstaufführung dieser heutigen Fassung  erfolgte  am 11. Januar 1940,  nahezu sechs Jahre  nachdem  Prokofjew  Shakespeare´s  Tragödiendramen  für sich entdeckt hatte.

Die  Wiener Romeo  und  Julia  Inszenierung von John Cranko hat ihren Ursprung in den fünfziger Jahren.  Abendfüllendes  Ballett  gab es damals im Westen  kaum.  Dann, 1956,  der  triumphale  Erfolg in  London  mit  Leonid Lawrowskis  Romeo und Julia  Fassung  getanzt  vom  Moskauer Bolschoi-Ballett.

Dies  erst  ermutigte  westliche   Choreographen  den  Anstoß  zum  abendfüllenden  Ballett.  Der  gebürtige Südafrikaner  John Cranko  leitete  seinerzeit  das  Sadler´s  Wells Theatre Ballet  und  lernte   Mitte  der  fünfziger Jahre  in  London  verschiedene  russische  Romeo und JuliaInszenierungen kennen.   Seine  1962 für das Stuttgarter Ballett  entstandene Version  ist  geprägt  von nahtlosem Ineinanderübergehen  von  Lebensfreude  und  gewaltsamen Tod.

Ballettanfreunde sehen in der Romeo und Julia – Produktion von John Cranko einen  zeitlosen Höhepunkt in der Geschichte des Balletttanzes, wie auch die Besucher der Vorstellung an diesem trüben Märztag.   IOCO  / Viktor Jarosch / 25.03.2009


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